Kryotherapie und Laufen: Kältebehandlungen können die Erholungszeit nach Trainingseinheiten oder bei verschiedenen Verletzungen verkürzen.
Behandlungen mit Kälte sind keine moderne Erfindung, sondern spielten bereits in der Geschichte eine Rolle. Schon die alten Ägypter nutzten sie vor rund 5000 Jahren. Damals wurde Kälte eingesetzt, um Wundinfektionen zu heilen. Doch im Laufe der Geschichte wandelte sich ihr Einsatzgebiet: Bis ins 19. Jahrhundert hinein war Kälte ein beliebtes Hilfsmittel, um Körperregionen vor medizinischen Behandlungen zu betäuben. Die moderne Anästhesie, wie wir sie heute kennen, wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts erfunden und löste diese Kälte-Methode allmählich ab. Im Folgenden erklären wir, wie Kälte als lokale Behandlung oder als Ganzkörpertherapie für Sportlerinnen und Sportler zum Einsatz kommen kann und wie du Kälte gezielt bei der Regeneration und bei Verletzungen anwenden kannst. Zudem erfährst du, was eine Kältekammer ist und für wen sich diese eignet.
Was ist eine Kältekammer?
Eine Kältekammer ist nur eine Variante der Kältetherapie, also der Kryotherapie (= Kältebehandlung). Sie ist sozusagen die Spitze des Eisbergs: die Variante, die am kältesten ist. Es ist ein Raum oder eine Kammer, in der sehr niedrige Temperaturen erzeugt werden, bis zu minus 110 bis minus 160 Grad Celsius. Natürlich kann man da nicht einfach so rein marschieren, sondern benötigt eine spezielle Schutzbekleidung, die Erfrierungen vermeidet. Dieser extremen Kälte werden verschiedene gesundheitliche Vorteile nachgesagt, wie beispielsweise Schmerzlinderung, schnellere Regeneration oder die Reduzierung von Entzündungen. Was dir eine Kältekammer bringt und welche einfachen Alternativen es dazu noch gibt, erfährst du gleich.
Mit Kältebehandlung ist ein weites Spektrum gemeint, darunter fallen auch Kühlpads, Eissprays, Eisbaden und vieles mehr. Die Kälte ist einfach ein Alleskönner, das wussten schon die alten Griechen: Sie kann Schmerzen lindern, Entzündungen hemmen und beim Abschwellen von Beulen helfen. Kälte wird sowohl bei chronischen Krankheiten als auch bei akuten Verletzungen eingesetzt. Es gibt wohl kaum Eltern, die sie noch nicht genutzt haben, wenn ihr kleiner Sprössling mal wieder auf die Nase fällt, denn sie ist die erste Wahl, um Schwellungen und Blutergüsse zu behandeln.
Generell liegt bei allen Arten von Kälteanwendungen die Temperaturspanne in einem großen Bereich von plus 15 Grad bis hin zu minus 160 Grad Celsius, was allerdings nur in Kältekammern möglich ist.
Wirkung und Vorteile der Kältebehandlungen – egal welcher Art – sind im Allgemeinen:
Wirkt sich die regelmäßige Kältetherapie auf die Leistungsfähigkeit aus?
Ja, wie oben beschrieben, können sich regelmäßige Kälteanwendungen positiv auf die Leistungsfähigkeit auswirken. Vor allem in den Bereichen Regeneration, Durchblutung, Heilung oder Schmerzlinderung bei Entzündungen ist Kälte eine beliebte Therapie, sie kann darüber hinaus unser Hautbild verbessern, Stress lindern und unsere Stimmungslage aufhellen.
Es gibt aber noch zwei weitere Bereiche, in denen Kälte als Therapie Anwendung findet:
- Kälte kann unseren Stoffwechsel ankurbeln, was sich positiv auf unsere Konzentrations- und Leistungsfähigkeit sowie auf eine Gewichtsreduktion auswirken kann.
- Kälte kann unser Immunsystem stärken: Regelmäßige Anwendungen können unser Immunsystem stärken und die immunologischen Parameter im Blut verbessern.
Wer abnehmen möchte, sollte allerdings besser die Ernährung umstellen, statt auf Kälte zu setzen. Denn Gewichtsreduktion funktioniert langfristig nur mithilfe einer gelungenen Kombination aus gesteigerter Bewegung und Ernährungsumstellung. Unterstützung dabei findest du in unserem RUNNER’S-WORLD-Ernährungscoaching. Neu: Dank Krankenkassenzertifizierung bekommst du einen Großteil oder alle Kosten dafür erstattet.
Allen, die ihre Leistung auf Dauer verbessern möchten, um bei Laufwettbewerben ausdauernder und schneller zu werden, raten wir zu einer gezielten Trainingssteuerung mit einem Trainingsplan. Dadurch kannst du mit professioneller Hilfe deinen Trainingsumfang in einem gesunden Maße steigern und durch herzfrequenzgesteuertes Training gezielt deine Leistungsfähigkeit verbessern. Zudem bekommst du dadurch wichtige Informationen über das Tempotraining.
