Stillen bietet viele gesundheitliche Vorteile für das Baby - und auch für die Mutter. Nun zeigt eine große Langzeitstudie, dass es mit einem verringerten Diabetes-Risiko einhergeht.

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Wenn eine Mutter ihr Baby stillt, senkt sie damit anscheinend auch ihr späteres Diabetes-Risiko. Das zeigt eine Langzeitstudie über 30 Jahre.

Darin hatten Mütter, die sechs bis zwölf Monate gestillt hatten, im Vergleich zu Frauen, die ihr Kind mit Fertignahrung fütterten, eine um fast die Hälfte (47 Prozent) geringere Erkrankungswahrscheinlichkeit.

In der Gruppe jener Mütter, die bis zu sechs Monaten gestillt hatten, war die Diabetes-Gefahr noch um ein Viertel reduziert. Das berichtet das Team um Erica Gunderson vom US-Versicherer Kaiser Permanente im Fachblatt "Jama Internal Medicine".

Forscher vermuten schon länger positive Auswirkung des Stillens auch für Mütter

Schon seit längerem vermuten Mediziner, dass Stillen nicht nur gut für das Baby ist, sondern auch der Mutter gesundheitliche Vorteile bietet. Auf ein verringertes Diabetes-Risiko deuteten in der Vergangenheit einige Studien hin, die jedoch oft auf Angaben der Teilnehmerinnen beruhten und nicht auf medizinischen Untersuchungen.

Das Team um Gunderson verfolgte nun 1.238 Frauen, die zu Beginn der Untersuchung - Mitte der 1980er Jahre - 18 bis 30 Jahre alt waren und später mindestens ein Kind zur Welt brachten.

Sie machten Angaben zur Dauer des Stillens und zu anderen Details ihres Lebensstils. In den folgenden 30 Jahren wurden sie etwa alle fünf Jahre medizinisch untersucht.

In die Auswertung der Resultate bezogen die Forscher auch andere Einflüsse auf Diabetes ein, darunter Ernährung, körperliche Aktivität und Größe. "Wir fanden einen starken Zusammenhang zwischen Dauer des Stillens und dem geringeren Diabetes-Risiko, selbst nachdem wir alle anderen möglichen Einflussfaktoren berücksichtigt hatten", wird Gunderson in einer Mitteilung von Kaiser Permanente zitiert.

Dass Stillen mit einem geringeren Diabetes-Risiko einherging, galt auch unabhängig davon, ob eine Mutter einen Schwangerschaftsdiabetes hatte oder nicht.

Neue Resultate bestätigen frühere Forschung

"Die Resultate bestätigen frühere Befunde unserer Forschung, aber anhand einer deutlich größeren Zahl von Frauen und über einen wesentlich längeren Zeitraum", sagt Sandra Hummel vom Institut für Diabetesforschung in Neuherberg, die nicht an der Arbeit beteiligt war.

Wichtig sei, dass die Forscher andere Faktoren wie Ernährung oder Bewegung mit einbezogen hätten. "Das erhöht die Aussagekraft", betont Hummel. Zwar zeige die Studie nicht, dass Stillen auch die Ursache des Schutzeffekts war, dafür gebe es aber dennoch Hinweise.

Den wahrscheinlichen Schutzeffekt erklären die Forscher im "Jama Internal Medicine" vor allem mit dem Einfluss von Hormonen, die mit dem Stillen verbunden sind, auf Zellen der Bauchspeicheldrüse.

"Die Werte des Stillhormons Prolaktin sind während der Schwangerschaft und der Stillzeit im Körper sehr hoch", bestätigt Hummel. "Tierstudien zeigen, dass davon die Insulin-produzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse profitieren."

Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass Stillen bei Müttern das spätere Risiko für Tumore von Brust oder Eierstöcken senkt.  © dpa

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