Australien schlägt Alarm: Im Staat Viktoria häufen sich die Fälle von Buruli Ulcer, einer Krankheit, die Hautzellen und sogar Muskeln zerstört. Verantwortlich sind Bakterien, die mit Lepra verwandt sind. Die Mediziner stehen vor einem Rätsel.
Australische Behörden warnen vor einer sich im Bundesstaat Viktoria rasant ausbreitenden Krankheit. Wie unter anderem der "Guardian", die BBC und das "Medical Journal of Australia" (MJA) berichten, ist dort die gefürchtete Buruli-Krankheit auf dem Vormarsch – eine Art "fleischfressendes Geschwür".
So gab es im Jahr 2016 den Berichten zufolge 182 neue Fälle; bis zum 11. November 2017 seien die Fälle sogar im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2016 noch einmal um 51 Prozent auf 275 gestiegen.
Appell an die Regierung
Die australischen Mediziner rätseln, weshalb sich die Krankheit gerade jetzt so heftig ausbreitet und vor allem in neuem Gebiet. Normalerweise wird Buruli Ulcer eher in tropischen Ländern verortet. Da Viktoria aber gemäßigtes Klima hat, sei dies umso erstaunlicher.
Der stellvertretende Gesundheitsminister des Staates, Dr. Brett Sutton, sagte, Hotspots für die Hautinfektion seien vor allem die Halbinseln Bellarine und Mornington. Man vermutet, dass Moskitos und Opossums hinter der Ausbreitung der Krankheit stehen.
Im "Medical Journal of Australia" und per Video haben die Wissenschaftler daher einen Appell an die Regierung gerichtet, finanzielle Mittel zur Erforschung bereitzustellen. Der Mediziner Daniel O'Brien, einer der Autoren des Artikels, sagte der BBC: "Wir wissen nicht, was hier genau vorgeht. Aber wir haben auch keine Zeit, lange darüber zu philosophieren." Es sei höchste Zeit, die Krankheit näher zu erforschen, die Ausmaße seien beängstigend.
Auslöser der gefährlichen Krankheit ist das Bakterium Mycobacterium ulcerans (Buruli-Ulcus). Es hat Ähnlichkeiten mit den Erregern von Tuberkulose und Lepra.
Großflächige Geschwüre
Infizierte bemerken die Krankheit zunächst kaum. Sie beginnt mit einer kleinen Schwellung der Haut. In der Regel schmerzt die Stelle zunächst nicht. Allerdings beginnt mit Infektion ein langsamer, später sehr qualvoller Prozess, der sich über Jahre hinziehen kann. Denn der Erreger zerstört die Zellen der Haut.
Infolgedessen entstehen Geschwüre, die sich weiter ausbreiten. Hautzellen, Blutgefäße und das Unterhautfett werden zerstört.
Wahrscheinlich dringt der Erreger über kleine Verletzungen in die Haut ein. Nach Angaben des Universitätsklinikums Heidelberg ist vermutlich ein Gift verantwortlich, das von den Bakterien produziert wird: Mykolakton.
Wahrscheinlich kann es auch die Zellen des Immunsystems lahmlegen - eine mögliche Erklärung dafür, dass es kaum nennenswerte Reaktionen der körpereigenen Abwehr gebe.
Ohne Behandlung bilden sich großflächige Geschwüre meist an Beinen und Unterarmen. Die Krankheit kann zu Behinderungen und Entstellungen führen. (fab)
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