Am 17. April 2003 starb Ernährungsguru Robert Atkins. Die nach ihm benannte Atkins-Diät gilt als Mutter der Low-Carb-Ernährung, also des Verzichts auf Kohlenhydrate und hat bis heute Anhänger. Allerdings ist diese Ernährungsweise in Wirkung und Auswirkung umstritten.
Als Robert Atkins in den 1970er Jahren sein Diätbuch veröffentlichte, schuf er nicht nur eine neue Art der Ernährung, sondern auch einen neuen Lebensstil – zumindest in den USA. Das Credo: Erlaubt sind Fett und Proteine, verboten sind Kohlenhydrate. Im Klartext bedeutet das: Fleisch ist erlaubt, aber die Kartoffeln als Beilage sind tabu. Hinter diesen Regeln steckt eine einleuchtende Überlegung. Laut Atkins kann der Mensch Proteine im Gegensatz zu Kohlenhydraten nicht speichern. Deshalb würde überflüssiges Eiweiß ausgeschieden – zur Energiegewinnung muss der Körper daher auf Fett zurückgreifen.
Die Ernährung nach Atkins
Der Ernährungswissenschaftler teilt seine Diät in vier Phasen ein, die sich durch unterschiedliche Zufuhrmengen an Kohlenhydraten unterscheiden. Während in Phase 1 die Menge der aufgenommenen Kohlenhydrate drastisch reduziert wird (anfänglich nicht mehr als 5 Gramm täglich, später erhöht auf 20 Gramm), dürfen Abnehm-Willige in den Phasen 2 und 3 die aufgenommene Menge an Brot und Zucker steigern, auch Gemüse kommt auf den Teller. Trotzdem soll sich das Gewicht auch in diesem Abschnitt weiter reduzieren. In Phase 4 wird das Gewicht permanent stabilisiert. Atkins plädiert dafür sich lebenslang so zu ernähren.
Sport nimmt ebenfalls eine wichtige Rolle in Atkins‘ Abnehm-Strategie ein und wird schon im ersten seiner Bücher "Die Diät-Revolution" als unverzichtbares Element der Diät angesehen. Neben der körperlichen Ertüchtigung rät der Ernährungsfachmann einerseits zum Kalorienzählen, falls sich der gewünschte Erfolg nicht schnell genug einstellt, andererseits wird zur Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, Vitaminen und Mineralstoffen geraten, um einer Mangelernährung vorzubeugen. Und darin liegt bis heute das Problem.
Kritik an der Atkins-Diät
Die Atkins-Diät und Low-Carb-Diäten im Allgemeinen werden von vielen Ernährungsexperten als zu einseitig abgelehnt. So kritisiert die Deutsche Gesellschaft für Ernährung beispielsweise den hohen Fettgehalt von Atkins‘ Ernährungsplan (über 50 Prozent). In einer Mitteilung aus dem Jahr 2004 heißt es: "Auch weiterhin gilt, dass eine ausgewogene Ernährung mit einer ausgeglichenen Energiebilanz und reichlich körperlicher Bewegung langfristig am ehesten geeignet sind, Übergewicht zu vermeiden oder abzubauen. Die Ernährung sollte reich an komplexen Kohlenhydraten und Ballaststoffen, aber moderat in der Zufuhr von Fetten, insbesondere tierischen Fetten sein."
Auch die gesundheitlichen Nebenwirkungen der Ernährungsweise wurden untersucht. Wissenschaftliche Studien kommen zu dem Ergebnis, dass die Atkins-Diät gezielt zu einem Kohlenhydratmangel führt. "Es bilden sich Abbauprodukte, die den Hunger drosseln, allerdings auch die Nieren belasten und einer Gicht Vorschub leisten. (...) Eine erhöhte Zufuhr gesättigter Fette soll Herz-Kreislauf-Risikofaktoren verschlechtern, eine fettreiche Ernährung wird mit der Entstehung von Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht", wie das Gesundheitsportal "Netdoktor" berichtet.
Doch wissenschaftliche Studien hin, einseitige Ernährung her: Es ist Atkins selbst, der seinen Kritikern den wohl größten Trumpf über Sinn und Unsinn seiner Lebensweise in die Hände gespielt haben könnte. Wie das "Wall Street Journal" im Jahr 2004 unter Bezug auf den Obduktionsbefund berichtete, soll der Ernährungswissenschaftler bei seinem Tod mehr als zwei Zentner gewogen haben. Demnach litt er außerdem an Bluthochdruck, Herzbeschwerden und einer Schwäche des Herzmuskels und soll bereits einen Herzinfarkt gehabt haben.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.