Ein übermäßiger Konsum von Alkohol kann einen unangenehmen Kater zur Folge haben. Seit einiger Zeit hat es sich verbreitet, möglichen Kater-Symptomen durch die Einnahme von Elektrolyt-Präparaten entgegenzuwirken. Wir haben mit einem Experten gesprochen und klären, was dran ist an dem Trend.

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Alkohol ist Gift für den menschlichen Körper. Wer zu viel davon zu sich nimmt, muss mit gesundheitlichen Folgen rechnen. Doch komplett darauf zu verzichten oder nur wenig Alkohol zu trinken, fällt vielen Menschen schwer. Vor allem bei übermäßiger und dauerhafter Einwirkung können Bestandteile von Alkohol Schäden an Organen und Zellen des Nervensystems hervorrufen.

Was ist ein Kater und wie kommt er zustande?

Wer seine Grenze nicht kennt und mehr Alkohol trinkt, als er verträgt, wird aber auch kurzfristig verschiedene Reaktionen des Körpers auf den übermäßigen Verzehr von Alkohol wahrnehmen können. Sie äußern sich nämlich in einem klassischen Kater, der meist ein paar Stunden nach dem Alkoholkonsum auffällt.

Die Symptome können individuell sehr unterschiedlich sein, häufig treten zum Beispiel Kopfschmerzen, Übelkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, verstärktes Schwitzen oder Schmerzen auf. Auch häufiges Wasserlassen ist eine Folge von Alkoholkonsum.

Ab welcher Alkoholmenge und ab welchem Zeitpunkt ein sogenannter Kater einsetzt und wie er sich genau äußert, lässt sich nicht verallgemeinern. Das ist von Mensch zu Mensch verschieden.

Kater von Mensch zu Mensch verschieden

"Es ist wichtig zu wissen, dass es verschiedene Wege gibt, wie Alkohol im Körper verstoffwechselt wird und dass sich diese von Mensch zu Menschen unterscheiden können. Faktoren wie die Genetik, das Geschlecht oder der Gesundheitszustand des Einzelnen haben Einfluss auf die Geschwindigkeit und Kapazität, in der man Alkohol abbaut. Auch bei den Symptomen eines Katers handelt es sich um vielschichtige Reaktionen des Körpers, die sich bei jedem anders äußern können. Den einen Weg und die eine Ursache gibt es nicht," sagt Prof. Dr. med Heiner Wedemeyer, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover.

Wedemeyer erklärt weiter, dass dementsprechend nicht immer direkte Wirkungen von Alkohol Kater-Symptome auslösen würden, sondern vor allem drei Gründe ausschlagend seien.

Sowohl Dehydrierung des Körpers, die nach dem Trinken von Alkohol auftreten könne und durch Erbrechen oder Durchfall verstärkt werde, könne für einen Kater verantwortlich sein. Auch Sauerstoffradikale, die beim Abbau von Alkohol gebildet werden, trügen auf verschiedenen Wegen zu Kater-Symptomen bei.

Zudem spiele ein Enzym, das sogenannte Acetaldehyd, in diesem Abbauprozess eine wichtige Rolle. Es sorge nämlich dafür, dass der Körper auf unterschiedliche Weise gestresst sei. Das führe unter anderem zu Kopfschmerzen und Unwohlsein.

Wie kann man einen Kater lindern?

Die beste Methode, einem Kater vorzubeugen, ist der Verzicht auf Alkohol. Wenn man sich dennoch für Bier, Wein oder anderes entscheidet, sollte man in Maßen trinken und nicht mehr, als man verträgt. Das erhöht die Chancen, mögliche Kater-Symptome gering zu halten.

Da beim Abbau von Alkohol häufig große Mengen Wasser und Mineralstoffe ausgeschieden werden, kann der Körper in einen Mangelzustand kommen. Es sei wichtig, diese Mängel zu beheben oder ihnen bereits während des Alkoholkonsums vorzubeugen, sagt die Expertin.

"Wenn ich für eine ausreichende Hydrierung des Körpers sorge, kann es in Einzelfällen vorkommen, dass sich keine Symptome entwickeln, die sonst aufgrund der Dehydrierung verursacht worden wären. Schon vor vielen Jahrhunderten reichte man aus diesem Grund zu Wein immer auch Wasser," sagt Wedemeyer im Gespräch mit unserer Redaktion.

Wer nach dem Konsum von Alkohol zusätzlich erbrechen muss oder Durchfall bekommt, verliert weitere Flüssigkeit und muss noch mehr darauf achten, diesen Verlust durch das Zuführen von Flüssigkeit ausgleichen. Eine klassische Gemüsebrühe ist reich an Nährstoffen und wunderbar geeignet, um einen möglichen Flüssigkeits- und Mineralstoff-Mangel zu beheben.

"Viele Menschen haben nach dem Trinken von Alkohol Appetit auf etwas Salziges. Der Körper zeigt ihnen also oft auch von selbst, was er benötigt. Eine Gemüsebrühe zu sich zu nehmen, kann dann genau das Richtige sein," sagt der Experte.

Tipp: Neben Alkohol beim Feiern bereits zwischendurch Mineralwasser und Saftschorle trinken, so bleibt der Flüssigkeits- und Mineralstoff-Haushalt eher im Gleichgewicht und man trinkt automatisch weniger alkoholische Getränke.

