Der Ablauf ist immer ähnlich: zuerst bebt die Erde, dann sprudelt Lava aus dem Vulkan. Doch diesmal ist das Naturschauspiel im isländischen Grindavik noch eindrucksvoller.

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Meterhoch sprudelt die orange-rote Lava aus dem Boden nördlich vom Küstenort Grindavík auf Island, begleitet von massiven Rauchwolken. Was aus der Ferne aussieht wie ein flächiger Waldbrand, ist bei näherer Betrachtung eine riesige Lava-Fontäne, die da am Mittwoch aus der geöffneten Erdspalte schießt. Abermals ist in der Nähe von Sundhnúk ein Vulkan ausgebrochen. Menschen kamen nicht zu Schaden, vor dem Ausbruch waren anliegende Orte evakuiert worden.

Die glühende Masse bewegte sich nicht nur in Richtung der Stadt Grindavík, sondern auch weiter in den Westen und Norden, wie der isländische Sender RUV berichtete. Es ist bereits das fünfte Mal seit Dezember, dass sich die Erde auf der Insel spaltet. Auf bis zu 3,4 Kilometer wird die Länge des Risses in der Erde zunächst geschätzt - Tendenz steigend. "Die Erde hat sich mit großer Kraft geöffnet", sagte Kristín Jónsdóttir, Geophysikerin beim isländischen Wetteramt.

Ein erwarteter Vulkanausbruch

Bei Messungen hatten Experten den Magma-Austritt schon kommen sehen, so groß war der Druck unter der Erde. Jónsdóttir sagte, dass dies eine stärkere Eruption sei, da sich mehr Magma angesammelt habe als bei früheren Ereignissen. "Wir haben eine ganze Weile auf diesen Ausbruch gewartet, und es ist ein Glück, dass er gerade jetzt stattfand." Begonnen hatte die Eruption bereits vor 11.00 Uhr (Ortszeit 13.00 Uhr). Am Nachmittag flossen dann etwa 1000 Kubikmeter Lava pro Sekunde aus der Spalte - etwa das Volumen eines Schwimmbeckens, sagen die Experten.

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Laut Benedikt Ófeigsson vom isländischen Wetteramt fließt die Lava hauptsächlich in Richtung Westen. Es blieb zunächst offen, ob der Spalt und die Lava die Verteidigungsanlagen außerhalb von Grindavík erreichen werden. Die Behörden haben bereits vor Monaten mit dem Bau spezieller Deiche begonnen, um mögliche Lavaströme von Häusern und kritischer Infrastruktur abzulenken.

Ófeigsson sagte, der Ausbruch habe etwas länger gedauert als erwartet, was ein Zeichen dafür sein könnte, dass es für das Magma schwieriger geworden ist, nach oben zu drängen und sich durchzusetzen. Die neue Eruption durchstieß zuvor gebildete Krater, die bereits bei vergangenen Ausbrüchen aktiv waren. Die Spalte entwickelte sich so in mehrere Richtungen.

Sicherheit in der Umgebung

Bereits einige Stunden zuvor hatten die Behörden eine Evakuierung des Ortes Grindavík sowie der beliebten Touristenattraktion Blaue Lagune (ein Thermalfreibad) angeordnet. Dort hatten sich am Mittwochvormittag noch etwa 700 bis 800 Besucherinnen und Besucher aufgehalten. Nach dem Ausbruch riefen die Behörden den Notstand aus.

Der Zivilschutz riet dringend davon ab, sich an den Ort des Geschehens zu begeben. Schaulustige hätten sich auf den Weg zum Ausbruchsort gemacht. Auf den Flugverkehr habe der Ausbruch trotz Rauch bisher keine Auswirkungen.

Bekannt und doch gefährlich

Grindavík liegt auf der Reykjanes-Halbinsel - rund 55 Kilometer südwestlich von Reykjavik. Bei einem Ausbruch im Januar hatte Lava drei Häuser am nördlichen Ausläufer des 4000-Einwohner-Ortes Grindavík erfasst. Die Zukunft der Gemeinde mit ihrem Vulkan-Fluch ist unklar. Die Regierung hat bereits einen Gesetzesentwurf vorgelegt, wonach Bewohner ihr Wohneigentum an ein staatliches Unternehmen verkaufen können sollen.(dpa/jst)

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