• Coronaviren sind der Menschheit bereits seit mehr als 50 Jahren bekannt.
  • Doch während diese normalerweise für den Menschen harmlos sind, kann SARS-CoV-2 drastische Folgen für den Körper haben.
  • Wissenschaftler haben nun vielleicht eine Erklärung gefunden, warum SARS-Coronaviren für Menschen so viel gefährlicher sind.

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Forschern ist es möglicherweise gelungen, zu entschlüsseln, wie das SARS-CoV-2 Virus es im Vergleich zu anderen Coronaviren besser schafft, Organismen krank zu machen.

Gewöhnliche Coronaviren sind bereits seit mehr als 50 Jahren bekannt. Sie lösen beim Mensch aber meist nur harmlose Erkältungssymptome aus. SARS-Coronaviren wurden hingegen erstmals im Jahr 2002 entdeckt und führen zu weit schwereren Krankheitsverläufen.

Der Grund für die erhöhte, in der Fachsprache Pathogenität genannte, krankmachende Eigenschaft von SARS-Coronaviren liegt laut einem Forscherteam des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) in einem Mechanismus, den gewöhnliche Coronaviren nicht besitzen.

Gefährlicher: SARS-Coronaviren erhöhen Produktion von Virusproteinen

SARS-Viren verfügen nämlich über eine spezielle Genregion: die "SARS-unique Domain“ (SUD). Zwischen dieser und den von ihr produzierten Proteinen besteht eine Wechselwirkung mit dem menschlichen Protein Paip-1.

Gemeinsam mit Paip-1 und anderen Proteinen bindet sich die SUD an die Ribosomen der Wirtszelle. Dadurch wird die Herstellung aller Proteine innerhalb der Ribosomen erhöht. Das gilt sowohl für menschliche Proteine, als auch für die des Virus.

Die Existenz der SUD und deren Wechselwirkung mit Paip-1 sind grundsätzlich keine neuen Erkenntnisse. Sie wurde bereits vor mehreren Jahren von einem Forscherteam um Albrecht von Brunn von der Ludwigs-Maximilians-Universität München entdeckt.

Corona macht sich Funktionen von menschlichen Zellen zunutze

Für die jüngst in der renommierten Fachzeitschrift "EMBO Journal" veröffentlichten Studie hatten sich Brunn und sein Team mit Professor Rolf Hilgenfeld von der Universität zu Lübeck zusammengeschlossen und die RNA-Genome von Sars-Coronaviren und normalen Coronaviren miteinander verglichen.

Zusammen konnten die Forscher die erwähnte Wechselwirkung noch genauer aufschlüsseln. So fanden sie heraus, dass das Nsp1 Protein innerhalb von mit SARS-Coronaviren infizierten Zellen gezielt die Boten-RNA-Moleküle zerstört.

Weil diese Moleküle aber menschliche Proteine kodieren, führt das in Verbindung mit der Wechselwirkung der SUD und dem Paip-1-Protein dazu, dass die Zelle letztlich überwiegend virale Proteine und damit zahlreiche Kopien des Virus produziert.

"Derartige Wechselwirkungsstudien zwischen Coronavirusproteinen und Proteinen der infizierten menschlichen Zelle werden uns helfen zu verstehen, wie sich die Viren Schlüsselfunktionen der Wirtszelle zunutze machen", erklärte Hilgenfeld mit Bezug auf die neuen Forschungsergebnisse. (thp)

Verwendete Quellen

  • The EMBO Journal: The SARS‐unique domain (SUD) of SARS‐CoV and SARS‐CoV‐2 interacts with human Paip1 to enhance viral RNA translation
  • Informationsdienst Wissenschaft (idw): Wie SARS-Coronaviren die menschliche Zelle zum eigenen Vorteil umfunktionieren








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