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Was bringen Elektrolyt-Präparate wie Elotrans?

Vor allem in den Sozialen Medien wird seit einiger Zeit der Einsatz von Elektrolyt-Präparaten wie "Elotrans" oder "Oralpädon" zur Linderung von Kater-Symptomen beworben.

Dabei handelt es sich um Medikamente, die normalerweise dazu eingesetzt werden, starke Salz- und Flüssigkeitsverluste nach einer Durchfallerkrankung auszugleichen. Die Mittel bestehen aus verschiedenen Mineralstoffen, enthalten unter anderem Kalium- und Natriumverbindungen, und sind als Tabletten oder in Pulverform erhältlich.

Die Behauptung einiger Influencer und auch Hersteller: Ein Mineralstoff-Mangel, wie er beim Abbau von Alkohol im Körper auftreten kann, könne durch die Einnahme dieser Präparate ebenfalls ausgeglichen werden, mögliche Kater-Symptome würden sich verringern. Beide Arzneimittel waren nach derartigen Anpreisungen im Internet im letzten Jahr zeitweise nicht mehr erhältlich.

Die Einnahme von Elektrolyt-Präparaten zur Linderung von Kater-Symptomen ist aber umstritten. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte rät dazu, Arzneimittel nur innerhalb der zugelassenen Anwendungsgebiete zu nutzen. Nur dann sind Sicherheit und Wirksamkeit des Produkts gewährleistet.

Spezielle Katermittel

Auch spezielle Kater-Mittel wie beispielsweise "Katerfly" sind auf dem Markt erhältlich, bei ihnen handelt es sich um Nahrungsergänzungsmittel, das meist ebenfalls Kalium und Natrium enthalten. Außerdem können weitere Bestandteile, etwa Vitamin C oder Zucker, zugesetzt sein.

"Wichtig ist es, den Mineralstoff- und Flüssigkeit-Haushalt am nächsten Morgen wieder in Balance zu bringen und dem Körper Mineralsalze zuzuführen. Genau das ist das Prinzip der Elektrolyt-Präparate. Diese Mittel können also durchaus auch bei einem Kater einen Effekt haben, der Mineralstoff- und Flüssigkeitsmangel lässt sich aber auch durch nährstoffreiche Getränke oder Lebensmittel bei einem ausgewogenen und gesunden Frühstück erreichen," stellt der Experte fest.

Auch mit dem richtigen Frühstück am nächsten Morgen kann man den Körper also unterstützen und Kater-Symptome etwas eindämmen. Viel Mineralwasser und Lebensmittel mit einem hohen Mineralstoffanteil, etwa Getreide, Milchprodukte, Obst und Gemüse, sind geeignet.

Elektrolyt- oder Kater-Mittel vorbeugend einzunehmen, um Kater-Symptome erst gar nicht entstehen zu lassen, wie es in den Sozialen Medien ebenfalls propagiert wurde, ist unnötig und funktioniert nicht; das bestätigt auch Wedemeyer. Ein möglicher ausgleichender Effekt auf einen gestörten Mineralstoff- und Flüssigkeit-Haushalt des Körpers kann nur im Nachhinein stattfinden.

Wem die Einnahme von Elektrolyt-Präparaten schaden kann

Die Zusammensetzung vieler Elektrolyt-Präparate klingt zunächst harmlos, trotzdem sollten sie nicht bedenkenlos eingekommen werden. Junge und gesunde Menschen werden nach der Einnahme dieser Mittel sehr wahrscheinlich keine Nebenwirkungen spüren.

Personen, die durch eine Erkrankung vorbelastet sind oder möglicherweise nicht wissen, dass bei ihnen eine Erkrankung vorliegt, können die Mittel aber sogar schaden. Deshalb sollte die Einnahme von Elektrolyt-Präparaten immer vorab mit dem Hausarzt oder der Hausärztin besprochen werden.

Kater oder Krankheit?

Wie bereits erwähnt, können Kater-Symptome vielschichtig sein und sind als solche nicht immer eindeutig zu identifiziert. Kopfschmerzen etwa können auf diverse Erkrankungen hindeuten oder von ihnen ausgelöst werden und müssen nicht zwangsläufig ein Zeichen einer Dehydrierung nach dem Konsum von Alkohol sein.

Deshalb sollte man Kater-Mittel nicht ohne kritisches Hinterfragen einnehmen: "Würde ein Mensch mit Herzschwäche zu viele Elektrolyte zu sich nehmen, kann er weitere gesundheitliche Probleme bekommen. Wer eine geschwächte Nierenfunktion hat, sollte ebenfalls vorsichtig sein. Gerade eine zu hohe Kalium-Zufuhr kann für manche Menschen nämlich lebensbedrohlich werden und unter anderem Herz-Rhythmus-Störungen auslösen."

Über den Experten:
Prof. Dr. med Heiner Wedemeyer ist Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Seit Januar 2023 ist er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).

Verwendete Quellen:

  • zdf.de: Was gegen einen Kater helfen kann
  • deutsche-apotheker-zeitung.de: Elotrans & Co. – lässt sich der Later nach Silvester vermeiden?
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