Ob Orthopäde, Augenarzt oder Lungen-Spezialist: Monatelange Wartezeiten auf einen Termin beim Facharzt sind je nach Wohnort keine Seltenheit in Deutschland. Doch wie kann man diese Warterei umgehen? Wir haben zwei Experten befragt.

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Es ist oft schwierig, schnell und fachgerecht von einem Arzt behandelt zu werden - und das obwohl man an einer komplexen Erkrankung leidet. Zur auszehrenden Krankheit kommt dann noch die Sorge um die Gesundheit dazu. Was fehlt mir eigentlich genau? Dieses Problem haben nicht nur Patienten in ländlichen Gebieten, berichtet Kai Vogel. Er ist Leiter des Teams Gesundheit und Pflege beim Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV): "Ärzte lassen sich eher dort nieder, wo sie auch gut verdienen können. In München oder Berlin kann das sehr davon abhängen, ob es ein eher reicher Stadtteil ist oder ein ärmerer, wo mehr Privatversicherte wohnen." Die kassenärztlichen Vereinigungen müssen sich deswegen um diesen Versorgungsengpass kümmern, fordert Vogel.

Rat bei den kassenärztlichen Vereinigungen holen

Die Vereinigungen könnten in Einzelfällen sogar vermitteln: "Wenn man keinen Termin bekommt, sollte man sich durchaus an die kassenärztlichen Vereinigungen in den einzelnen Bundesländern wenden", empfiehlt Vogel. Sie hätten einen Sicherstellungsauftrag, auf den man sich als gesetzlich Versicherter berufen kann. Laut Vogel können sich Patienten auf ihr Recht auf Unterstützung berufen, in angemessener Zeit einen Facharzttermin zu bekommen.

Privatpatienten werden ohnehin gesetzlich Versicherten vorgezogen, lautet das gängige Klischee. Vogel warnt jedoch davor, jeden Arzt zu verdächtigen. Aber auch er kennt Studien und Tests, die zeigen, dass gesetzlich Versicherte häufig länger auf einen Termin warten müssen als Privatpatienten.

Dieser Meinung ist auch Michaela Schwabe, Juristin und Patientenberaterin bei der Unabhängigen Patientenberatung (UPD): "Es ist nicht strafbar zu sagen, ich bin privat versichert." Sie würde zwar nicht dazu raten, bei der Terminvergabe zu lügen, dass man privat versichert sei. Die Frage werde ihr aber von verzweifelten Hilfesuchenden regelmäßig gestellt. "Spätestens wenn Sie am Tresen stehen, offenbaren Sie sich ja dem Arzt und wenn es wirklich eine notwendige Behandlung ist, wird der Arzt Sie dann auch nicht wegschicken", sagt Schwabe.

Der Hausarzt kann vermitteln

Beide Gesundheits-Experten empfehlen, den Hausarzt um Unterstützung zu bitten, wenn man keinen Termin in angemessener Zeit bekommt. "Der Hausarzt kann die Beschwerden oder die Dringlichkeit vielleicht deutlicher machen", sagt Vogel. Zudem könne er vielleicht schneller und einfacher Termine bei befreundeten Medizinerkollegen vereinbaren.

Die großen Krankenkassen bieten einen Terminvermittlungsservice an. Der Nachteil ist, dass Patienten hier nicht auf einen Termin bei ihrem Wunscharzt pochen können. Auch wenn die Arztwahl eingeschränkt ist, hält Schwabe die Vermittlungsportale für sehr hilfreich: "Ich bekomme positive Rückmeldungen, dass das gut funktioniert", sagt die Beraterin.

Die Experten raten dazu, bei einer Terminabsprache nicht zu zurückhaltend zu sein. Kranke sollten genau schildern, was ihr Anliegen ist und wie schwerwiegend die Beschwerden oder der Verdacht sind. "Wenn der betreffende Arzt keinen freien Termin hat, bitten Sie ihn, einen Kollegen zu nennen", rät Vogel: "Ärzte sind dazu verpflichtet. Man kann einen Patienten nicht einfach abweisen."

Es sei zudem wichtig, dass Patienten ihre Rechte kennen und die unterschiedlichen Vermittlungsangebote nutzen sollten. "Das ist natürlich schwer, wenn man krank ist und sich nicht darum kümmern kann. Vielleicht ist es aber das wichtigste, sich seines Rechtes bewusst zu sein", sagt Vogel.

Beratungsangebote nutzen

Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland bietet eine kostenlose telefonische Beratung an: Zum Serviceangebot der UPD

Die Verbraucherzentralen in den einzelnen Bundesländern können Hinweise auf lokale Hilfsangebote geben: Beratungsstellen der Verbraucherzentralen

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