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Was bringt eine Kältekammer?
Athletinnen und Athleten nutzen Kältekammern vor allem, um ihre Leistungsfähigkeit und Regeneration zu verbessern. Die Kryotherapie speziell in Kältekammern wird vor allem in der Sportmedizin (meistens bei Profiathleten) und in der Physiotherapie eingesetzt. Die Behandlung in der Kältekammer dauert in der Regel nur wenige Minuten. Man muss Schutzkleidung tragen, damit keine Erfrierungen auftreten. Das Ganze ist also sehr aufwändig und erfordert viel Energie, um die Kabine so weit herunterzukühlen.
Wie sinnvoll sind Kältekammern für Sportler?
Kältekammern sind nicht gerade die umweltschonendste und günstigste Variante der Kälteanwendung. Außerdem ist wichtig zu beachten, dass die Kryotherapie in Kältekammern nicht für jeden geeignet ist und sogar mögliche Risiken haben kann (dazu später mehr). Vor der Anwendung sollte man sich daher von einem Facharzt beraten und eventuell auch untersuchen lassen. Es gibt mehrere Fachärzte und Expertinnen, die sich auf Kältetherapie spezialisiert haben.
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Wichtig zu wissen ist auch, dass der ursprüngliche Sinn von Kälte-Ganzkörpertherapien in der Behandlung von Krankheitsbildern liegt (Multiple Sklerose, Rheuma). Erst in den letzten Jahren kam sie auch bei Sportathleten zum Einsatz, um die Regeneration zu fördern. Wir möchten deshalb nochmals empfehlen, vor einer Behandlung einen Sportarzt zu konsultieren. Denn bei Kältetherapien sollte man nicht selbst experimentieren, weil insbesondere bei niedrigen Temperaturen, wie beispielweise auch schon bei Eis, das mit der Haut in direkten Kontakt gerät, Kälteverbrennungen auftreten können. Deshalb solltest du auch immer, wenn du mit Eis kühlst, ein Handtuch zwischen Haut und Eisbeutel legen, um deine Haut zu schützen.
Welche Alternativen zur Kältekammer gibt es?
Die Kryotherapie ist wie zu Beginn beschrieben ein weites Feld: Sie reicht von Kneippschen Güssen und Kältebädern mit einer Temperatur von fünf bis 15 Grad bis hin zu extrem kalten Minustemperaturen in der Kältekammer. Außerdem unterscheidet man lokale Anwendungen, die oft in der Physiotherapie genutzt werden, wie zum Beispiel Kältepackungen auf Gelbasis (Kühlpads) oder Eisbeutel, und Ganzkörpertherapien, wie beispielsweise die Kältekammer.
Aber auch hier gibt es neben der Kältekammer noch eine weitere Form der Ganzkörpertherapie, die mit Wasser arbeitet: die Ganzkörperwasserimmersion (Hydrotherapie). Das kennt jeder aus dem Thermalbad, wo es Kältebecken gibt. Dazu werden meistens auch Maschinen eingesetzt, um diese Becken zu kühlen. Man kann das Ganze aber auch komplett ressourcenschonend und umweltfreundlich im kalten Bach, See oder Meer bekommen.
Unser Tipp: Erst mal in die Natur!
Für Läuferinnen und Läufer, die mithilfe von Kälte einfach besser regenerieren möchten, empfehlen wir die Nutzung von natürlichen Ressourcen. Denn für alle, die keine Erkrankungen haben und keine medizinische Empfehlung für die Kältekammer, ist es sinnvoller, die natürlichen Möglichkeiten in Betracht zu ziehen:
Hast du es schon mal mit Eisbaden oder Baden in einem kühlen See im Winter, Frühjahr oder Herbst versucht? Oder mit Kneippschen Güssen? All das bringt eine ganze Menge und ist zudem unkompliziert. Beim Kältebaden im Bach, der sowieso an deinem Dorf oder Stadtteil vorbeiführt, hast du nebenbei noch ein schönes Naturerlebnis. Ein Glück haben alle, die in der Nähe eines Meeres oder am See wohnen. Darin lassen sich Kälteanwendungen wunderbar mit einem geselligen Naturerlebnis verbinden, indem man beispielsweise nach dem Lauftraining mit seinen Lauffreunden oder mit dem Hund baden geht.
Ein weiterer Vorteil der Natur ist, dass du sie immer und jederzeit aufsuchen kannst, ohne einen Termin auszumachen. Suche dir ein Gewässer in der Nähe aus: Bach, Fluss, See oder Meer. Unkomplizierter, günstiger und schöner geht es überhaupt nicht! Außerdem kannst du auch das Thermalbad nutzen oder zu Hause Kneippsche Güsse und Kälte als Wassertherapie in deiner Dusche anwenden.
