Nach einer falschen Infusion in einem oberösterreichischen Krankenhaus ist ein 61 Jahre alter Patient gestorben. Nun ergaben interne Recherchen, dass womöglich eine weitere Patientin aus demselben Grund starb.

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Ein falsches Medikament hat einen 61-Jährigen im Landeskrankenhaus Kirchdorf in Oberösterreich das Leben gekostet.

Statt einer Kalium-Magnesium-Spezialinfusion habe der Patient eine Calciumchlorid-Magnesiumchlorid-Infusion erhalten, heißt es in einer Erklärung der gespag (Oberösterreichische Gesundheits- und Spitals-AG) zu dem "bedauerlichen Todesfall", wie es dort heißt.

Patient klagte über Brennen in Mund, Gesicht und Händen

Der Mann war am 30. September mit Vorflimmern in das Krankenhaus eingeliefert und auf die Intensivstation verlegt worden. Laut dem Laborbefund lag ein Kaliummangel vor.

Bei der Infusion begann er, über Brennen in Mund, Gesicht und an beiden Händen zu klagen. Außerdem raste sein Herz.

Zunächst ging das Personal von einer allergischen Reaktion auf das ebenfalls verabreichte Medikament Sedacoron aus. Es wurde abgesetzt, die Infusion lief aber weiter.

Erst bei einer späteren Kontrolle stellten die Krankenhausmitarbeiter den fatalen Fehler fest. Der Zustand des Patienten sei aber zu diesem Zeitpunkt stabil gewesen, heißt es in der Aussendung. Seine Harnwerte seien stündlich kontrolliert worden.

Verlegung nach Wien rettet den Mann nicht

In der folgenden Nacht verschlechterte sich sein Zustand, die Ärzte stellten ein beginnendes, akutes Nierenversagen fest. Der Patient litt unter Atemnot, musste intubiert und künstlich beatmet werden.

Am Nachmittag des 2. Oktobers wurde er per Hubschrauber nach Wien verlegt, wo man ihm jedoch nicht mehr helfen konnte. Am 3. Oktober verstarb er.

"Interne Recherchen lassen nicht ausschließen, dass auch zwei weitere Patienten von derselben Medikamentenverwechslung betroffen sind, jedoch keine gesundheitlichen Folgeschäden davongetragen haben", teilte die gespag mit.

"Bei einer weiteren schwerkranken Patientin, die ebenfalls mit dem Medikament behandelt wurde, ist nicht auszuschließen, dass sie daran verstorben ist", hieß es weiter. Die Staatsanwaltschaft Steyr habe nun die Ermittlungen aufgenommen.

Vorstände sprechen Mitarbeiten Vertrauen aus

Die gespag-Vorstände Harald Geck und Karl Lehner sprachen in einer Pressekonferenz am Freitag der Familie des Verstorbenen ihre Anteilnahme aus. "Bedauerlicherweise können dort, wo Menschen arbeiten, auch Fehler passieren", sagten sie und betonten, "dass wir vollstes Vertrauen zu unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben."

Allerdings habe man Sofortmaßnahmen eingeleitet: "Zum einen haben wir beim Medikament Calciumclorid-Magnesiumchlorid sofort auf kleinere Gebindegrößen (50ml statt 250 ml-Gebinde) umgestellt, um die Unterscheidbarkeit zwischen den Medikamenten zu verbessern. Und das nicht nur im LKH Kirchdorf, sondern gespag-weit." (af)

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