"Liebe Debbie, ich wurde wegen einer Patellasehnenruptur operiert und trage zurzeit eine Schiene mit 90-Grad-Einstellung. Ab wann kann ich wieder ins Lauftraining einsteigen?" Bernd

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Bild: Die Patellasehne (vorne) verbindet den unteren Teil der Kniescheibe (blau) mit dem Schienbein. Ihre Fasern verlaufen über die Kniescheibe, wo sie mit den Fasern der zur Kniescheibe ziehenden Sehne des Quadrizepsmuskels und der Gelenkkapsel verbunden sind. Die Patellasehne stabilisiert die Kniescheibe und ist an Streckung und Beugung des Knies beteiligt.

Lieber Bernd, zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass sehr viele Faktoren die Heilung nach einer solchen Verletzung beeinflussen. Neben individuellen körperlichen Faktoren wie Gewicht, Muskulatur und Vorschädigungen der Sehne haben die genaue Lokalisation des Risses und das angewendete Operationsverfahren großen Einfluss darauf, wie schnell die Sehne wieder belastbar ist. Dazu kommen Faktoren wie der Operationsverlauf, mögliche Komplikationen sowie die Wundheilung.

Leitlinien empfehlen für den "Standardverlauf" nach der operativen Fixierung einer gerissenen Patellasehne folgendes Rehabilitationsprotokoll:

In den ersten zwei Wochen nach der OP hat der Schutz der frisch operierten Sehne höchste Priorität. Hier ist nur eine leichte Bewegung der umliegenden Gelenke und Muskeln erlaubt, ohne Bewegung im Knie.

Ab Woche zwei kommt die passive Beugung des Knies in einer Schiene hinzu (wie es bei dir aktuell ja der Fall ist) sowie Balancetraining und eine Kräftigung der umliegenden Muskeln (beispielsweise Wadenheber mit Schiene).

Ab Woche vier kannst du bei gutem Verlauf ein leichtes Training auf dem Crosstrainer probieren. Beachte jedoch, dass das Knie unter Last noch nicht über 45 Grad hinaus gebeugt werden sollte.

Ab Woche sechs sollte der volle Bewegungsumfang möglich sein. Neben leichten Kraftübungen wie Kniebeugen und Wall Squats sind ab jetzt Indoorcycling und Gehen auf dem Laufband erlaubt – vorwärts und rückwärts. Eine gute Vorbereitung fürs Laufen draußen ist auch Aquajogging, da es das Herz-Kreislauf-System belastet, dabei aber Gelenke und Sehnen schont (das mache ich selbst bei fast jeder Verletzung).

Nach Woche zwölf ist es das Ziel, zehn Minuten Joggen zu schaffen. Die Sehne sollte nun stabil sein, doch es gilt weiterhin, die fehlende Kraft und damit Stabilität aufzubauen. Starte den ersten Laufversuch erst, wenn du keine Beschwerden mehr hast, das Knie nicht mehr geschwollen ist und du dich bei deinen Kraftübungen stabil fühlst.

Gib dir gern zwei bis drei Wochen, bis du wieder 30 Minuten am Stück laufen kannst. Zwickt das Knie, mache lieber einen Tag Pause oder schiebe einen Spinning- oder Aquajogging-Tag ein. Behalte im Hinterkopf: Nach jeder Verletzung gibt es im Wiederaufbau gute und weniger gute Tage. Passe die Belastung daher stets an deine Tagesform an.

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Ich wünsche dir gute Besserung und viel Geduld für den Wiederaufbau! Oftmals kommt man aus Verletzungen stärker zurück als zuvor, weil man viel über seinen Körper gelernt hat und eine große Wertschätzung dafür hat, was für ein Glück es ist, laufen gehen zu können.  © Runner’s World