Der US-amerikanische Immunologe Dennis Kasper (80) wird mit dem Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2024 geehrt. Laut Stiftungsrat hat Kasper Wörter eine Sprache entdeckt, mit der Bakterien, die unseren Darm bevölkern, unser Immunsystem erziehen. Dank seiner Forschung zeichneten sich bereits konkrete Ansatzpunkte für die Behandlung schwerer Autoimmunkrankheiten ab, teilte der Stiftungsrat am Dienstag in Frankfurt mit.

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Der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis ist einer der renommiertesten Medizinpreise Deutschlands. Er wird seit 1952 verliehen und ist mit 120 000 Euro dotiert. Die Auszeichnung wird traditionell am Geburtstag des Nobelpreisträgers Paul Ehrlich (1854-1915), dem 14. März, in der Frankfurter Paulskirche verliehen.

Kasper ist seit 1989 Medizin-Professor und seit 1997 Professor für Immunologie an der Harvard Medical School (Boston). Er ist Mitherausgeber von "Harrison’s Principles of Internal Medicine", dem laut Stiftungsrat weltweit am häufigsten verwendeten Lehrbuch der Medizin.

Im Dickdarm jedes Menschen leben geschätzt rund zehn Billionen Bakterien. Viele von ihnen nützen ihrem Träger auf vielfältige Weise - andere schaden ihm. Damit unser Immunsystem zuverlässig zwischen nützlichen und schädlichen Bakterien unterscheiden kann, braucht es kontinuierliche Kommunikation. Wie die Bakterien dem Immunsystem ihrer Wirte Botschaften mitteilen, blieb lange ein Rätsel - Dennis Kasper hat es am Beispiel des Bakteriums Bacteroides fragilis gelöst, wie es hieß.

Er entdeckte demnach zwei Moleküle, mit deren Hilfe die Darm-Mikrobe das Immunsystem ihres Wirtes dazu erzieht, maßvoll zu agieren und nicht anzugreifen. "Dem Preisträger ist es als Erstem gelungen, Kommunikationskanäle in dem Superorganismus aufzudecken, den der Mensch und sein Mikrobiom bilden", erklärte der Vorsitzende des Stiftungsrates, Thomas Boehm. "Durch ihn haben wir erfahren, mit welchen Signalen Darmbakterien in unserem Immunsystem für eine gesunde Balance zwischen Angriffslust und Entzündungsdämpfung sorgen. Das wird weitreichende klinische Konsequenzen haben."  © dpa

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