In Dänemark ist das Coronavirus mutiert und auf mehrere Menschen übergesprungen. Der Mutant entstand in Nerzen. Daher sollen alle 17 Millionen Zuchttiere im Land getötet werden. Welche Gefahr besteht für die Menschen?

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In der Corona-Pandemie geht Dänemark auf Nummer sicher – und macht einen drastischen Schritt. Nachdem Nerze an COVID-19 erkrankt sind und sich das Virus in den Tieren genetisch verändert hatte, sollen alle 15 bis 17 Millionen Tiere im Land getötet werden.

Hintergrund ist, dass die Nerz-Varianten von SARS-CoV-2 weniger empfindlich gegenüber den Antikörpern sind, die Menschen durch eine COVID-Infektion ausbilden, teilte das "Statens Serum Institut" (SSI), die dänische Behörde für Infektionsschutz, mit. Demnach kann die Mutation dazu führen, dass ein künftiger Impfstoff nicht vor Infektionen vor der Nerz-Variante von SARS-CoV-2 schützt.

Massentötung der Nerze soll die Quelle der Virus-Variante beseitigen

Die dänische Regierung möchte mit der Massentötung der Tiere in den kommerziellen Farmen die Quelle der neuen Virus-Variante beseitigen, sagt Diplom-Biologin Elke Reinking vom Friedrich-Loeffler-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit.

Es soll verhindert werden, dass sich der Erreger über die Nerzfarmen hinaus verbreitet und auf weitere Menschen überspringt. 214 Menschen haben sich in Dänemark bereits mit dem Mutanten angesteckt, teilte das SSI mit.

94 Prozent der Infektionen wurden in der Region Nordjütland nachgewiesen. Dort, wo auch die meisten positiven COVID-19-Befunde bei Nerzen entdeckt wurden.

Nun gilt in Nordjütland ein Lockdown: In sieben Kommunen wird der öffentliche Nahverkehr eingestellt. Zudem sollen 280.000 Menschen zu Hause bleiben und Schüler von der fünften bis zur achten Jahrgangsstufe digitalen Unterricht bekommen.

Noch fehlen wichtige Daten zum neuen Erreger

Das SSI bewertet die Gefahr, die von der neuen Virus-Variante ausgeht, nicht eindeutig. Zwar soll sie nicht gefährlicher oder ansteckender sein als andere Viren, allerdings haben Labor-Experimente gezeigt, dass der Mutant weniger durch Antikörper von Menschen gehemmt wird, die bereits mit SARS-CoV-2 infiziert waren.

Das bedeutet, dass auch ein künftiger Impfstoff weniger wirksam sein könnte. Laut SSI wäre es sehr risikoreich, die Nerzzucht fortzusetzen, da sich der Erreger weiter ausbreiten und zahlreiche Menschen und Tiere befallen könnte.

Infolgedessen könnte das Virus außerdem weiter mutieren, was die Suche nach einem Impfstoff weiter erschweren und eine bereits erlangte Immunität schwächen würde. Wie diese Risiken zu bewerten sind, ist allerdings noch unklar, sagt Reinking.

Für eine abschließende Beurteilung fehlen noch wichtige Daten, deshalb werden derzeit weitere Studien gemacht.

Corona-Mutant könnte trotz Impfung eine Erkrankung auslösen

Virusmutationen sind nicht ungewöhnlich. Kleine Veränderungen im Erbmaterial treten natürlicherweise auf, weil sich das Virus bei seiner Verbreitung stetig selbst kopiert.

Zu Mutationen kommt es außerdem, wenn der Erreger von einer Art zur anderen springt, wie etwa von Mensch zu Nerz und umgekehrt. Um sich an die neue Art anzupassen, verändert das Virus seine Erbinformation.

In Dänemark sind bisher fünf verschiedene Nerz-Varianten gefunden worden und darunter wiederum gibt es sieben unterschiedliche Mutationen. Bei ihnen hat sich die Oberfläche des Virus verändert, genauer das sogenannte Spike-Protein - auch Stachel genannt.

Mithilfe dieses Eiweiß-Bausteins dringt der Erreger in eine Zelle ein. Forscher, die nach einem Impfstoff gegen SARS-CoV-2 suchen, konzentrieren sich darauf konzentriert, wie man das Spike-Protein am Eindringen hindern kann.

Eine neue Ausprägung des Spike-Proteins könnte die schützende Wirkung umgehen. Um eine Infektion mit den Nerz-Varianten zu verhindern, müsste der Impfstoff gegebenenfalls an die veränderte Virusstruktur angepasst werden, so, wie es jedes Jahr beim Grippeimpfstoff geschieht, sagt Reinking.

Dänemark ist der global größte Exporteur von Nerzfellen. Es gibt mehr als tausend Farmen, auf denen die Millionen Tiere leben. Aufgrund der großen Zahl sind professionelle Unternehmen im Einsatz, die auf Ausbrüche von Tierseuchen spezialisiert sind.

Über die Expertin: Elke Reinking ist Diplom-Biologin und Leiterin der Pressestelle des Friedrich-Loeffler-Instituts.

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Verwendete Quellen:

  • Interview mit Elke Reinking vom Friedrich-Loeffler-Institut
  • Statens Serums Institut: "Mutationer i minkvirus"
  • Tagesschau: "Dänemark riegelt Gemeinden ab. Sorge vor mutiertem Coronavirus."
  • ZDF: Dänemark: "Ausbruch in Nerzfarm-Dänemark: Sorgen wegen mutiertem Coronavirus"
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