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Wann sollte man nicht in die Kältekammer?
Wie oben bereits angesprochen, gibt es bestimmte gesundheitliche Risiken, bei denen man die Kältekammer unbedingt meiden sollte. Sie können dann Nebenwirkungen haben und gefährlich sein. Es gibt einige Kontraindikationen.
Wer eine von diesen Kontraindikationen hat, darf nicht in die Kältekammer:
- Bluthochdruck: Unbehandelter oder schlecht eingestellter Bluthochdruck (über 160/100 mmHg) birgt eine Gefahr bei dem Gang in die Kältekammer.
- Krankheiten der Atemwege: Personen mit Asthma oder anderen Atemwegserkrankungen sollten die Kältekammer meiden.
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Durchblutungsstörungen: Wer an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzrhythmusstörungen oder Herzinsuffizienz leidet, darf die Kältekammer nicht nutzen. Genauso Menschen mit Durchblutungsstörungen, wie beispielsweise arterielle Verschlusskrankheiten.
- Schwangerschaft: Schwangere Frauen dürfen nicht in die Kältekammer.
- Offene Wunden und Kälte-Empfindlichkeit: Mit offenen Wunden oder akuten Infektionen darf man nicht in die Kältekammer gehen. Das gilt ebenso für Kälteempfindlichkeit: Solltest du Kälteallergien oder Kälteasthma haben, ist die Kammer tabu.
Sollte ich vor oder nach dem Training in die Kältekammer?
Die Nutzung der Kältekammer kann sowohl vor als auch nach dem Training Vorteile bieten, je nach den Zielen, die du verfolgst. Das gilt für jede Form der Kälteanwendung, auch für die natürlichen oben beschriebenen.
Vor dem Sport kann Kälte deine Durchblutung anregen und die Muskeln auf die bevorstehende körperliche Aktivität vorbereiten, sodass du warm an den Start deines Training gehst. Zudem kann Kälte vor dem Training schmerzlindernd wirken. Wenn du leichte Schmerzen oder Muskelsteifheit hast, kann sie dir helfen, diese Symptome zu lindern und die Beweglichkeit fürs anstehende Training zu verbessern.
Die meisten Läuferinnen und Läufer wenden Kälte jedoch nach dem Training an, sozusagen als krönender Abschluss: zur Regeneration und Erholung, um Muskelkater und Entzündungen vorzubeugen.

Wie oft und wie lange sollte ich in die Kältekammer?
Die Häufigkeit und Dauer der Sitzungen in der Kältekammer können je nach individuellen Bedürfnissen und Zielen variieren. Eine Sitzung dauert in der Regel nur wenige Minuten, meistens zwischen zwei und vier Minuten. Längere Sitzungen könnten das Risiko von Erfrierungen schnell erhöhen und sind daher nicht empfehlenswert. Die meisten Athleten gehen ein- bis maximal dreimal pro Woche in die Kältekammer. Einige Athletinnen mit chronischen Schmerzen oder Entzündungen, die sich in ärztlicher Behandlung befinden, nutzen sie auch über eine kurze Zeitdauer häufiger, um optimale Ergebnisse zu erzielen.
Fazit: Die Kältetherapie bietet ein breites Spektrum, nutze ihre Vorteile!
- Es gibt zwei Formen von Kältetherapie: Lokale Behandlungen und die Ganzkörpertherapie.
- Die Kältekammer ist die kälteste Form der Ganzkörpertherapie.
- In den Kältekammern werden hohe Minusgrade erzeugt, eine Behandlung dauert daher nur wenige Minuten und man benötigt Schutzkleidung.
- Ursprünglich diente Kälte-Ganzkörpertherapie zur Behandlung von Krankheiten (wie z. B. Rheuma), seit einigen Jahren werden Kältekammern aber auch in der Sportmedizin eingesetzt.
- Die allgemeinen Wirkungen von Kälte sind vielseitig: Sie reichen von verbesserter Regeneration bis hin zur Heilung und Schmerzlinderung bei etlichen Verletzungen, Schwellungen, Entzündungen und Krankheiten.
- Kälte fördert die Durchblutung und Muskeldurchblutung und die Regeneration, sie kann Muskelkater verringern und die Muskelregeneration beschleunigen.
- Wer Kälte für die eigene Regeneration nutzen möchte, dem empfehlen wir zuerst einmal, natürliche Ressourcen auszutesten.
- Kältekammern sind nicht für jeden geeignet. Es gibt verschiedene Kontraindikationen, auf die du achten musst!
Falls dir eine Kältetherapie angeraten wurde und du dich für die Kältekammer entscheidest, solltest du dich vorher von einer Fachärztin (Orthopädin oder Sportmedizinerin) mit Erfahrung im Bereich Kryotherapie beraten und untersuchen lassen. Eine Übersicht an Fachexperten findest du hier.
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