- Zecken sind zwar klein und blind, ein Stich kann für den Menschen aber sogar tödlich enden.
- Wir erklären, welche Gefahr wirklich von den Spinnentieren ausgeht.
- Schützen Sie sich, indem Sie einem Stich vorbeugen.
Seit Beginn der Pandemie sind viele Menschen in der Natur unterwegs. In den nächsten Wochen und Monaten sollten sie dabei auf Zecken achten. Denn: Zecken sind gefährlich - und zwar deshalb, weil sie viele Krankheitserreger übertragen, wenn sie das Blut eines Menschen oder Tieres saugen. Am häufigsten kommt der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) vor. In Mitteleuropa und hierzulande stehen vor allem zwei Erkrankungen im Vordergrund.
"Die eine ist die virale Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Das ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems", erklärt Prof. Dr. Jochen Süss, Experte in der Erforschung von Zecken. Die zweite ist die sogenannte Lyme-Borreliose, die in Mitteleuropa eine große Rolle spielt. Beide treten verstärkt auf, wenn Zecken aufgrund der steigenden Temperaturen und feuchten Wetterlage wieder aktiver werden. Die Ständige Impfkommission (Stiko) des Robert Koch-Instituts (RKI) empfiehlt in Risikogebieten deshalb eine Impfung gegen FSME.
Lyme-Krankheit kann sich im ganzen Land entwickeln
Die Lyme-Borreliose ist die am häufigsten durch Zecken übertragene Erkrankung in Deutschland. Schätzungen gehen von mehreren Zehntausend Neuerkrankungen pro Jahr aus, die Diagnose ist schwierig.
Die Gefahr, sich mit FSME anzustecken, ist wesentlich geringer. Etwa 300 Menschen erkranken Experten zufolge jedes Jahr daran.
Während die FSME vor allem in süddeutschen Risikogebieten auftritt, kann sich die Lyme-Krankheit im ganzen Land entwickeln.
FSME beginnt mit Fieber
Bei einer FSME treten ein bis zwei Wochen, manchmal auch erst vier Wochen nach dem Zeckenstich grippeähnliche Beschwerden auf. Nachdem diese Symptome für einige Tage abklingen, kann es laut Landesgesundheitsamt bei schätzungsweise zehn Prozent der Betroffenen zu Entzündungen des Gehirns, der Hirnhäute oder des Rückenmarks kommen. Diese äußern sich durch Fieber, Erbrechen und Bewusstseinsstörungen.
In der Regel gleicht die Erkrankung einer Sommergrippe und verläuft problemlos. In Einzelfällen gibt es jedoch noch eine weitere Phase, in der die Hirnhaut und sogar das Gehirn selbst befallen werden. "Aufgrund des Virusbefalls in bestimmten Gehirnregionen kann es zu Ausfallerscheinungen bis hin zu Atemlähmungen kommen", erklärt Süss.
Dann müssen Betroffene künstlich beatmet werden, in Einzelfällen kann der Verlauf der Erkrankung sogar so schwerwiegend sein, dass sie zum Tode führt. Mit zunehmendem Alter steigt außerdem das Risiko schwerer FSME-Verläufe.
Auch bei Lyme-Borreliose Fieber
Bei der Lyme-Borreliose ist ein Bakterium der Auslöser und in den meisten Fällen macht sich die Erkrankung durch Fieber bemerkbar.
"In 85 bis 97 Prozent der Fälle bildet sich eine ringförmige Hautrötung, die flächenhaft ist", erklärt der Zeckenexperte. Diese Rötung verschwindet wieder ohne irgendwelche Beschwerden.
Probleme mit Muskulatur und Gelenken
Wenn Sie dieses Zeichen missachten und nicht zum Arzt gehen, kommt es unter Umständen zum Befall des zentralen Nervensystems.
Diese Form nennt sich Neuro-Borreliose und endet zwar nicht tödlich, ist aber trotzdem sehr unangenehm und mit gravierenden Beschwerden verbunden. Es kommt zu Problemen mit der Muskulatur und den Gelenken.
