Jahrzehntelang galten sie als sicherste und bequemste Schwangerschaftsverhütung: Hormonelle Verhütungsmittel wie Antibabypille, Hormonspirale und -stäbchen oder Verhütungsring. Die Nebenwirkungen von künstlichen Hormonen wecken in immer mehr Frauen den Wunsch nach hormonfreier Verhütung. Wir zeigen, welche Alternativen es gibt, wie sie funktionieren, wie sicher sie sind und worauf zu achten ist.

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Wie geht verhüteter Sex ohne Hormone? Die Nanotechnologie ist noch nicht so weit und mit Coitus interruptus, was landläufig auch als "Rausziehmethode" bezeichnet wird, funktioniert es jedenfalls nicht.

Denn die einfachste aller angeblich empfängnisverhütenden Methoden hat laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) eine hohe Versagerrate: 22 Prozent bei typischer Anwendung und vier Prozent bei perfekter Anwendung.

Das ergibt einen Pearl Index von zehn bis 38. Will heißen: Von 100 Frauen, die ein Jahr lang diese Methode zum Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft anwenden, werden zwischen zehn und 38 Frauen schwanger.

Je kleiner der Pearl-Index, desto sicherer ist eine Verhütungsmethode. Wird keine Verhütung angewendet, liegt der Pearl-Index übrigens bei 85.

Die Übersicht über hormonfreie Verhütungsmittel:

Kondom: Der Klassiker für den Mann

Die ersten waren aus gewebtem Stoff, dann wurden sie aus Schafsdarm hergestellt, bis vor gut 150 Jahren Kondome aus Gummi auf den Markt kamen.

Mittlerweile gibt es das auch als Präservativ, Pariser oder Gummi bekannte Verhütungsmittel für den Mann in vielen Varianten: von veganen Fair-Trade-Kondomen über latexfreie bis hin zu besonders gefühlsintensiven Materialien in vielen verschiedenen Größen.

Vorteile: preiswert und vielerorts erhältlich, einzige nicht-operative Möglichkeit für den Mann, sich bei der Verhütung aktiv zu beteiligen, schützt gleichzeitig vor sexuell übertragbaren Krankheiten, einfache Anwendung.

Nachteile: wird oft als störende Unterbrechung des Liebesspiels empfunden, Größe muss perfekt stimmen, durch lange Fingernägel, falsches Überziehen, unvorsichtiges Öffnen der Packung, durch Benutzung ölhaltiger Gleitmittel und zu heißer oder kalter Aufbewahrungsorte passieren oft Anwendungsfehler.

Geeignet für: jeden, vor allem Menschen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern.

Sicherheit: Pearl-Index liegt bei 2 bis 12.

Frauenkondom: Plastikschlauch für selbstbewusste Damen

Es sieht aus wie ein überdimensionales Kondom, das an jedem Ende einen flexiblen Ring hat. Das Frauenkondom gehört zu den Barriereverhütungsmitteln, wirkt genauso wie ein Männerkondom und wird innerhalb der Vagina getragen. Es verhindert Schwangerschaften und sexuell übertragbare Krankheiten, indem es das Innere der Vagina auskleidet und Spermien sammelt.

Vorteile: spontan anwendbar, kann bis zu 10 Stunden vor Liebesspiel eingesetzt werden, einziges Verhütungsmittel für die Frau, das zugleich vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt.

Nachteile: mit Kosten von rund vier Euro pro Stück teurer als Kondome, Handhabung erfordert Übung und Fingerspitzengefühl.

Geeignet für: Frauen, die einen neuen Partner oder häufig wechselnde Geschlechtspartner haben oder deren Partner keine Kondome verwenden wollen.

Sicherheit: Pearl-Index schwankt zwischen 5 und 25, da absolut korrekte Anwendung nötig ist.

Diaphragma und Portiokappe: Hütchen für den Muttermund

Die beiden mechanischen Verhütungsmittel funktionieren nach gleichem Prinzip: Sie verschließen den Muttermund. In der Form sind sie etwas unterschiedlich: Das Diaphragma ist eine Latex- oder Silikonmembran mit flexiblem Drahtring und sieht aus wie ein Hut mit Krempe.

Die Portiokappe sieht aus wie ein großer Fingerhut aus Latex oder Silikon und wird über den Muttermund gestülpt, wo sie sich festsaugt und wie ein Verschluss wirkt. Beide sollten nur in Kombination mit Verhütungsgel angewendet werden.

Vorteile: flexibel in der Anwendung, da sie schon einige Stunden vor dem Verkehr eingelegt werden können und erst 24 Stunden danach wieder entfernt werden müssen (in dieser Zeit ist auch mehrfacher Geschlechtsverkehr möglich), passen in jede Handtasche.

