Die Traumreise wird zum Horrortrip: Bei einem Sturm gerät ein Kreuzfahrtschiff mit 1.373 Menschen an Bord vor der norwegischen Küste in Seenot. Ein Motor fiel aus. Die Rettungsaktion zieht sich hin. Unter den Passagieren sind zwei Deutsche.

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Die dramatische Evakuierung des vor der westnorwegischen Küste bei einem Sturm in Seenot geratenen Kreuzfahrtschiffs mit 1.373 Menschen an Bord dauert an: Bislang sind rund 480 Menschen vom Schiff an Land geholt worden.

Die Rettungsaktion ging nur langsam voran, weil die Passagiere einzeln in einen Hubschrauber hochgezogen werden mussten. Nur jeweils rund 15 Menschen können pro Flug in Sicherheit gebracht werden.

Am Sonntagvormittag musste die Evakuierung dann unterbrochen werden. Hubschrauber sollten keine Menschen mehr von Bord der "Viking Sky" an Land fliegen, während Schlepper das Schiff in den Hafen der Stadt Molde bringen, wie der südnorwegische Rettungsdienst am Sonntag mitteilte.

Die Nachrichtenagentur NTB berichtete, der Kapitän werde während des Manövers entscheiden, ob die Evakuierung per Helikopter fortgesetzt werden solle.

Zwei deutsche Frauen unter den Passagieren

17 Passagiere wurden laut Polizei verletzt, drei davon schwer. Sie wurden in ein Krankenhaus gebracht. Laut Reederei Viking Ocean Cruise befanden sich 915 Passagiere und 458 Besatzungsmitglieder an Bord.

Die meisten Passagiere an Bord des Kreuzfahrtschiffes stammen laut Polizei aus Großbritannien und den USA. Auch zwei deutsche Frauen waren nach Reedereiangaben mit dem Schiff unterwegs.

Sie sind 74 und 66 Jahre alt. Ob sie bereits in der Nacht von Bord geholt wurden oder am Sonntag weiter auf dem Schiff ausharren mussten, war laut einem Sprecher von Viking Cruises unklar.

Das Rote Kreuz teilte mit, viele der Passagiere seien traumatisiert. Sie würden an Land psychologisch betreut.

Motoren laufen wieder

Der Motorschaden der in Seenot geratenen "Viking Sky" ist nach Angaben der Einsatzkräfte größtenteils behoben. Drei der vier Motoren funktionierten wieder, sagte ein Sprecher am Sonntagmorgen. Damit könne das Schiff wieder mit eigener Kraft fahren.

Auch die neun Besatzungsmitglieder eines im selben Küstengebiets ebenfalls in Seenot geratenen Frachters wurden laut Nachrichtenagentur NTB mittlerweile in Sicherheit gebracht.

Bei dem Frachtschiff "Hagland Captain" war ebenfalls der Motor ausgefallen. Daraufhin habe es Schlagseite bekommen, teilte der südnorwegische Rettungsdienst mit. Der Frachter war auf dem Weg zur "Viking Sky", um zu helfen.

Die Evakuierten kamen in ein Notaufnahmezentrum in der Stadt Brynhallen, rund 500 Kilometer nördlich der Hauptstadt Oslo. Die Verletzten wurden dann in drei Krankenhäuser gebracht.

Passagiere veröffentlichen Videos

Der Rundfunksender NRK zeigte Aufnahmen der "Viking Sky" in starkem Wellengang im gefährlichen Küstenabschnitt Hustadvika, in dem es zahlreiche kleine Inseln und Riffe gibt.

Der südnorwegische Rettungsdienst erklärte, das Schiff habe wegen Antriebsproblemen bei widrigen Wetterbedingungen einen Notruf abgesetzt und treibe in Richtung Küste.

Passagiere veröffentlichten auf Twitter Aufnahmen, die von dem Schiff stammen sollen. Zu sehen ist, wie bei starkem Wellengang Möbelstücke wie Sessel, Stühle und Tische sowie Pflanzen auf dem Boden hin und her schlittern. Ein Brett fällt einer Frau auf den Kopf.

Viele Menschen an Bord sitzen und tragen Rettungswesten. Ein Passagier schrieb, er warte noch auf die Evakuierung. Die Besatzung mache einen fantastischen Job und sorge dafür, dass alle ruhig und versorgt seien. Das Meer sei weiterhin aufgewühlt.

Küstenabschnitt gilt als gefährliches Seegebiet

Die Polizei der norwegischen Provinz Møre og Romsdal hatte am Samstagnachmittag auf Twitter mitgeteilt, ein Kreuzfahrtschiff habe Motorprobleme und müsse deshalb evakuiert werden.

Die Evakuierten kamen zunächst in die Kommune Fræna, während in den nahe liegenden Städten Molde und Kristiansund nach Schlafmöglichkeiten für sie gesucht wurde. Vermisst wurde niemand.

Es wurde davon ausgegangen, dass einer der beiden Motoren des Schiffs ausgefallen ist. Während mehrere Hubschrauber und Schiffe zur Evakuierung eingesetzt wurden, wurde zugleich versucht, den Motor wieder in Gang zu bringen.

Beteiligt waren verschiedene Behörden und Organisationen, darunter das Rote Kreuz. Das Kreuzfahrtschiff lag zunächst vor Anker.

Der Küstenabschnitt Hustadvika liegt bei Kristiansund an der zentralen Westküste Norwegens und gilt als gefährliches Seegebiet. Dort ist es in der Vergangenheit schon häufiger zu Schiffsunfällen gekommen. Die "Viking Sky" wurde 2017 getauft. Sie ist unter norwegischer Flagge unterwegs. (jwo/ff/dpa/afp)

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