Demonstrationszüge sind in der Corona-Krise verboten. Doch in Berlin und Hamburg scheint das vielen egal zu sein. Es gibt Rangeleien mit der Polizei und Festnahmen.
Nach Aufrufen linker Gruppen sind in Berlin am Abend des 1. Mai trotz der Corona-Beschränkungen Hunderte Menschen unerlaubt durch Kreuzberg gezogen. Die alljährliche "Revolutionäre 1. Mai-Demonstration" gegen den Kapitalismus, die oft Ausgangspunkt von Auseinandersetzungen mit der Polizei war, fiel wegen der Pandemie aus. Im Internet war aber zu spontanen Protesten aufgerufen worden.
Berlin: Feuerwerke, Sprechchöre gegen Polizei
Feuerwerk wurde gezündet, Sprechchöre gegen die Polizei skandiert. Die Einsatzkräfte versuchten, Demonstrationszüge zu verhindern. Platzverweise wurden erteilt, per Lautsprecher wurden die Aktivisten aufgefordert, sich zu zerstreuen. Innensenator Andreas Geisel (SPD) sagte in der RBB-"Abendschau": "Dass sich Menschen in solchen Größenordnungen mit so geringem Abstand versammeln, ist schlichte Unvernunft". Die Polizei werde versuchen, Gewaltausbrüche zu verhindern.
Aufzüge sowie größere Ansammlungen sind wegen der Pandemie derzeit verboten, die Teilnahme an nicht genehmigten Demonstrationen ist derzeit eine Straftat. Beobachter berichteten von mehreren Tausend Menschen, die dicht an dicht unterwegs waren.
Die Polizei hatte mehrere Straßen gesperrt. Ketten aus Polizisten und Einsatzfahrzeuge standen auf den Fahrbahnen und zerteilten so die große Menge. Dennoch kam es außerhalb der Sperrungen zu Spontandemos. Nach Einbruch der Dunkelheit kam es zu Rangeleien mit Polizisten. Vereinzelt flogen Flaschen und Steine, Einsatzkräfte wurden verletzt, wie die Polizei twitterte. Es war teils heftiger Widerstand zu beobachten. Mehrere Verdächtige wurden laut Polizei festgenommen.
Verletzte bei Angriff auf ZDF-Kamerateam der "heute-show"
Am Nachmittag kam es bei einer nicht erlaubten Versammlung von Corona-Gegnern am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin-Mitte zu einem Zwischenfall. Ein Kamerateam der ZDF-Satiresendeung "heute-show" ist angegriffen worden. Vier Menschen wurden nach ersten Erkenntnissen verletzt ins Krankenhaus gebracht, wie Polizeisprecherin Sara Dieng am Freitag sagte.
Sechs Menschen wurden demnach festgenommen, die Ermittlungen zu den Hintergründen dauerten in der Nacht zum Samstag noch an. Wie die "heute-show" bei Twitter schrieb, begleitete der Kabarettist und Komiker Abdelkarim das Team als Reporter. Er sei unverletzt geblieben. "Wir sind schwer betroffen und wünschen den Kollegen eine schnelle Genesung".
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Auch in Leipzig Demos mit mehreren Hundert Menschen
Die Hamburger Polizei hat am Freitagabend eine nicht genehmigte Versammlung auf der Reeperbahn aufgelöst. Mehrere Hundert Menschen offenkundig aus dem linken Spektrum hatten sich auf der Amüsiermeile trotz eines coronabedingten Versammlungsverbots eingefunden und antifaschistische Slogans skandiert. Die Polizei forderte die Teilnehmer auf, die Reeperbahn zu verlassen, und drohte mit dem Einsatz von Wasserwerfern. Die Menge kam der Aufforderung schleppend nach.
Im linksalternativen Leipziger Stadtteil Connewitz demonstrierten ebenfalls mehrere hundert Menschen, nach ersten Schätzungen der Polizei mehr als 200. Die Initiative #NichtaufunseremRücken hatte dazu aufgerufen. Die Demonstranten waren mit Mundschutz "vermummt". Das Ordnungsamt hatte dem spontan zugestimmt, so eine Polizeisprecherin. Nach Angaben der Polizei verlief der Aufzug friedlich. (ash/dpa)
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