- Im Prozess um die Milliardenpleite des Wirecard-Konzerns hat am Montag erstmals der frühere Unternehmenschef Markus Braun ausgesagt.
- Der 53-Jährige wies die Vorwürfe der Anklage gegen sich zurück.
- Er widerspricht damit den Aussagen des Kronzeugen Oliver Bellenhaus, der ebenfalls angeklagt ist.
Der frühere Wirecard-Chef Markus Braun hat alle Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gegen sich zurückgewiesen. "Ich hatte keinerlei Kenntnisse von Fälschungen oder Veruntreuungen", sagte Braun am Montag im Prozess um die Milliardenpleite des insolventen Bezahldienstleisters vor dem Landgericht München I.
"Ich habe mich auch mit niemandem zu einer Bande zusammengeschlossen", betonte der 53-Jährige. Damit widerspricht Braun auch dem Kronzeugen der Staatsanwaltschaft, der seinen einstigen Vorstandsvorsitzenden im bisherigen Prozessverlauf schwer beschuldigt hat.
Es ist das erste Mal, dass sich Braun in dem Verfahren selbst zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft äußert, davor hatte bereits seine Verteidigung alle Vorwürfe zurückgewiesen. Der in Untersuchungshaft sitzende Braun ist wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs, Untreue, Marktmanipulation und unrichtiger Darstellung angeklagt. Im Fall einer Verurteilung drohen ihm viele Jahre Gefängnis.
Braun über den "Tag des Schmerzes"
Braun sagte, er wolle alle Anklagepunkte "klar zurückweisen". Er ging dabei auf den 18. Juni 2020 ein, der der Schlüsseltag für den Skandal des damals im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Konzerns war. Das Unternehmen teilte damals mit, dass 1,9 Milliarden Euro nicht auffindbar seien - der Aktienkurs von Wirecard brach daraufhin ein. Kurz danach wurde bekannt, dass das Unternehmen Scheingeschäfte betrieben hatte.
Braun sagte, der damalige Tag sei bis heute für ihn ein "Tag des tiefsten Bedauerns, ich würde sogar sagen, ein Tag des Schmerzes". Sein Bedauern gelte den Aktionären von Wirecard, vor allem aber den Mitarbeitern des Unternehmens. Dass es Manipulationen gegeben habe, habe er nicht gewusst.
Braun geht im ersten Teil seiner Stellungnahme noch nicht darauf ein, wer die Täter gewesen sein, wer die Wirecard-Bande geführt haben könnte.
Angeklagter gegen Angeklagten
In dem Prozess steht Angeklagter gegen Angeklagten, denn als Kronzeuge der Staatsanwaltschaft tritt der bis 2020 in Dubai für Wirecard tätige Manager Oliver Bellenhaus auf. Er hat Braun im bisherigen Prozessverlauf schwer beschuldigt. Bellenhaus zufolge war Braun ein alles dominierender Chef, der in den Milliardenbetrug voll eingebunden war und alles wusste.
Braun geht im ersten Teil seiner Stellungnahme noch nicht darauf ein, wer die Täter gewesen sein, wer die Wirecard-Bande geführt haben könnte. Brauns Verteidiger haben den Kronzeugen Bellenhaus als "professionellen Lügner" attackiert. Eine Schlüsselrolle bei Wirecard spielte der seit 2020 untergetauchte Vertriebschef Jan Marsalek, so viel wird bereits zu Beginn aus Brauns Vortrag deutlich.
"In der gesamten Gruppe waren viele talentierte junge Menschen, aber Marsalek ist wirklich herausgestochen", berichtet Braun. "Gefühlt war Marsalek damals ein Glücksgriff". In den kommenden Tagen und Wochen muss Braun sich auf eindringliche Fragen des Gerichts einstellen.
Der Fall Wirecard ist einer der größten Skandale der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Mit den Scheingeschäften soll das Unternehmen seinen Umsatz künstlich aufgebläht und es so zu immer neuen Krediten und bis in den Dax geschafft haben. Der Prozess um die Pleite läuft seit Dezember, neben Braun sind zwei weitere frühere Manager des Konzerns angeklagt. (dpa/afp/lko)
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