Nachteile: Anpassung durch den Arzt notwendig, Anwendung erfordert Übung, Entfernung frühestens acht Stunden nach Geschlechtsverkehr, kein Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten, die Portiokappe kann trotz richtiger Anwendung beim Sex verrutschen, Kosten für beide liegen um die 50 Euro, müssen nach jeder Benutzung gesäubert werden und alle 1-2 Jahre erneuert werden, bei Gewichtsveränderungen von mehr als drei Kilogramm muss das Diaphragma neu angepasst werden.

Geeignet für: fast alle Frauen, vor allem für diejenigen, die kein Problem mit der tiefen Einsetzung der Fremdkörper haben.

Sicherheit: Pearl-Index liegt bei 6.

Kupferspirale, Kupferkette und Kupferperlen-Ball: Immer flexibler

Sie laufen unter dem Namen Intrauterinpessare: Die seit den 1970er-Jahren populäre Kupferspirale, die neuen alternativen Kupferketten und der Kupferperlen-Ball. Ihr Prinzip beruht darauf, dass sie in die Gebärmutter eingesetzt werden und Kupfer-Ionen abgeben.

Diese wirken empfängnisverhütend, indem sie die Beweglichkeit der Spermien einschränken sowie die Schleimhaut der Gebärmutter so verändern, dass sich die Eizelle nicht mehr einnisten kann. Die Kupferspirale ist ein T-förmiger Plastikträger, der mit Kupferdraht umwickelt ist (gibt es auch mit Goldkern).

Für junge Frauen und Mädchen wird heute die kleinere und flexiblere Kupferkette, ein mit vier Kupferzylindern beladener chirurgischer Faden empfohlen, der in der Gebärmutter verankert werden muss.

Brandneu ist der filigrane und formflexible Kupferperlen-Ball, ein elastischer, rund geformter Draht mit 17 aufgefädelten Kupferperlen, der sich in der Gebärmutterhöhle entfaltet .

Vorteile: spontaner Sex möglich, Langzeitverhütung (3-5 Jahre), hohe Sicherheit, geringer Preis von rund 300 bis 400 (Kupferball) Euro, umgerechnet auf die Tragedauer 7-8 Euro pro Monat.

Nachteile: müssen vom Gynäkologen eingesetzt werden, was schmerzhaft sein kann (am wenigsten beim Kupferball). Der Sitz muss alle sechs Monate kontrolliert werden, oft stärkere Regelblutungen. Als Fremdkörper verursachen Intrauterinpessare aus Kupfer eine Entzündung in der Gebärmutterschleimhaut, die jedoch als ungefährlich gilt, kein Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten.

Geeignet für: Frauen, die längerfristig verhüten und sich nicht regelmäßig um ihre Verhütung kümmern wollen oder deren Familienplanung bereits abgeschlossen ist.

Sicherheit: Pearl-Index liegt für die Kupferspirale bei 0,9 bis 3,0; für die Kupferkette zwischen 0,1-0,5, und für den Kupfer-Perlenball bei 0,5-0,7.

Natürliche Familienplanung: Mit Thermometer oder Zykluscomputer

Bei der symptothermalen Methode müssen Frauen jeden Morgen verschiedene Körperzeichen beobachten und aufzeichnen: Temperatur, Zervixschleim und Muttermund. Veränderungen dieser drei Parameter lassen auf den nahenden Eisprung und damit die fruchtbaren Tage schließen.

Statt in Tabellen oder Apps die Beobachtungen aufzuzeichnen, gibt es auch die automatisierte, teure und bequeme Art per Zykluscomputer.

Vorteile: bei regelmäßiger und korrekter Anwendung der Maßnahmen sehr sicher, kein Eingriff in den Körper.

Nachteile: Lernphase von drei Monaten, bei langen oder unregelmäßigen Zyklen reduziert sich die unfruchtbare Zeit, es gibt viele Störfaktoren wie Alkoholgenuss, spätes Essen am Vorabend, Erkrankungen, Medikamente, Stress, Zeitverschiebung und Klimawechsel, ungeeignet für Frauen in der Pubertät, der Stillzeit oder den Wechseljahren, kein Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten.

Geeignet für: erfahrene, mit ihrem Körper vertraute Frauen mit regelmäßigen Zyklen, die ein stetes Leben führen, sich gerne mit ihrem Körper beschäftigen und einen verständnisvollen Partner haben.

Sicherheit: Pearl-Index liegt bei 0,3, wenn Sex nur an unfruchtbaren Tagen stattfindet.

Kostenübernahme nur für junge Frauen

Und wer bezahlt hormonfreie Verhütungsmittel? Krankenkassen übernehmen die Kosten für verschreibungspflichtige empfängnisverhütende Mittel nur bis zum Alter von 20 Jahren. "Darunter fallen auch mechanisch wirkende Mittel, wie Kupferspiralen, deren Anpassung durch den Vertragsarzt erfolgt", erklärt Ann Marini, Sprecherin des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (GKV) im Gespräch mit unserer Redaktion.

Nicht apothekenpflichtige sowie nicht verschreibungspflichtige Mittel wie Kondome dürften nicht von den Krankenkassen bezahlt werden.

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