München - Nach den tollen Tagen beginnt die Fastenzeit - 40 Tage Enthaltsamkeit. Damit das bescheidene Mahl bis Ostern nicht zu karg ausfiel, ließen sich bayerische Mönche schon früh etwas einfallen. Sie brauten ein besonders kräftiges und nahrhaftes Bier - das Starkbier war geboren.

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Alles begann damit, dass Paulanermönche vom sonnigen Italien in das unwirtliche Münchener Kloster Neudeck ob der Au zogen. Nach traditionellem Brauch begannen sie am 2. April, dem Festtag des Ordensgründers, mit der Fastenzeit. Doch diese fiel ihnen ausnehmend schwer und wurde erst dadurch erleichtert, als sie das bayerische Bier für sich entdeckten.

Die findigen Mönche brauten ihr Bier nun selbst - und zwar ziemlich stark und kalorienreich, um die entbehrungsreiche Fastenzeit zu überstehen. Laut Legende trank ein Mönch an einem Fastentag gerne mal fünf Maß Bier am Tag. Mit solch einem Alkoholgehalt im Blut wird einem die Fastenzeit doch deutlich erträglicher.

Laut einer anderen Legende plagte die Mönche irgendwann das schlechte Gewissen, ob dieses doch recht süffige Bier den Ansprüchen der Fastenzeit denn wirklich genüge. Deshalb schickten sie dem Papst ein Fässchen mit demselben. Dieses wurde allerdings auf der langen Reise schlecht und schmeckte dem katholischen Oberhaupt gar nicht, so dass dieser den Mönchen das Fastengetränk ausdrücklich erlaubte.

Gegen 1770 kam dann Bruder Barnabas ins Spiel. Der damalige Braumeister der Paulaner-Brauerei verfeinerte das Rezept des Salvator-Bieres, nach dem bis heute gebraut wird. Auch der Name des Bieres hatte sich geändert: Der Volksmund kürzte das schwerfällige "Sankt-Vaters-Bier" in das griffigere "Salvator-Bier".

Obwohl die Mönche kein Schankrecht besaßen, verkauften sie das Doppelbockbier mit dem damaligen Namen "Sankt Vater" zum "Heilig-Vater-Fest" am 2. April auch öffentlich. Die Münchner Bevölkerung zeigte sich vom Salvator sehr angetan. Die Obrigkeit drückte erst Mal beide Augen zu und erteilte 1780 das Schankrecht. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich daraus ein regelrechtes Volksfest. Beim Anstich erhielt der bayerische Kurfürst die erste Maß. Noch heute überreicht der Braumeister dem bayerischen Landesherrn die erste Maß mit den Worten "Salve pater patriae! Bibas, princeps optime!" (lat. "Sei gegrüßt, Vater des Vaterlands! Trinke, bester Fürst!").

Anfang des 19. Jahrhunderts ging die Brauerei in bürgerliche Hände über und zog zu ihrem noch heute bestehenden Stammsitz am Nockherberg. Um die Gäste zu unterhalten, ließ die Brauerei Volks- und Gstanzlsänger auftreten - das Singspiel war geboren.

Auch die Tradition des Derbleckens reicht weit zurück. Seit 1891 nimmt regelmäßig ein Kabarettist die Untiefen der aktuellen Politik aufs Korn. Noch heute gehört der Anstich am Nockherberg zu einem Muss für die regionale und überregionale Politprominenz.

Das beliebte Bier erfreute sich vielerlei Nachahmer. So brauten seit Mitte des 19. Jahrhunderts auch viele andere Münchner Brauereien ein Doppelbockbier, das sie unter dem Namen "Salvator" verkauften. Gegen die Verwendung des Namens klagte die Paulanerbrauerei erfolgreich. Die Münchner Brauereien kreierten daraufhin so vielversprechende Namen wie Maximator (Augustiner), Delicator (Hofbräu), Triumphator (Löwenbräu) oder Aviator (Fliegerbräu).

Das heutige Starkbier, wie wir es kennen, enthält mindestens 18 Prozent Stammwürze und enthält zwischen fünf und zwölf Volumenprozent Alkohol. Das Doppelbockbier wird in der Regel rund um die Fastenzeit gebraut und ausgeschenkt.

Die Starkbierzeit hat mit dem Maximatoranstich in diesem Jahr schon am Aschermittwoch begonnen. Der Höhepunkt gipfelt wie jedes Jahr im Starkbieranstich am Nockherberg am 25. März 2011. Wohl bekomm's!

Mitverwendete Quellen: http://heimatelfe.wordpress.com, www.muenchen.de, www.martin-gruschka.info
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