• Zweieinhalb Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie rücken die Langzeitfolgen der Infektion immer stärker in den Fokus.
  • Mehrere Expertengremien, darunter aktuell die Bundesärztekammer, fordern mehr Daten und eine bessere Versorgung der Betroffenen.
  • Was aber ist Post COVID? Ein Überblick.

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WAS BEDEUTET DAS POST-COVID-SYNDROM?

Post COVID oder Long COVID beschreibt die Langzeitfolgen, die nach einer Sars-CoV-2-Infektion bei Erwachsenen, seltener auch bei Kindern und Jugendlichen auftreten können. Der Begriff Long COVID wurde zunächst in den sozialen Medien für Menschen verwendet, die nach einer Coronainfektion über langanhaltende gesundheitliche Einschränkungen berichteten.

Konkret definiert werden mittlerweile als Long COVID solche Symptome, die nach einer akuten Infektion oder Erkrankung auch nach mehr als vier Wochen noch nicht abklingen. Das Post-COVID-Syndrom (PCS) bezeichnet Beschwerden, die noch mehr als zwölf Wochen nach der Infektion oder Erkrankung bestehen oder neu auftreten, mindestens zwei Monate anhalten und anderweitig nicht erklärbar sind.

GIBT ES DAS NUR BEI CORONA?

Nein, Viruserkrankungen können generell tückisch sein. Langzeitfolgen sind auch von anderen Infektionskrankheiten wie dem schweren akuten respiratorischen Syndrom (Sars) und dem Middle East Respiratory Syndrome (Mers) bekannt.

Studien lassen vermuten, dass Langzeitfolgen nach einer Coronainfektion häufiger und länger auftreten als beispielsweise nach einer Influenza. Das Coronavirus gilt als Multiorganvirus, das neben der Lunge auch in zahlreichen anderen Organen auftritt, etwa in Niere und Herz.

WAS SIND DIE MÖGLICHEN SYMPTOME VON LONG UND POST COVID?

Post COVID kann mit einer Vielzahl körperlicher, kognitiver und psychischer Symptome einhergehen. Dies erschwert oft die Diagnose, ein einheitliches Krankheitsbild lässt sich bislang nicht abgrenzen.

Häufige Beschwerden sind

  • starke Erschöpfung - sogenannte Fatigue -, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme - auch als Gehirnnebel bezeichnet
  • Müdigkeit,
  • Kurzatmigkeit,
  • psychische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen
  • Riech- und Schmeckstörungen
  • Muskel- und Gliederschmerzen.

Auch Organschäden, etwa an Herz, Lunge, Niere und Gehirn sind möglich. Laut einer Studie des University College London wurden bisher mehr als 200 verschiedene Symptome auf Long COVID zurückgeführt.

WELCHE URSACHEN GIBT ES?

Die zugrunde liegenden Mechanismen sind noch nicht geklärt. Zu den möglichen Ursachen, die derzeit erforscht werden, gehören andauernde Entzündungsreaktionen, die möglicherweise durch im Körper verbleibende Virusbestandteile ausgelöst werden.

Es gibt auch Hinweise darauf, dass Verschlüsse der kleinen Gefäße, eine Aktivierung des Epstein-Barr-Virus sowie Autoimmunprozesse an der Entstehung gesundheitlicher Langzeitfolgen beteiligt sind. Die Daten sind in allen Fällen aber noch nicht sehr solide.

WIE HÄUFIG TRETEN SOLCHE LANGZEITFOLGEN AUF?

Dazu gibt es keine verlässlichen Zahlen. In einer Übersichtsstudie variierte der Anteil von Long COVID bei Erwachsenen ohne Hospitalisierung laut Robert-Koch-Institut zwischen siebeneinhalb Prozent und 41 Prozent. Bei Erwachsenen, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, wurde bei 37,6 Prozent von gesundheitlichen Langzeitfolgen berichtet. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin schätzt, dass bis zu 15 Prozent aller Erkrankten mit Long COVID und zwei Prozent mit Post COVID kämpfen.

Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO waren mehr als 16 Prozent der Europäerinnen und Europäer, die sich in den ersten beiden Pandemiejahren infizierten, von Langzeitfolgen betroffen. Eine niederländische Studie wiederum ergab, dass jeder achte Coronainfizierte Wochen oder Monate nach der Infektion an mindestens einem Symptom von Long COVID leidet. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warnte vor einigen Monaten, Long COVID betreffe inzwischen so viele Menschen, dass es eine neue "Volkskrankheit" werden könne.

GIBT ES RISIKOFAKTOREN?

Es gibt Hinweise, dass Frauen doppelt so häufig wie Männer unter Long COVID leiden und dass sich die Häufigkeit von gesundheitlichen Langzeitfolgen je nach Virusvariante unterscheiden könnte. Auch chronische und psychische Vorerkrankungen und ein schwerer COVID-19-Krankheitsverlauf könnten Long COVID begünstigen. (pak/AFP)

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