Die Nase läuft, der Hals kratzt und der Kopf schmerzt: Jetzt schnell Grippostad C oder Wick MediNait in der Apotheke besorgen. Das ist nicht unbedingt eine gute Idee, sagt Stiftung Warentest: Sie ist zu dem Ergebnis gekommen, dass solche Kombipräparate oft gar nicht effektiv wirken - und empfiehlt stattdessen Alternativen.

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Wer unter Sodbrennen, Verstopfung, Kopfschmerz oder einem Schnupfen leidet, der möchte damit nicht immer gleich zum Arzt gehen. Viele Menschen suchen mit solchen Beschwerden lieber erst einmal eine Apotheke auf: Immerhin gibt es dort eine Vielzahl rezeptfreier Medikamente, die diese Beschwerden effektiv lindern sollen.

Doch nicht jedes dieser Medikamente wirkt tatsächlich gut: Die Stiftung Warentest hat aktuell rund 1.500 rezeptfreie Arzneimittel getestet. Gut ein Drittel davon, also rund 500 Medikamente, schnitten dabei schlecht ab.

Sie wirken nicht optimal - stattdessen existieren laut Stiftung Warentest sinnvollere Alternativen.

Viele Kombipräparate wurden schlecht bewertet

Auffallend viele Kombipräparate fielen bei dem Test durch. Dabei sind vor allem diese beliebt: Wer zum Beispiel eine Erkältung hat, der leidet oft nicht nur unter einem einzigen Symptom, sondern hustet, während zugleich der Hals kratzt, der Kopf schmerzt und die Energie fehlt.

Da klingt es erst einmal logisch, ein Mittel zu wählen, das gegen all diese Beschwerden auf einmal wirkt.

"Viele Menschen glauben, dass sie sich damit etwas Gutes tun", sagt Dr. Bettina Sauer von der Stiftung Warentest auf Anfrage. "Insbesondere solche Kombimittel schneiden aber oft schlecht ab." Dafür gibt es verschiedene Gründe.

Risiko von Nebenwirkungen ist bei Kombimitteln höher

Die Kombi-Medikamente sollen eine umfassende Linderung bewirken. Die Pharmazeutin sagt: "Dafür werden dann viele Wirkstoffe eingesetzt - und das ist nicht immer sinnvoll. Die Kombination erhöht zudem das Risiko für Nebenwirkungen." Zudem komme es vor, dass Wirkstoffe nicht gut aufeinander abgestimmt seien.

"Viele Menschen sind überrascht, dass wir etliche große Namen negativ bewertet haben", sagt Dr. Sauer. Dazu zählt zum Beispiel das Medikament Grippostad C: Es enthält unter anderem Parazetamol, Chlorphenamin und Koffein.

Diese Kombination ist laut der Pharmazeutin aber nicht sinnvoll. "Es ist ein Wirkstoff enthalten, mit dem die Nasenschleimhaut abschwellen soll", sagt die Expertin. Das ist das Chlorphenamin.

Dieses verteile sich aber über das Blut im gesamten Körper und wirke nicht nur lokal in der Nase.

Zudem handele es sich dabei um ein Antihistaminikum, das als Nebenwirkung müde macht. Besser sei es, gegen Schmerzen und Fieber ein einzelnes Mittel wie Parazetamol einzunehmen, empfiehlt Stiftung Warentest.

Bei verstopfter Nase sei es darüber hinaus sinnvoller, kurzfristig ein abschwellendes Nasenspray zu benutzen, als den gesamten Körper mit einem Wirkstoff zu belasten.

Viele beliebte Medikamente wurden schlecht bewertet

Ein weiteres Beispiel ist das Schmerzmittel Thomapyrin: Bei ihm werden zwei Wirkstoffe gegen Schmerzen kombiniert und mit Koffein ergänzt. Das bringt laut Stiftung Warentest aber keinen therapeutischen Vorteil.

Koffein berge zudem ein Risiko für Missbrauch und Nebenwirkungen: Da es belebt, könne es dazu verführen, ein Medikament zu oft und zu lange einzunehmen.

Stiftung Warentest empfiehlt, stattdessen besser zu einem einfachen Schmerzmittel zu greifen.

Zu diesen Ergebnissen ist die Testkommission gekommen, indem sie verschiedene Studien und Untersuchungen analysiert hat. "Wir führen dafür keine Medikamententests an Personen durch", sagt Dr. Sauer.

Ausgewertet wurden stattdessen zum Beispiel Informationen aus der Zulassung von Arzneimitteln wie auch die Ergebnisse nationaler und internationaler Studien.

Gezielt nach Mitteln gegen einzelne Beschwerden fragen

Bei der Untersuchung schnitten darüber hinaus weitere beliebte Präparate wie zum Beispiel Wick MediNait gegen Erkältungen oder Neo Angin Halstabletten schlecht ab.

"Es ist gut, wenn Verbraucher wissen, dass Kombipräparate oft gar nicht sinnvoll sind", sagt Dr. Sauer. "Dann können sie bei Beschwerden in der Apotheke nach anderen Mitteln fragen, die einzeln und gezielt gegen ihre Beschwerden wirken."

Stiftung Warentest hat auf ihrer Internetseite eine kostenfrei abrufbare Liste mit 35 Arzneimitteln und Alternativen aufgestellt.

Darin sind Mittel gegen Erkältungen, Halsentzündungen, Verstopfung, Sodbrennen, Schürfwunden, Schmerzen, Ohrenschmerzen und Allergien aufgeführt.

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