- Der Valentinstag bedeutet oft Druck, weil der Plan "Liebevolle Stimmung auf Knopfdruck" einfach nicht aufgeht.
- Was wir tun können, wenn wir uns wieder mehr Romantik wünschen, und welche Frage dafür zentral ist.
"Wie bekommt man wieder mehr Romantik in die Beziehung?" Das will eine Hörerin unseres Podcasts "15 Minuten fürs Glück" wissen. Und wie unsere Expertin Anette Frankenberger beobachtet, stellen sich Paare diese Frage nicht nur kurz vor dem Valentinstag. Der Wunsch sei an diesem Tag allerdings besonders groß, besonders nach Romantik auf Knopfdruck.
Zuerst sollten wir uns aber fragen: Was meinen wir eigentlich genau, wenn wir uns Romantik wünschen? Hier wird es schon schwierig: "Paare klären das gar nicht miteinander, die Ideen dazu sind schwammig, klischeehaft und geprägt von Bildern aus Hollywood-Filmen", sagt die systemische Paar- und Familientherapeutin im Podcast. Letztlich sei all das vor allem eines: kaum umsetzbar.
Was auch immer jeder einzelne mit Romantik verbindet, klar ist: In der ersten Verliebtheit bekommen wir es sozusagen gratis mitgeliefert. Und zwar nicht nur das Kribbeln, diese herrlichen Schmetterlinge im Bauch bei jeder noch so zarten Berührung: "Wir sind in dieser Zeit auch ungeheuer achtsam miteinander, total auf die andere Person bezogen. Wir wollen wissen, wer der andere ist. Wir wollen diesen Menschen unbedingt kennenlernen und drücken unsere Bewunderung füreinander aus", schildert Frankenberger.
Erster Schritt zu mehr Romantik: Neugier
Doch das grauenhafte Ende komme hinterher: Eines Tages meinen wir nämlich, den anderen nun zu kennen. "In dem Moment, in dem ich mich nicht mehr für ihn interessiere oder meine zu wissen, wer er ist – das ist das Ende der Romantik. Und weiter gedacht: irgendwann das Ende der Beziehung", warnt die Therapeutin.
Dieses "Meinen zu wissen, wer der andere ist" hält sie für den häufigsten und grundlegendsten Irrtum in Beziehungen. "Wir werden faul, haben uns ein Bild gemacht. Dabei verändern wir uns ja im Laufe der Jahre, wir bleiben nicht die Gleichen", betont sie. Doch fragten wir eben nicht mehr: Siehst du das eigentlich immer noch so wie damals? Was bewegt dich? Warum sind Rosen gar nicht mehr deine Lieblingsblumen? Die traurige Wahrheit sei: "Je länger ein Paar zusammen ist, desto weniger kennen sie sich."
- Mehr aus "15 Minuten fürs Glück": Therapeutin klärt Irrtum über "Resilienz" auf
Der erste und wichtigste Schritt sei, wieder neugierig aufeinander zu werden. Hier empfiehlt sie als Paartherapeutin auch in ihrem Praxisalltag häufig Hilfsmittel wie Bücher und Spielesets mit Fragen speziell für Paare (siehe Tipps am Ende des Artikels). Stichprobenartig gewählte Beispiele aus dem Buch "100 Fragen, die Ihre Beziehung retten" etwa zeigen, zu welchen gemeinsamen Gedankenreisen fernab der festgefahrenen Alltagsgesprächen das einlädt:
- Welche drei besonders bereichernden Erlebnisse waren dir und mir im Laufe unseres Beziehungslebens vergönnt?
- Was war einer meiner ersten Gedanken/Eindrücke, als ich dich sah?
- Was ist die Kraft, die die Welt im Innersten zusammenhält? Oder ist alles Zufall?
Die eine Frage, die wir uns alle stellen müssen
Und dann gibt es da noch eine wichtige Frage, die Frankenberger jedem ans Herz legt. Bei der man denkt, die Antwort sofort parat zu haben und dann doch überlegen muss:
- Wann fühle ich mich eigentlich geliebt?
"Ich merke in meiner Praxis, dass das keine triviale Frage ist, weil viele Menschen da gar keine Antwort haben," sagt Frankenberger. Die Beziehung läuft nicht so, wie wir es uns eigentlich wünschen und wir finden uns gewissermaßen damit ab. "Ich drehe dann auch diese Gefühle in mir ab und kann gar nicht mehr sagen: Was brauche ich eigentlich, um mich geliebt und geschätzt zu fühlen?" Es sei wichtig, darüber nachzudenken und es den Partner oder die Partnerin wissen zu lassen.
Die Antworten seien meist ganz einfach und lägen in den kleinen Dingen: Ich fühle mich geliebt, wenn der andere an mich denkt. Ich fühle mich geliebt, wenn ich Alltagszärtlichkeit erfahre, wenn mir der andere signalisiert: Ich nehme dich wahr. Gerade bei Eltern sei es sehr typisch, dass "Kinder die ganze Zärtlichkeit abgreifen", sagt Frankenberger, "für den Partner ist dann nichts mehr übrig. Dabei ist die körperliche Nähe mit Kindern selbstverständlich etwas ganz anderes als mit dem Partner."
Romantik fällt nicht vom Himmel – aber eine gute Nachricht gibt es doch
Die schlechte Nachricht bringt Frankenberger so auf den Punkt: "Romantik fällt nicht vom Himmel. Ich muss etwas investieren." Die gute Nachricht: Es können kleine Dinge sein wie "Ich habe dir deine Lieblingsschokolade mitgebracht". Das amerikanische Paartherapeutenpaar John und Julie Gottman fasst dies unter dem Leitsatz "Small things often" zusammen (kleine Dinge oft). Viele kleine Rituale im Alltag etwa stellten Bindung zwischen Paaren her. Frankenberger nennt als Beispiele, sich Zettelchen mit liebevollen Grüßen zu hinterlassen oder Fotos von wertvollen Paarmomenten aufzustellen.
Einmal in der Woche rät sie ausdrücklich zu gemeinsamer Paarzeit. Wichtig dabei: Sie müsse vereinbart und verlässlich eingehalten werden. "Wenn ich weiß, das wird stattfinden, hilft es mir schon vorher über Durststrecken hinweg. Das ist dann unsere ,heilige Zeit‘, wir gehen nicht ans Telefon und der Fernseher ist aus. Es gibt kein Hinwenden auf etwas Drittes", betont sie.
Wie wichtig diese Planung und Verbindlichkeit ist, unterschätzen viele: "Weil es nicht unserer Vorstellung von Romantik entspricht. Sie kommt aber nicht spontan und von selbst. Wir müssen etwas dafür tun. Das genau ist der Kitt in einer Partnerschaft."
- Buchtipp: Peter Wendl: "100 Fragen, die Ihre Beziehung retten", Mvg (2013).
- Kartenset: "90 Fragen, die verbinden. Für mutige Gespräche zu zweit", beherzt.
Podcast "15 Minuten fürs Glück"
Folge 26: Rettet eure Liebe vor den Kindern!
Folge 23: "Getrennte Schlafzimmer sind nicht das Ende der Romantik – WENN ..."
Folge 19: Aha-Moment in der Paartherapie: Liebe kennt viele Sprachen
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