Topmodel Winnie Harlow geht mutig und offen mit ihrer gescheckten Haut um. Viele Betroffene empfinden Vitiligo allerdings als außerordentlich belastend. Was steckt hinter dieser Hautkrankheit?

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Das kanadische Topmodel Winnie Harlow trägt ihre hellen Flecken, die sich deutlich von dem Rest ihrer normal gefärbten Haut abheben, mit großer Eleganz. Sie leidet an Vitiligo, einer Hauterkrankung, die man auch Weißfleckenkrankheit nennt. Das Topmodel machte die Flecken zu ihrem Markenzeichen.

Auch Michael Jackson litt vermutlich daran: In einem berühmten Interview mit Oprah Winfrey am 10. Februar 1993 sprach er über eine Hauterkrankung, die die Pigmentierung seiner Haut zerstöre.

Tatsächlich ist Vitiligo wahrscheinlich eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die pigmentbildenden Hautzellen des eigenen Körpers zerstört. Dadurch wird die Produktion des Hautfarbstoffs Melanin eingestellt.

Fleckenförmige weiße Stellen entstehen auf der Haut, aber auch an Haaren und Schleimhäuten. Sogar Tiere wie Hunde und Katzen kann es treffen.

Erscheinungsformen der Vitiligo

Eigentlich ist Vitiligo harmlos. Die Hautkrankheit ist nicht ansteckend und ungefährlich. Allerdings ist sie bislang nicht heilbar. Sie betrifft in etwa 0,5 bis 2 Prozent der weltweiten Bevölkerung - ganz unabhängig von Geschlecht oder Hautfarbe.

Meist treten erste Anzeichen im jugendlichen Alter zwischen zehn und 20 Jahren auf. Eine Erkrankung ist jedoch auch in jedem anderen Alter möglich. Die Ausbreitung der Flecken ist nicht vorhersehbar und kann schubweise auftreten, aber auch stabil bleiben.

Das ist auch eine der größten Belastungen: Die Patienten empfinden die auffälligen Flecken nicht nur als Stigma, sondern sie quält zusätzlich die Angst vor der Zunahme der Hauterkrankung. Oft leiden Betroffene an psychischen Problemen, ihre Lebensqualität ist erheblich eingeschränkt. Sie trauen sich nicht unter Menschen, scheuen Schwimmbäder und Turnhallen, was besonders für Teenager, die noch zur Schule gehen, ein Alptraum ist.

Je nach Form und Ausmaß werden zwei Arten der "generalisierten Vitiligo" unterschieden:

  • Vitiligo vulgaris: Dies ist die häufigste Form der Weißfleckenkrankheit. Sie kann Stellen des gesamten Körpers betreffen.
  • Vitiligo akrofazialis: Hier erscheinen die Flecken landkartenartig nur im Gesicht und teils an Füßen und Händen.

In manchen Fällen treten die weißen Flecken nur auf einzelnen Hautpartien auf, etwa an Narben von Schnittverletzungen. Dann handelt es sich um "lokalisierte Vitiligo". Wenn weiße Flecken an über 80 Prozent der gesamten Hautfläche auftreten, spricht man von "universeller Vitiligo".

Ursachen von Vitiligo

Die Ursachen von Vitiligo sind noch nicht restlos geklärt. Mediziner vermuten, dass es sich um eine Autoimmunreaktion handelt - das heißt, das Immunsystem kämpft gegen körpereigene Strukturen.

Wahrscheinlich ist Vitiligo überdies genetisch bedingt und kann mit Zeiten der hormonellen Veränderung wie Pubertät oder Schwangerschaft einhergehen. Verstärkt werden die Symptome der chronischen Hauterkrankung bei Stress, und auch Sonnenbrände und lokale Hautreizungen können sie auslösen.

Höchstwahrscheinlich ist es ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren, das das Ausbrechen von Vitiligo begünstigt.

So wird die Hautkrankheit diagnostiziert

Entstehen am Körper weiße Flecken, so bringt der Gang zum Dermatologen Gewissheit. Die Differentialdiagnose hilft dem Arzt, die Krankheit durch eine unterscheidende, abgrenzende Gegenüberstellung mehrerer Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen zu bestimmen. Eine Hautpilzerkrankung, manche Muttermale oder ein chronischer Sonnenschaden können ähnlich aussehen.

