Für manche Frauen klingt ein Kaiserschnitt reizvoll: Eine schnelle, schmerzfreie Geburt mit festem Termin und Ärzteteam. Auch in vielen Kliniken wird ein solcher Eingriff zu schnell der natürlichen Geburt vorgezogen. Dabei sind der Kaiserschnitt und seine Folgen weitreichend: Die Operation birgt Risiken für die Mutter und ein erhöhtes Krankheitsrisiko für das Kind.

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30,5 Prozent der Klinikgeburten endeten 2017 deutschlandweit mit einem Kaiserschnitt. "Auch wenn die Rate erfreulicherweise seit 2011 rückläufig ist, sind das noch immer zu viele" findet Professor Dr. Frank Louwen, Vizevorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG).

Zum Vergleich: In den Niederlanden, wo Schwangerschaft und Geburt deutlich mehr zu Hause und durch Hebammen betreut werden, liegt die Kaiserschnittrate bei nur 16 Prozent.

Ursachen für hohe Kaiserschnittrate

"Die Sicherheit von Mutter und Kind gehen vor. Die hohe Sectio-Rate [Sectio caesarea ist Lateinisch für Kaiserschnitt; Anm.d.Red.] hat aber eben auch strukturelle, wirtschaftliche und Ausbildungsgründe. Wir von der DGGG suchen dazu schon lange den Kontakt zur Politik", so Louwen.

Als Ursachen für die vielen Kaiserschnitte in deutschen Krankenhäusern nennt er unter anderem einen Hebammenmangel in den Kreißsälen. Für die Betreuung der einzelnen Gebärenden bleibe oftmals zu wenig Zeit.

"Wenn man eine optimale Betreuung im Kreißsaal hat, bei der die Frau im Mittelpunkt steht, sinkt auch die Kaiserschnittrate", so Louwen. Vielerorts fehle es zudem an Expertise und Fortbildungen.

"Es gibt Kliniken, die machen bei Beckenendlage oder bei Zwillingen generell immer einen Kaiserschnitt, obwohl dieser medizinisch nicht indiziert ist", sagt Prof. Dr. Louwen, der am Universitätsklinikum Frankfurt Kinder entbindet. Die Herangehensweise an den Kaiserschnitt müsste also insgesamt kritischer werden.

Kaiserschnittbabys erkranken häufiger

Weltweite Studien, zuletzt der Kindergesundheitsreport der Techniker Krankenkasse, kamen zu dem Ergebnis, dass Kaiserschnittbabys häufiger chronische Erkrankungen erleiden. Dem Report zufolge kommen unter anderem Allergien, Übergewicht, Hauterkrankungen und Atemwegserkrankungen besonders häufig vor.

Der Grund dafür könnte in dem fehlenden Kontakt zu einem Bakterienfilm, dem sogenannten Mikrobiom, in der Scheide der Mutter liegen.

"Während der natürlichen Geburt wird das Mikrobiom der Mutter auf das Kind übertragen. In ihm befinden sich Keime, die in der Scheide der Mutter und auch in ihrem Darm vorhanden sind. Kommt das Kind mit ihnen in Kontakt, finden sich diese auch in seinem Darm. Das hat einen positiven Effekt auf das Immunsystem des Neugeborenen", sagt Professor Dr. Louwen. "Welche Auswirkungen das aber genau auf die Gesamtgesundheit hat, wissen wir noch nicht." Es werde zurzeit weltweit zu dieser Frage geforscht.

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Der Kaiserschnitt birgt Risiken für die Mutter

Nicht zu vergessen: Beim Kaiserschnitt handelt es sich um eine Operation. Das Risiko, während des Eingriffs zu sterben, ist zwar sehr gering; aber dennoch dreimal höher als bei einer natürlichen Geburt, informieren die Frauenärzte im Netz.

Vor dem Kaiserschnitt wird die Patientin betäubt. Die Operation erfolgt unter Spinal- oder Periduralanästhesie (PDA). Das ist eine rückenmarksnahe Regionalanästhesie, bei der einzelne Nervensegmente betäubt werden. Der Arzt spritzt das Anästhetikum in den Wirbelkörperkanal.

Der Vorteil ist, dass die werdende Mutter so den Kaiserschnitt miterleben und ihr Baby gleich in Empfang nehmen kann. Mögliche, sehr seltene, Komplikationen sind Herz-Kreislauf-Beschwerden oder eine Schädigung des Rückenmarks durch die Punktionsnadel. Eine Vollnarkose wird nur bei einem Notfall-Kaiserschnitt eingesetzt.

Kaiserschnitt – es sind eigentlich mehrere Schnitte

Mit einem Querschnitt von etwa zehn bis 15 Zentimetern wird oberhalb des Schambeins die Bauchdecke Schicht für Schicht geöffnet. Bei der schonenden Methode nach Misgav-Ladach werden die tieferen Gewebeschichten mit den Fingern gedehnt.

Mit einem weiteren horizontalen Schnitt wird die Gebärmutter geöffnet und das Baby vorsichtig herausgehoben. Danach werden die durchtrennten Schichten der Bauchhöhle wieder vernäht. Nach der OP ist das Risiko einer Embolie, also eine Blutgefäßverstopfung, besonders hoch, weshalb die Mutter möglichst bald wieder aufstehen sollte.

Im Gegensatz zur normalen Geburt hat die Mutter nach dem Kaiserschnitt meist heftige Schmerzen und muss Medikamente nehmen. Stillen ist trotzdem möglich und wird empfohlen. Jedoch kann es durch die geänderte Hormonlage sein, dass der Milcheinschuss erst etwas später kommt.

Die meisten Frauen müssen zwischen fünf und sieben Tagen im Krankenhaus bleiben. Die Schnitte gehen schließlich durch mehrere Gewebeschichten und brauchen ihre Zeit, um zu heilen. Die Mütter sind deshalb weniger schnell fit, um ihr Kind zu tragen, als Frauen nach einer Spontangeburt.

Ein weiterer Nachteil: Mit jedem Kaiserschnitt steigt die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen, sodass der Eingriff häufig auch bei der nächsten Geburt zum Einsatz kommt.

Verwendete Quellen:

  • Prof. Dr. Frank Louwen, Vizevorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und Leiter der Geburtshilfe und Pränatalmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt
  • Frauenärzte im Netz: Kaiserschnitt: Risiken und mögliche Folgen
  • TK-Kinder­ge­sund­heits­re­port 2019
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