Nachdem eine 40-jährige Frau unkontrolliert in den Sicherheitsbereich gelangt war, herrscht am Flughafen München immer noch Ungewissheit. Tausende Menschen sitzen wartend in der Flughafenhalle, mindestens 200 Flüge wurden gestrichen, rund 60 sind verspätet. Am frühen Samstagabend vermeldete die Bundespolizei, dass die verdächtige Frau gefunden wurde.

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Eigentlich sollten sie schon im klimatisierten Flugzeug in Richtung Frankfurt sitzen. Stattdessen sitzt Timo (13) auf einem Rollkoffer und Annika (9) auf dem Boden der überhitzten Abflughalle von Terminal 2 des Flughafens München. Mit ihren Eltern sollte es am Samstagmorgen in die Dominikanische Republik gehen - die Sommerferien haben gerade begonnen. Doch nun liegen die Nerven blank. "Wir haben null Infos. Wir stehen hier seit zwei Stunden und wissen nichts", sagt ihre Mutter. Wie der Familie geht es Tausenden Fluggästen, die auf dem Weg in den Urlaub sind.

Großalarm wegen Sicherheitspanne

Der Grund: Eine zunächst unbekannte Frau gelangt am Morgen in einen Sicherheitsbereich, ohne vorher kontrolliert worden zu sein. Die Konsequenz: Die Polizei räumt das Terminal 2 und das damit verbundene sogenannte Satelliten-Terminal. Inzwischen ist die Frau identifiziert. Bei ihr handelt es sich nach Angaben der Regierung von Oberbayern um einen etwa 40-Jährige, die laut Bundespolizei nicht festgenommen wurde und erst einmal auf freiem Fuß blieb.

Plastiktüte wohl Auslöser

Wie der BR berichtet, wurde die Frau zunächst an der Sicherheitskontrolle zurückgewiesen. Hintergrund waren Flüssigkeiten, die im Koffer der Passagierin nicht ordnungsgemäß verpackt wurden. Daraufhin wurde sie angewiesen, sich einen der durch die Sicherheitsvorgaben definierten Plastikbeutel zu besorgen.

Als sie zurückkehrte, passierte sie offenbar eine noch nicht einsatzbereite Kontrollstelle. Nachdem das Personal wohl zu spät reagierte und die unbekannte Dame nicht mehr aufgefunden werden konnte, blieb der Bundespolizei nichts anderes übrig als Großalarm auszulösen.

Stunden der Ungewissheit

In Lautsprecherdurchsagen ist zunächst nur die Rede von einem Polizeieinsatz. Unsicherheit macht sich breit. Das Internet sei am frühen Morgen überlastet gewesen, an Informationen sei man nicht gekommen, erzählt Stefanie Fach. "Wir wussten nichts. Die erste Durchsage kam erst spät und man hat sie nicht genau verstanden." Die Mitarbeiter an der Gepäckausgabe hätten sie dann beruhigt. Stunden später herrscht immer noch absolute Ungewissheit.

Kaum einer weiß, wie es weiter geht

Die Menschen stehen, sitzen und liegen am Mittag im Check-in-Bereich. Kaum einer weiß, wie es weitergeht. Per Lautsprecherdurchsage werden sie aufgerufen, Ruhe zu bewahren. Viele fächern sich mit ihren Flugtickets Luft ins Gesicht. Manch einer verliert die Nerven. Eine erboste Frau geht einen Flughafenmitarbeiter an: "Wo ist das Problem? Wo ist das Problem?" Die Antwort: "Weiß nicht."

Noel dagegen gibt sich entspannter. Der 20-Jährige will eigentlich nach Barcelona in Spanien fliegen, um in der Stadt Calella mit seinen Kumpels Party zu machen. Daraus wird erstmal nichts. Mit Sonnenbrille auf dem Gesicht liegt er auf den Fliesen der Halle und versucht sich zu entspannen. Anthony Michaels-Moore will mit Frau und seinen zwei Kindern eigentlich nach Albuquerque (USA) fliegen. "Wir wissen nicht, was los ist. Informationen kommen viel zu spät", sagt der 61-Jährige.

Sicherheitsmitarbeiter verteilen Wasser

Gegen Mittag hallen konkretere Durchsagen durch das Terminal: Die Polizei habe den Sicherheitsbereich der beiden Abflughallen wieder freigegeben. Nicht mehr lange, dann sollen auch wieder Flugzeuge vom Terminal 2 abheben. Doch bis die vielen Tausend Fluggäste wieder durch den Sicherheits-Check sind, dauert es. Sicherheitsmitarbeiter drängen sich durch die Menge in der Warthalle und verteilen Wasser. Mit speziellen Großlüftern leitet die Flughafenfeuerwehr frische Luft in die Halle.

Ein Sprecher vom Flughafen teilt mit: Mindestens 200 Flüge sind ausgefallen. Rund 60 Flüge sind verspätet. Auch der Flug von Familie Fach nach Irland wurde gestrichen. Wann es wie, wo weitergeht - davon haben sie am frühen Nachmittag immer noch keine Ahnung. Die Großeltern aus Rosenheim kommen vorsichtshalber zum Flughafen und kümmern sich um die Kinder. "Am Ende müssen sie uns wieder mit heim nehmen", sagt Stefanie Fach enttäuscht. (dar/mc/dpa)

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