Facebook räumt auf: Das soziale Netzwerk geht offenbar gegen die 170 Millionen Fake-User vor, die mit falschem Namen registriert sind. Seit Wochen sinken die Fanzahlen auf Firmenseiten. Nun macht ein Posting die Runde, das vor gesperrten Konten warnt. Was steckt hinter den Sperrungen? Und darf Facebook das überhaupt?

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Sie heißen auf Facebook "Manu Ela" oder "Rüdi Ger", weil Sie ihren vollen Namen aus Datenschutzgründen nicht angeben wollen? Sie sind als "Benjamin Blümchen" oder "Albert Einstein" angemeldet, weil Sie es witzig finden? Oder nennen sich "Nur der BVB" oder "Michael Jackson forever", weil Sie zeigen wollen, für wen Ihr Herz schlägt? Gut möglich, dass Ihr Konto dann bald gesperrt wird. Das zumindest impliziert ein Posting, das momentan die Runde macht:

Klargestellt sei: Der Beitrag könnte an den Haaren herbeigezogen sein - oft genug kursierten auf Facebook schon Hinweise, die sich hinterher als falsch herausstellten. Doch unglaubwürdig ist die Meldung trotz des holprigen Sprachstils nicht. Denn: Facebook versucht seit Jahren, seine Datenbanken zu bereinigen.

170 Millionen Fake-Accounts existieren, die Gründe dafür sind unterschiedlicher Natur. Unzählige Nutzer sind seit Jahren nicht mehr auf Facebook aktiv, haben sich aber nie abgemeldet. Andere geben gezielt falsche Daten an, weil sie ihre persönlichen Informationen schützen wollen. Und dann ist da noch das Geschäft mit Fake-Profils im klassischen Sinne: Hinter Millionen Accounts stecken keine echten Menschen, sondern computergenerierte Nutzerkonten.

Noch immer kaufen sich Firmen aus Imagegründen billige Likes für ihre Fanseiten. Zum Beispiel, weil sie der Meinung sind, es sei wichtig, mehr Follower vorweisen zu können als die Konkurrenz. Daraus entwickelte sich ein millionenschweres Geschäft. "Agenturen verkaufen zehntausende Likes für fünf bis 25 US-Dollar", schreibt Marketing-Experte James Parsons in seinem Blog für die "Huffington Post". Und verweist darauf, dass zu Spottpreisen Software gekauft werden kann, die automatisiert Facebook-Fake-Profile erstellt.

Dass Facebook gegen inaktive Accounts vorgeht, ist mittlerweile überliefert. Vor fünf Wochen brachen auf einigen Firmenseiten die Fanzahlen massiv ein, Justin Bieber soll beispielsweise über Nacht 3,5 Millionen Fans verloren haben. "Seit Kurzem werden in der Metrik keine deaktivierten und inaktiven Konten mehr berücksichtigt", schrieb Social-Media-Experte Thomas Hutter auf seiner Seite.

"Nutzer geben wahren Namen an"

Unternimmt Facebook im nächsten Schritt einen erneuten Anlauf, Fake-Profile zu sperren? Werden nun Nutzer mit falschen Namen ausgeschlossen? Fakt ist: Facebook darf das, wie auch der "Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch" erläutert. Denn: In den Nutzungsbedingungen formuliert Facebook: "Facebook-Nutzer geben ihre wahren Namen und Daten an."

Die Konsequenz dürfte klar sein: Sollte Facebook Konten mit gefälschten Namen sperren, haben User zwei Möglichkeiten: Sie müssen ihren echten Namen verraten - oder sich von Facebook verabschieden.


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