Knapp zwei Jahre nach Vorwürfen des Machtmissbrauchs und der sexualisierten Belästigung am Abraham Geiger Kolleg in Potsdam plant der Zentralrat der Juden in Deutschland den Neustart mit einer Stiftung als Trägerin der Rabbinerschule.
Dies teilte der Zentralrat am Montag gemeinsam mit der brandenburgischen Landesregierung, dem Bundesinnenministerium und der Kultusministerkonferenz mit - den Geldgebern der Institution. Der Antrag auf Gründung der Stiftung sei gestellt.
Im Mai 2022 war erstmals über Vorwürfe von Machtmissbrauch und sexualisierter Belästigung an der liberalen Rabbinerschule berichtet worden. Es folgten ausführliche Untersuchungen. Der Zentralrat der Juden sieht persönliches Fehlverhalten beim Gründer und früheren Rektor Walter Homolka. Dieser bestritt die Vorwürfe, zog sich aber von seinen Ämtern zurück.
Anfang 2023 übertrug Homolka seine GmbH-Anteile am Abraham Geiger Kolleg und am konservativen Zacharias-Frankel-College an die Jüdische Gemeinde zu Berlin. Das traf schon damals auf Kritik des Zentralrats. Er sprach von einem "Deal, der uns keinen Schritt weiter bringt".
Nun argumentierte der Zentralrat in der gemeinsamen Erklärung mit der Landes- und der Bundesregierung, "dass die Jüdische Gemeinde zu Berlin nur die wirtschaftliche Trägerin des Abraham Geiger Kollegs ist und als solche einer Rabbinatsausbildungsstätte kein Ordinationsrecht verleihen kann, das Anerkennung und Akzeptanz innerhalb der organisierten jüdischen Religionsgemeinschaft in Deutschland findet". Das habe die Allgemeine Rabbinerkonferenz bestätigt.
Zudem verweist der Zentralrat auf die staatlichen Geldgeber. Diese würden das Abraham Geiger Kolleg vorerst weiter fördern. Aber: "Wenn die Stiftung ihre Arbeit aufnimmt, wird ihre Tätigkeit durch die Umgestaltung der bisherigen öffentlichen Förderung für die Rabbinats- sowie Kantoratsausbildung unterstützt", heißt es weiter. © dpa
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