Gerade saß man noch lachend zusammen, plötzlich verschluckt sich das Gegenüber, bekommt keine Luft mehr und droht zu ersticken. Es gibt Momente im Leben, da kommt es auf jede Sekunde an. Der Heimlich-Handgriff kann dann zur lebensrettenden Sofortmaßnahme werden.
Was ist das Heimlich-Manöver?
Das Heimlich-Manöver ist eine Erste-Hilfe-Maßnahme bei drohender Erstickung. Sie wird auch Heimlich-Handgriff oder Oberbauchkompression genannt.
Wann wird der Heimlich-Handgriff angewandt?
Wenn Essen, Trinken oder ein Gegenstand in die Luftröhre gelangt ist und der Fremdkörper nicht durch kräftiges Husten wieder beseitigt werden kann, sollte sich die betroffene Person zunächst nach vorne beugen. Dann schlägt man ihr kräftig zwischen die Schulterblätter. Bleibt diese Maßnahme erfolglos, führt man das Heimlich-Manöver durch. Und nicht vergessen: Vor dem Heimlich-Manöver unbedingt den Rettungsdienst über die 112 alarmieren.
Wie funktioniert der Heimlich-Handgriff?
Der Helfer stellt sich hinter den Betroffenen und umfasst die nach vorne gebeugte Person mit beiden Armen um den Oberbauch. Er platziert eine geballte Faust in den Oberbauchbereich unterhalb des Brustbeins zwischen Nabel und Brustbeinende. Mit der anderen Hand umfasst er die Faust.
Dann presst er die Faust bis zu fünfmal kräftig gleichzeitig nach hinten und oben. Mit dem so erzeugten Luftstoß kann der Fremdkörper hinausgeschleudert werden. Anschließend sollte sich der Betroffene unbedingt ärztlich untersuchen lassen. So können innere Verletzungen, die durch das Manöver vielleicht verursacht wurden, ausgeschlossen werden.
Was kann man tun, wenn das Manöver nicht erfolgreich war?
Hält die Atemnot weiter an, sollte man im Wechsel fünf Rückenschläge und fünf Heimlich-Manöver durchführen. Wird der Patient bewusstlos, beginnt man unmittelbar mit Wiederbelebungsmaßnahmen wie einer Herzdruckmassage, bis der Rettungswagen eintrifft.
Welche Gefahren drohen?
Das Heimlich-Manöver ist umstritten, da der Betroffene innere Verletzungen davontragen kann. Da es jedoch bereits Tausenden Menschen das Leben gerettet hat, wird die Methode seit 2010 als Sofortmaßnahme im Ernstfall in den aktuellen weltweit gültigen Leitlinien zur Reanimation empfohlen.
Sogar die "Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V." rät zu dem Manöver.
Der "Landesverband Westfalen-Lippe e. V." des Deutschen Roten Kreuzes hält den Heimlich-Handgriff wegen der Gefahr innerer Verletzungen nur für geeignet, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt.
Kann man das Manöver auch bei Kindern anwenden?
Auch bei Kindern darf der Heimlich-Handgriff angewandt werden. Hier kniet sich der Helfer hinter das Kind, um die entsprechenden Schritte auszuführen. Bei Kleinkindern unter einem Jahr sollte das Heimlich-Manöver jedoch nicht zum Einsatz kommen, warnt "Kindernotfall Bonn" des Universitätsklinikums Bonn auf der Website.
Hat sich ein Säugling verschluckt und droht zu ersticken, positioniert man ihn mit dem Kopf nach unten auf dem eigenen Unterarm. Nach fünf kräftigen Schlägen zwischen die Schulterblätter kommen die meisten Gegenstände wieder heraus.
Junge Eltern sollten unbedingt einen Erste-Hilfe-Kurs für Babys und Kleinkinder besuchen, um für den Ernstfall gewappnet zu sein.
Woher stammt der Name "Heimlich-Griff"?
Der amerikanische Arzt Dr. Henry Heimlich hat den Bauchgriff 1974 erfunden, nachdem er einen Erstickungsanfall in einem Restaurant beobachtet hatte. In seiner aktiven Zeit als Arzt wandte er den Griff aber nie an. Im Jahr 2016 rettete der damals 96-Jährige seiner Mitresidentin in einem Seniorenheim in Cincinnati mit dem beherzten Griff das Leben. Sie hatte sich an ihrem Essen verschluckt. Wenige Monate später verstarb Heimlich.
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