Mithilfe einer speziellen UV-Lampe, dem sogenannten Wood-Licht, kann der Hautarzt die betroffenen Stellen bestrahlen. Vitiligo-Flecken erscheinen dann weiß-gelb. Außerdem können gesunde Hautpartien mit einem Holzstäbchen mechanisch gereizt werden.

Wenn dann neue Pigmentflecken entstehen, handelt es sich höchstwahrscheinlich um Vitiligo. Dies nennt man einen isomorphen Reizeffekt oder auch Köbner-Phänomen. Durch Entnahme von Gewebeproben (Biopsie) kann unter dem Mikroskop zudem erkannt werden, ob es sich um Vitiligo handelt oder nicht: Bei Vitiligo-Patienten ist an den betroffenen Hautstellen kein braunes Pigment (Melanin) zu finden.

Um Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus oder Störungen der Schilddrüse ausschließen oder gegebenenfalls gleichzeitig behandeln zu können, führt der Arzt eine Blutuntersuchung durch.

Was kann gegen Vitiligo unternommen werden?

Wurde Vitiligo diagnostiziert, können verschiedene Therapien und Lebensanpassungen Linderung verschaffen. Die Krankheit ist allerdings bislang nicht heilbar. Nur selten bilden sich die weißen Flecken von allein zurück.

Wichtig ist zunächst: Stress vermeiden und immer gut vor Sonne schützen! Der Dermatologe hat darüber hinaus die Möglichkeit, verschiedene Therapien bei der Weißfleckenkrankheit anzuwenden:

  • Licht-/Phototherapie: Der Arzt bestrahlt die Haut des Patienten über mehrere Monate wiederholt mit UV-B-Licht einer bestimmten Wellenlänge. So kann in manchen Fällen das Wachstum des Melanin-Pigments wieder angeregt werden. Nur bei wenigen Patienten kehrt der Farbstoff allerdings vollständig zurück.
  • Lasertherapie: Hierbei wird die Haut durch den Xenon-Chlorid-Excimer-Laser mit Licht einheitlicher Wellenlänge noch gezielter bestrahlt. Das Verfahren ist allerdings aufwendig und teuer.
  • PUVA (Psoralen plus Lichttherapie): Die Hautareale werden mit einer speziellen Creme eingerieben, die sie lichtempfindlicher machen, und anschließend mit UV-A-Strahlen behandelt.
  • Medikamente: Teils in Verbindung mit einer Phototherapie werden vom Hautarzt Glukokortikoide (Kortison) oder Calcipotriol, sowie in bestimmten Fällen auch Tacrolimus verschrieben, die in Form von Salben oder Cremes dünn auf die Haut aufgetragen werden. Weitere medizinische Möglichkeiten umfassen das Bleichen der gesunden Haut, um den Farbton anzupassen, sowie die Transplantation von gesunder Haut oder im Reagenzglas gezüchteter Pigmentzellen. Langzeit-Erfahrungen stehen allerdings aus. Somit ist Vorsicht geboten.
  • Gingko-Extrakt: Aus naturheilkundlicher Sicht kann Ginkgo mit seinen antioxidativen Eigenschaften probiert werden, um die Repigmentierung der Haut zu unterstützen.

Viele Betroffene schämen sich für ihre auffälligen weißen Flecken, ihre Lebensqualität ist stark vermindert. Sorgt die Erkrankung für extreme psychische Leiden, sollten Selbsthilfegruppen aufgesucht oder psychotherapeutische Hilfe in Anspruch genommen werden.

Verwendete Quellen:

  • Berufsverband der Deutschen Dermatologen e.V. : "Zwei Quadratmeter Leben"
  • Deutscher Vitiligo Verein e.V.: "Wissenswertes"
  • Apotheken-Umschau: "Vitiligo (Weißfleckenkrankheit)"
  • Vitiligo online: "Wenn weiße Flecken auftreten"
  • Netdoktor: "Vitiligo"
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