Zwei Nichtschwimmerinnen werden vermisst, nun ist am Rhein eine Leiche angespült wurden. Einmal mehr warnt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft eindringlich vor einer unterschätzten Gefahr.

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Eine Frau und eine Jugendliche werden seit Sonntag im Rhein an der deutsch-schweizerischen Grenze vermisst - nun ist eine Leiche gefunden worden. Sie wurde laut Polizei am Mittwochnachmittag am Ufer im Bereich von Reckingen, einem Ortsteil von Küssaberg, angespült. Aller Wahrscheinlichkeit nach handle es sich um die vermisste 15-Jährige, hieß es. Die Ermittlungen dauern an, die Suche soll in den kommenden Tagen fortgesetzt werden.

Die 29-Jährige und die 15-Jährige hielten sich in einer Gruppe von sechs Personen - alle Nichtschwimmer - im baden-württembergischen Hohentengen am Rhein auf. Nach derzeitigem Ermittlungsstand gingen sie zu weit ins Wasser, verloren den Boden unter den Füßen und wurden von der Strömung in den Rhein gezogen. Zu Hilfe eilende Familienangehörige konnten demnach vier der sechs Menschen aus dem Wasser retten.

Warnung: "Die meisten sind nicht in der Lage, sicher in Flüssen zu schwimmen"

Grafik "Badetote 2024 (Zwischenbilanz)"
© dpa-infografik GmbH

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) warnt eindringlich davor, in Flüssen zu schwimmen. Im laufenden Jahr starben nach Erkenntnissen der Lebensretter die meisten Menschen bei Badeunfällen in fließenden Gewässern.

Die aktuelle Bilanz wurde Donnerstagmittag veröffentlicht: In den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres ertranken deutlich mehr Menschen als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Badetoten stieg auf 253 - das waren 35 mehr als im Vorjahreszeitraum, wie die DLRG mitteilte. "Bei einem beständigeren Sommer wären sicher noch mehr Menschenleben zu beklagen gewesen", sagte DLRG-Präsidentin Ute Vogt.

Zum dritten Mal in Folge starben mehr Menschen in Flüssen. Im laufenden Jahr waren es 92, im Vorjahreszeitraum 77. "Die strömenden Gewässer bergen die meisten Gefahren", sagte Vogt. "Die meisten Menschen sind nicht in der Lage, sicher in Flüssen zu schwimmen".. Sie seien keine ausreichend geübten Schwimmer: "Ich rate dringend davon ab, die Flüsse als Badegewässer zu nutzen."

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Gefahr auch im See

Schon im vergangenen Jahr hatten sich früheren Angaben zufolge die in der Regel unbewachten Binnengewässer als besonders gefährlich erwiesen: Demnach gab es zwar in Seen 138 und damit neun Todesfälle weniger als 2022. In Kanälen ertranken 27 Menschen im Jahr 2023, ein Jahr zuvor waren es 19.

Und auch in den vergangenen Tagen hielten Badeunfälle in Flüssen die Rettungskräfte in Atem: In Ulm gehen Helfer nicht mehr davon aus, einen seit Freitag in der Donau vermissten 17-Jährigen lebend zu finden. "Er wird vermutlich in der Donau ertrunken sein", sagte ein Polizeisprecher. Es gebe keine Hinweise darauf, dass der Vermisste das rettende Ufer erreicht habe, die Strömung sei stark. Der 17-Jährige hatte versucht, mit drei weiteren Männern durch die Donau zu schwimmen. Zeugen sollen beobachtet haben, wie der Teenager unterging.

Gefährliche Strömung

Zwei Menschen wurden am Sonntag im Rhein bei Hohentengen in Baden-Württemberg von der Strömung mitgerissen. Die Jugendliche und die Frau, laut Polizei beide Nichtschwimmer, gelten seither als vermisst. Ebenfalls am Sonntag wurden mehrere Menschen im Rhein in Düsseldorf von der Strömung erfasst - eine Frau wurde dabei lebensgefährlich verletzt, ihr Mann wird vermisst. Der Mann war in den Fluss gesprungen, um seiner Frau zu helfen, dabei aber selbst in Schwierigkeiten geraten.

Diese Erste-Hilfe-Maßnahme sollten Sie leisten können

Täglich ereignen sich zahlreiche Unfälle: auf der Arbeit, zu Hause oder auf der Straße. Dann ist schnelle Hilfe geboten. Dabei sollte jeder die Maßnahme zur Wiederbelebung beherrschen. (Foto: Michael Trampert)

Auch in der Ruhr bei Essen lief eine Suche nach einem vermissten 42-Jährigen. Der Mann sei am Montag vermutlich zum Schwimmen oder zur Abkühlung auf Höhe eines Freibades ins Wasser gegangen, sagte ein Polizeisprecher. Nach erster Einschätzung sei von einem Unglücksfall auszugehen.

2023 gab es die meisten Badetoten in Bayern

Nach einem Badeunfall im Eisbach im Englischen Garten in München starb ein 24-Jähriger im Krankenhaus. Der Mann war Ende Juli ein Wehr hinuntergestürzt, nachdem er es in der starken Strömung nicht mehr geschafft hatte, sich an einer Kette festzuhalten, wie die Feuerwehr damals mitteilte. Passanten hatten den Mann laut Polizei knapp zehn Minuten später leblos aus dem Wasser gezogen. Er wurde in kritischem Zustand in eine Klinik gebracht. Im Eisbach kommt es immer wieder zu tödlichen Badeunfällen, vor rund einem Monat ertrank dort ein 26 Jahre alter Student.

Insgesamt ertranken im vergangenen Jahr die meisten Menschen in Bayern, dort wurden 2023 immerhin 62 Badetote gezählt, ein Jahr zuvor waren es sogar 70. In Bremen sank die Zahl der Todesfälle von 5 auf 2, in Niedersachsen von 42 auf 33, in Hamburg dagegen verdoppelte sie sich etwa von 10 auf 21. In Baden-Württemberg ertranken 43 Menschen, 14 mehr als 2022. (dpa/af)

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