- Immer wieder wird diskutiert, welche Rolle Kinder bei der Verbreitung der Corona-Pandemie haben.
- Sind Schul- und Kita-Schließungen wirkungsvolle Mittel zur Eindämmung?
- Ein Überblick über die wichtigsten Studienergebnisse der jüngsten Zeit.
Die Schließung von Kitas und Schulen zählt in der Corona-Pandemie zu den Maßnahmen mit den höchsten sozialen Kosten – das heißt, dass hier die negativen Folgen besonders gravierend sind. Deshalb versuchen Wissenschaftler zu ermitteln, ob eine Reduzierung von Kontakten zwischen Kindern einen wesentlichen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leistet.
Immer wieder hört man von scheinbar widersprüchlichen Studienergebnissen zu dem Thema. Das liegt daran, dass die Untersuchungen jeweils unterschiedliche Aspekte im Fokus haben. Wir haben die Kernaussagen der wichtigsten Studien zusammengefasst, die in den vergangenen Monaten veröffentlicht wurden.
Mehr Mobilität bei geöffneten Schulen
Die Untersuchung: Ein Forscherteam der ETH Zürich hat Telekommunikationsdaten analysiert, um herauszufinden, wie sich ergriffene Eindämmungsmaßnahmen zwischen dem 10. Februar und dem 26. April 2020 auf die Mobilität der Bevölkerung in der Schweiz ausgewirkt haben. Die zugrunde liegende Annahme ist, dass bei weniger Mobilität auch weniger Ansteckungen stattfinden.
Das Ergebnis: Schulschließungen hatten der Studie zufolge mit 21,6 Prozent einen großen Anteil an der verringerten Mobilität der Bevölkerung. Noch stärker wirkten sich mit 22,3 Prozent die Schließung von Gastronomiebetrieben und mit 24,9 Prozent das Verbot von Treffen mit mehr als fünf Personen aus.
Die Studie: Veröffentlicht am 13. Januar 2021 auf der Open-Access-Plattform arXiv, Autoren: Joel Persson, Jurriaan Parie, Stefan Feuerriegel (alle ETH Zürich)
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Schulschließungen und Infektionszahlen
Die Untersuchung: Ein internationales Forscherteam wandte ein mathematisches Modell auf Daten über Infektions- und Todeszahlen sowie ergriffene Eindämmungsmaßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie in 40 Verwaltungsgebieten an. Zu diesen zählten zahlreiche US-Staaten und einzelne Länder wie Brasilien, Spanien und Deutschland. Ziel war es festzustellen, wie stark sich einzelne Maßnahmen hemmend auf das Infektionsgeschehen auswirken. Die Wissenschaftler räumten ein, dass die Wirksamkeit der einzelnen Maßnahmen auch vom Zusammenspiel mit weiteren Faktoren in der jeweiligen Region abhängt. Dennoch konnten sie einen Vergleich verschiedener Maßnahmen ableiten.
Das Ergebnis: Den Berechnungen zufolge hatten Schulschließungen einen merkbaren Einfluss auf den Rückgang der Infektionszahlen. Unter den betrachteten Maßnahmen waren sie effektiver als etwa ein Verbot von Zusammenkünften mit mehr als 100 Personen. Schulschließungen waren jedoch deutlich weniger wirksam als die Schließung von Arbeitsstätten.
Die Studie: Veröffentlicht am 29. Dezember 2020 im Fachjournal Plos One, Autoren: Phebo Wibbens (INSEAD Frankreich), Wesley Wu-Yi Koo (INSEAD Singapur), Anita McGahan (University of Toronto, Kanada)
Infektion bei Kindern bleibt oft verborgen
Die Untersuchung: Weil eine Sars-CoV-2-Infektion bei Kindern häufig symptomlos verläuft, werden diese auch seltener getestet. Österreichische Wissenschaftler wollen in einer Studie herausfinden, wie hoch die Ansteckungsraten unter Kindern sind. Deshalb werden zufällig ausgewählte Teilnehmer – darunter sowohl Schüler als auch Lehrer – an 243 Schulen des Landes alle 3 bis 5 Wochen auf eine Infektion untersucht.
Das Ergebnis: Dem ersten Zwischenergebnis für den Zeitraum vom 28. September bis 22. Oktober 2020 zufolge fielen 0,39 Prozent der Tests positiv aus. Für diese Zahl fehlen laut den Autoren Vergleichswerte, weil in Österreich bislang keine Studie die Dunkelziffer an Infektionen unter symptomfreien Erwachsenen ermittelt hat. Die positiven Ergebnisse waren bei Lehrern mit 0,57 Prozent jedoch häufiger als bei Schülern mit 0,37 Prozent.
Die Studie: Zwischenergebnis veröffentlicht am 13. November 2020 im Magazin uni:view der Universität Wien, Autoren: Michael Wagner (Universität Wien), Robert Krause (Medizinische Universität Graz), Peter Willeit (Medizinische Universität Innsbruck), Bernd Lamprecht (Universität Linz)
Kaum Ansteckungen in Kitas festgestellt
Die Untersuchung: Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr mit Sars-CoV-2 unter Vorschulkindern? Um diese Frage zu beantworten, nahmen die Wissenschaftler des Universitätsklinikums in Frankfurt am Main von Mitte Juni bis Mitte September 2020 in hessischen Kitas wöchentlich Proben bei 825 Kindern und 372 Erwachsenen. Die Kitas wurden so ausgesucht, dass sie für das Bundesland repräsentativ sind.
Das Ergebnis: Im gesamten Zeitraum konnte bei keinem der Kinder eine Infektion festgestellt werden. Lediglich bei zwei Erzieherinnen fielen die Befunde positiv aus.
Die Studie: Veröffentlicht auf der Preprint-Plattform medRxiv am 4. November 2020, Autoren: Sebastian Hoehl, Emilie Kreutzer, Barbara Schenk, Sandra Westhaus, Ivo Foppa, Eva Herrmann, India Ettrich, Alexander Schaible, Olga Rudych, Holger Rabenau, Annemarie Berger, Sandra Ciesek (Universitätsklinikum Frankfurt, HLPUG)
Erzieher am häufigsten von Corona betroffen
Die Erhebung von Krankmeldungen in verschiedenen Berufsgruppen lenkt den Blick jedoch unweigerlich wieder auf die Kitas: So waren die Beschäftigten in Kindergärten und Vorschulen im vergangenen Jahr über lange Zeit die am stärksten von SARS-CoV-2 betroffene Berufsgruppe - noch vor Pflegekräften.
Der Dachverband der Betriebskrankenkassen (BKK) veröffentlichte dazu diese Woche eine Auswertung der Monate März bis November 2020. Pro 10.000 Beschäftigte gab es:
- 162 Krankmeldungen beim Kitapersonal wegen einer Infektion mit dem Coronavirus.
- Bei den Beschäftigten in Alten- und Behindertenheimen waren es 146.
- Darauf folgten Pflegeheime mit 144 Krankmeldungen je 10.000 Beschäftigte.
Der Durchschnitt über alle Berufsgruppen lag bei 74 Krankmeldungen je 10.000 Beschäftigten.
Deutlich verändert war das Bild jedoch im Dezember: Hier gab es die meisten Krankmeldungen wegen Corona unter Altenpflegern (408,7), gefolgt von medizinischem Personal in Krankenhäusern mit 380,7 Fällen. Bei Erziehungsberufen waren es 336,1 Fälle, der Durchschnitt bei allen Berufen lag im Dezember bei 170,5 Krankschreibungen je 10.000 Beschäftigte.
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