Abends essen macht dick, Schnaps fördert die Verdauung und Rohkost ist in jedem Fall gesund – oder nicht? Lesen Sie hier, an welchen Ernährungs-Weisheiten etwas dran ist und was Sie getrost vergessen können.

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Eine Umfrage des US-Magazins "Healthy Food Guide" hat ergeben, dass viele Amerikaner in Sachen Ernährung zwischen Mythos und Wahrheit nicht unterscheiden können. Auch hierzulande halten sich vermeintlich gesicherte "Ernährungsweisheiten" bis heute hartnäckig.

Lesen Sie hier, was wirklich dran ist an den bekannten Essens-Weisheiten und was, mit Verlaub, einfach nur totaler Quatsch ist!

Ein Gläschen Schnaps bringt die Verdauung in Schwung

Besonders nach deftiger Hausmannskost, die nach dem Genuss oft schwer im Magen liegt, gönnt man sich ein Schnäpschen. Denn das hilft, schneller zu verdauen, sagt der Volksmund.

Falsch! Wie das Züricher Universitätsspital herausgefunden hat, bremst Alkohol sogar die Geschwindigkeit, mit der wir verdauen.

Abends essen macht dick

Da das Verdauungssystem nachts auf Sparflamme arbeitet, setzt die Völlerei am Abend ganz besonders an den Hüften an – so zumindest die weit verbreitete Ansicht.

Falsch! Zwar kann es passieren, dass durch die späte Nahrungsaufnahme die Nachtruhe gestört wird, aber dicker wird man keineswegs! Denn das Verdauungssystem ist – anders als früher stets behauptet – auch nachts aktiv, wenn nicht sogar aktiver als am Tag. Auch eine 1997 in Amerika durchgeführte Langzeitstudie mit 7.000 Probanden zeigte keinen Gewichtsunterschied bei Früh- und Spätessern.

Nicht die Uhrzeit ist also entscheidend bei der Gewichtszunahme, sondern vielmehr die Kalorienmenge, die man pro Tag zu sich nimmt.

Rohkost ist in jedem Fall gesund

"Lasst die Nahrung so natürlich wie möglich." Dieser Satz des deutschen Ernährungswissenschaftlers Werner Kollath (1892-1970) wird vor allem von Vollwertköstlern gerne zitiert. Denn in ungekochter, natürlicher Form sind noch alle Nährstoffe enthalten, die beispielsweise durch Hitze verloren gehen. Richtig?

Das stimmt nicht so ganz! Zwar können Vitamin C und einige B-Vitamine tatsächlich durch Hitze "verkochen", das gilt aber nicht für Mineralien. Wie Studien gezeigt haben, kann der Körper darüber hinaus zum Beispiel Antioxidantien wie Beta-Carotin aus Karotten oder Lycopin aus Tomaten besser verwerten, wenn sie vorher kurz (!) gekocht wurden.

Damit nicht genug: auch Rohkost selbst hat so seine Tücken. Naturbelassenes Gemüse ist nämlich nur schwer verdaulich. Lagern sich die unverdauten Nahrungsmittelbestandteile im Darm ab und werden von Mikroorganismen vergoren, kann das zu Verdauungsstörungen, Blähungen und Durchfall führen.

Gegen Durchfall helfen Cola und Salzstangen

Wo wir gerade beim Thema sind: ein beliebtes Hausmittelchen, wenn es im Bauch rumort, ist die Kombi Cola und Salzstangen. "Das alte Hausrezept soll bei Durchfallerkrankungen den Flüssigkeits- und Mineralstoffverlust ausgleichen", sagt auch Anja Baustian von der Fachgesellschaft für Ernährungstherapie "Focus Online".

Doch so optimal ist das Rezept nicht. Bei Durchfall verliert der Körper Wasser und Elektrolyte, weshalb er zwar tatsächlich Salze und Zucker benötigt - es kommt allerdings auf die richtige Mischung an. "Leider ist das Verhältnis von Zucker und Salz bei dem altbekannten Hausmittel unausgeglichen", sagt Baustian. Mehr noch: der hohe Zuckergehalt in dem Softdrink (Cola besteht zu elf Prozent aus Zucker) verstärkt sogar den Wasserverlust. Zudem regt das Koffein die Nieren an, noch mehr Kalium (ein Salz) auszuscheiden.

Besser ein Glas abgekochtes Wasser mit einem halben Teelöffel Salz und fünf Teelöffeln Traubenzucker verrühren und trinken. Schmeckt vielleicht nicht so gut, wirkt dafür jedoch.

Bier auf Wein, das lass sein!

"Bier auf Wein, das lass sein – Wein auf Bier, das rat ich dir!" Diesen Ausspruch hört man auch heute noch oft in feuchtfröhlich-geselligen Runden. Angeblich soll die Reihenfolge der zu sich genommenen Spirituosen dem üblen Kater am Tag danach vorbeugen.

Quatsch! Den Kater interessiert es herzlich wenig, ob man erst Wein und anschließend Bier trinkt oder umgekehrt. Vielmehr entscheiden Alkoholmenge und Qualität darüber, ob wir am nächsten Tag mit dickem Kopf und flauem Gefühl in der Magengegend aufwachen.

Wahr hingegen ist: je reiner der Alkohol, desto besser für das Wohlbefinden. Also lieber zu klaren Spirituosen wie Vodka oder Doppelkorn greifen - die sind am "gesündesten".

Fünf Mahlzeiten am Tag sind optimal

Wer abnehmen oder schlank bleiben will, isst am besten fünf kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt. Diesen Rat hört man immer wieder.

Das ist allerdings nur für Menschen empfehlenswert, die unter einem stark schwankenden Blutzuckerspiegel leiden. Mehrere kleine Mahlzeiten am Tag sorgen hier dafür, dass der Zuckerspiegel konstant bleibt und das Gehirn mit ausreichend Energie versorgt wird.

Übergewichtige hingegen fahren mit lediglich drei Mahlzeiten am Tag besser. Denn oftmals neigen sie dazu, auch bei einem Zwischensnack arg zuzulangen, was sich wiederum auf der Waage zeigt.

Viel trinken ist ein Muss

Um optimal zu funktionieren, benötigt der Körper viel Flüssigkeit. Drei Liter Wasser pro Tag zu trinken, wird daher von vielen Seiten geraten.

Das stimmt ebenfalls nur teilweise. Auch weniger trinken, kann schon genügen. Denn wir nehmen über die Nahrung bereits einen großen Teil an Wasser zu uns. Zudem entsteht auch bei der Verdauung Flüssigkeit. Es reicht also vollkommen, täglich anderthalb bis zwei Liter Wasser zu trinken.

Darüber hinaus kann zu viel trinken unter Umständen sogar tödliche Folgen haben – besonders dann, wenn man unter Herzerkrankungen leidet! Unmengen an Flüssigkeit können nämlich das Blut stark verdünnen und die Natriumkonzentration so weit absinken lassen, dass der Elektrolythaushalt im Körper aus dem Gleichgewicht gerät.

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