Viele Frauen gehen zunächst davon aus, dass es sich um einen Pilz handelt, wenn es im Intimbereich juckt. Das ist aber nicht immer der Fall – und eine falsche Behandlung kann die Symptome verschlimmern.
Es juckt und brennt im Intimbereich: Insbesondere Frauen kennen solche Symptome. Das kann doch nur ein Pilz sein, oder? In der Apotheke gibt es frei verkäufliche Präparate gegen Pilzinfektionen und viele Frauen setzen erst einmal auf eine Selbstbehandlung. Das kann auch funktionieren – allerdings nur, wenn tatsächlich ein Pilz dahintersteckt.
"Juckreiz im Intimbereich kann aufgrund von verschiedenen Ursachen auftreten und erfordert oft eine individuelle Diagnose und Behandlung", sagt Afschin Fatemi, Facharzt für Dermatologie mit Schwerpunkt ästhetische Medizin aus Düsseldorf.
Fünf typische Ursachen für Juckreiz
Zu den typischen Ursachen für Juckreiz im Intimbereich zählen:
- Pilzinfektionen: Sie verursachen unter anderem Juckreiz, Rötungen und einen unangenehmen Ausfluss. Dagegen helfen sogenannte Antimykotika. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Salben oder um Kombipräparate aus Salbe und Vaginalzäpfchen.
- Bakterielle Infektionen: Oft kommt es dabei neben Juckreiz auch zu einem unangenehmen Geruch und Ausfluss. Bakterielle Infektionen werden mit Antibiotika oder speziellen vaginalen Gelen behandelt.
- Sexuelle übertragbare Infektionen: Dazu zählen Fatemi zufolge etwa Chlamydien oder Trichomoniasis. Hierfür werden meistens ebenfalls Antibiotika zur Behandlung verschrieben.
- Allergien: Auch sie können zu Juckreiz führen. In dem Fall hilft es, hypoallergene Produkte zu verwenden und auf die Substanzen zu verzichten, die die Allergie ausgelöst haben.
- Trockene Haut: Auch trockene Haut kann stark jucken. Dann können feuchtigkeitsspendende Cremes und Gele lindernd wirken. "Sollte die Haut durch die Rasur gereizt sein, können auch hier pflegende Cremes sinnvoll sein", sagt der Experte.
Häufigste Ursache: Pilzinfektionen
Oft ist die Selbstdiagnose Pilz sogar richtig: Die häufigste Ursache für Juckreiz im Intimbereich ist eine Pilzinfektion. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um eine Hefepilzinfektion mit Candida albicans. "Diese Infektionen werden oft durch Faktoren wie Feuchtigkeit, Hitze oder ein geschwächtes Immunsystem begünstigt", sagt Fatemi.
"Die Symptome umfassen neben Juckreiz auch Rötungen, Brennen und einen weißlichen, bröckeligen Ausfluss", nennt Fatemi wichtige Kriterien. "Ein süßlicher oder leicht saurer Geruch kann ebenfalls auf eine entsprechende Infektion hinweisen, ist aber nicht immer zwingend vorhanden." Wichtig ist auch, dass man andere mögliche Ursachen wie etwa bakterielle Infektionen, trockene Haut oder sexuell übertragbare Krankheiten ausschließen kann.
Viele Frauen kennen auch das Phänomen, dass sie eine Pilzinfektion bekommen, wenn sie Antibiotika nehmen mussten. Antibiotika wirken nicht nur gegen die krankmachenden Bakterien, sondern auch gegen die eigentlich guten Bakterien im Darm und in der Vagina. Sind sie geschwächt, können Pilze sich leichter ausbreiten.
Im Zweifelsfall lieber zum Arzt
In manchen Fällen verschwindet der Juckreiz im Intimbereich auch von selbst – zum Beispiel dann, wenn eine Reizung oder hormonelle Veränderungen die Ursache sind. "Wird der Juckreiz jedoch beispielsweise von einer Infektion ausgelöst, ist es unwahrscheinlich, dass er ohne eine geeignete Behandlung von selbst verschwindet", sagt der Experte.
Zum Arzt gehen sollte Betroffene auf jeden Fall dann, wenn der Juckreiz mehrere Tage lang anhält und sich nicht verbessert. Auch ein sehr unangenehmer und intensiver Juckreiz sollte Fatemi zufolge besser abgeklärt werden. "Ein anderer Hinweis kann sein, dass das Jucken von anderen Symptomen wie Rötungen, Schwellungen, Ausfluss, Brennen oder Schmerzen begleitet wird."
Auch wenn der Intimbereich immer wieder juckt oder das Jucken chronisch wird, ist das ein Grund, zum Arzt zu gehen. Dort folgt eine körperliche Untersuchung. "Je nach den Symptomen und Verdachtsdiagnosen können auch weitere Untersuchungen des Blutes oder des Urins veranlasst werden, um Infektionen oder andere zugrunde liegende Gesundheitszustände auszuschließen", sagt Fatemi. Auch Abstriche und Allergietests sind möglich.
Falsche Behandlung kann Symptome verstärken
Wer sich nicht sicher ist, was die lästigen Symptome auslöst, sollte sich besser nicht selbst auf Verdacht hin auf einen Pilz behandeln, sondern lieber zum Arzt gehen. Eine fälschlicherweise durchgeführte Pilzbehandlung kann den Intimbereich noch weiter reizen.
Lesen Sie auch:
- So vermeiden Frauen einen Scheidenpilz
- Wie Sie einen Scheidenpilz erkennen – und ihn wieder loswerden
"Die tatsächliche Ursache des Juckreizes kann weiter fortschreiten oder sich sogar verschlimmern und Komplikationen wie Irritationen, Entzündungen oder allergische Reaktionen auslösen", sagt der Experte. "Dadurch wird nicht nur die Behandlung der eigentlichen Ursache verzögert, sondern auch die Genesung."
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Dr. Afschin Fatemi, Facharzt für Dermatologie mit Schwerpunkt Dermatochirurgie und ästhetische Medizin
- Berufsverband der Frauenärzte: Scheidenpilz / Candida-Infektion / Vaginalmykose / Vaginalpilz
- Universitätsklinikum Jena: Juckreiz im Intimbereich
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.