"Weniger oft kommt es zu der Bildung der sogenannten Papierhaut, auch Acrodermatitis genannt", sagt Süss. Hierbei wird das Unterhautfettgewebe zerstört und die Haut verfärbt sich bläulich.
Von Zeckenbissen sind besonders Personen betroffen, die viel an der frischen Luft sind, wie Wanderer und Spaziergänger. Auch Berufsgruppen wie Landwirte und Gärtner sollten immer auf Zecken achten.
Weil Kinder schlicht kleiner sind als Erwachsene, sind sie stärker gefährdet: Die Zecken sitzen meist in einer Höhe von 1,20 Metern bis maximal 1,50 Metern. Auf genau dieser Höhe kommen sie mit Kindern in Kontakt, die im Vorübergehen an Kräutern und Gräsern streifen.
Zecken saugen sich nicht sofort fest
Vor Zecken können Sie sich auf vielerlei Art schützen. Auch wenn es lästig ist, sollten Sie mit eng abschließender Kleidung in die Natur gehen. So können Sie die Zecken daran hindern, Ihre Haut zu erreichen.
Zeckenexperten empfehlen außerdem, helle Kleidung zu tragen. Auf hellem Untergrund können Sie die dunklen Tierchen viel besser sehen. Bevor die Zecken zustechen, können sie bereits unschädlich gemacht werden.
Es gibt eine Reihe von Zecken abwehrenden Substanzen, die sich ebenfalls als Schutz vor Bissen anbieten. Auf der Website von Stiftung Warentest können Sie sehen, welche Mittel am besten abschneiden.
Wenn Sie von einem Ausflug in die Natur zurückkehren, sollten Sie sich immer sofort unter guter Beleuchtung absuchen.
"Manchmal brauchen Zecken zwei bis vier Stunden, bis sie sich entschieden haben, an welcher Stelle sie einstechen. In dieser Zeit kann man sie erwischen", rät Süss. "Das Absuchen des Körpers verhindert sehr viele Erkrankungen." Je schneller die Zecke entfernt wird, desto besser ist das: So sei etwa das Übertragungsrisiko von Borrelien auch laut RKI bei frühzeitigem Entfernen des kleinen Tieres nur "sehr gering".
Bei rotem Ring: Ab zum Arzt!
Wenn Sie trotz aller Vorsichtsmaßnahmen dennoch gestochen wurden, können Sie die Zecke am besten mit einer gut schließenden Stahlpinzette, die vorne gebogen ist, herausziehen.
Fahren Sie zu diesem Zweck hautnah unter das Tier und packen es fest. Das funktioniert genauso mit einer sogenannten Zeckenkarte. Danach ist es wichtig, dass Sie sich die Einstichstelle merken und darauf achten, ob sich in den kommenden Wochen ein roter Ring bildet.
"Am besten schreiben Sie sich in den Kalender, wann es genau war", erklärt der Zeckenexperte. Sollte sich der rote Ring bilden, gehen Sie unbedingt zum Arzt, denn dann handelt es sich wahrscheinlich um Lyme-Borreliose.
Die Krankheit ist nicht meldepflichtig, es wird aber davon ausgegangen, dass Borrelien in bis zu 30 Prozent der Zecken vorkommen. Es gibt im Gegensatz zu FSME keine Impfung gegen Borreliose, sie ist aber behandelbar.
Hunde ebenfalls gefährdet
Auch bei Hunden sollte man einen Zeckenbiss nicht unterschätzen. Lyme-Borreliose kann bei den Tieren ähnlich wie beim Menschen verlaufen.
Auch eine Erkrankung des zentralen Nervensystems durch das FSME-Virus kann vorkommen. Deswegen sollten auch Hunde immer abgesucht und Zecken sofort entfernt werden. Für die Vierbeiner gibt es unter anderem Halsbänder, die mit chemischen Substanzen getränkt sind.
Eine Zecke am Hund kann sich nur dann auf den Menschen übertragen, wenn sich das Spinnentier noch nicht festgesaugt hat. Eine Übertragung ist dementsprechend eher unwahrscheinlich.
Für Katzen scheinen Zecken harmlos zu sein, bisher wurde bei ihnen weder FSME noch Lyme-Borreliose diagnostiziert. (mit Material der dpa)
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