- Der Valentinstag 2021 steht unter einem anderen Stern. Sollten Liebende ihn in der Coronakrise überhaupt feiern - und wie?
- Ein Paartherapeut gibt Tipps, wie wir gerade diesmal wahre Romantik schaffen können.
Viele Paare haben in der Pandemie mehr Zeit zusammen verbracht, als jemals zuvor. Zwischen Homeschooling, Arbeiten, Kochen und Kinderbespaßung kommt dabei aber nicht unbedingt erfüllte Paarzeit raus. Vielleicht kann der Valentinstag Anlass sein, um sich wieder etwas mehr auf den Partner zu konzentrieren?
Statt am 14. Februar möglichst viel Zeit miteinander zu verbringen, hat ein Paartherapeut aus Hamburg erst mal einen ganz anderen Tipp: Ein erster Schritt wäre, dass jeder erst einmal für sich guckt, wo er steht: Wer genervt ist oder sich gestresst fühlt, wird es schwer haben, eine gute Zeit mit seinem Partner zu verbringen. "Vielleicht braucht es dann erst mal eine Rückzugsmöglichkeit", sagt Eric Hegmann.
Warum Rückzug ein Geschenk sein kann
Damit sich der Partner nicht ausgegrenzt fühlt, ist es wichtig, über dieses Bedürfnis zu reden, etwa: "Ich setze mich jetzt hier hin, höre etwas Musik und brauche Zeit für mich. Das hat nichts mit dir zu tun." Probleme gebe es, wenn einer der beiden dieses Rückzugsbedürfnis nicht akzeptieren könne.
Gelingt die kurze Pause voneinander aber, ist der Kopf danach meist freier für Zweisamkeit. Um sie mit dem Partner umzusetzen, sollte man sich aber von vorgefertigten Bildern im Kopf freimachen - gerade zum Valentinstag. "Oft denken wir, dass wir etwas konsumieren müssen, dass es etwas Zusätzliches braucht, damit es romantisch wird", sagt Hegmann.
Definition von Romantik aus Sicht eines Paartherapeuten
Er fasst unter Zweisamkeit aber alles auf, was dem Paar gut tut: "Das kann auch ein Spaziergang am Abend sein." Entscheidend sei, dass man den Moment bewusst wahrnehmen kann und dankbar dafür ist, ihn gemeinsam mit dem anderen erleben zu können. "Das ist für mich die Definition von Romantik."
Auch das habe die Pandemie in den vergangenen Monaten gezeigt: "Es gibt viele Paare, die sich gestärkt dadurch fühlen, gemeinsam die Krise zu meistern." Das schließe nicht aus, dass man sich auch mal auf den Keks gehe.
Sich die Alternative vorzustellen - also als Single durch die Corona-Pandemie zu gehen - ist laut Hegmann nicht unbedingt die angenehmere Variante.
Valentinstag kann auch zur Frust-Falle werden
Von Zweisamkeit und Dankbarkeit lässt sich leicht reden - doch was ist mit Paaren, die gerade um ihre Existenz bangen und absolut keine Energie haben für gemeinsame Spaziergänge? "Wenn das gerade gar nicht geht, dann ist das auch okay. Man sollte sich nicht auch noch diesen Stress machen", findet Hegmann.
Die Paarberaterin Sigrid Sonnenholzer aus Ottobrunn bei München hält ohnehin nicht viel davon, seine Bemühungen um den Partner allzu sehr auf den Valentinstag zu konzentrieren: "Ich finde es gut, wenn Paare das als einen Tag nutzen, um sowas zu machen, aber meine Meinung ist: Wenn ein Paar jeden Tag ein bisschen Valentinstag macht, mit Achtsamkeit, mit Aufmerksamkeit, mit Dingen, die man füreinander tut, dann bräuchte man diesen Tag nicht in dieser Dimension."
Für viele Paare waren die vergangenen Monate mit Arbeit von zu Hause, Kinderbetreuung und Homeschooling eine besondere Belastung. Das bemerkt auch Sonnenholzer bei ihrer täglichen Arbeit: "Wir haben seit Corona als Paarberater unglaublich viel zu tun. Weil die Paare so aneinander geraten und sich so in Stress versetzen."
Mancher Single würde auf den Tag der Liebenden sicher gerne verzichten. "Für die Leute, die keine Paarbeziehung haben, ist es eher ein Frustrationstag, weil er uns an das erinnert, was wir gerade nicht haben", sagt der Kulturwissenschaftler Gunther Hirschfelder.
Alleinstehenden rät Buchautorin Sonnenholzer deshalb, den Tag besonders zu gestalten - vor allem, wenn sie frisch getrennt seien. "Da würde ich auf alle Fälle - soweit es möglich ist und Corona das zulässt - das soziale Netzwerk so aktivieren, dass ich an dem Tag nicht alleine daheim bin und die Trauer noch mehr spüre." Eine Idee sei etwa eine Videorunde mit Freunden, um sich abzulenken. (dpa/af)
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