Kleines Ratespiel zu Beginn: Wer erzählt gerne von sich und möchte, dass möglichst viele Menschen es mitbekommen? Wer kommentiert gerne das Weltgeschehen und möchte, dass möglichst viele Menschen es lesen? Und wer möchte auch noch, dass das schnell und einfach geht. Wenn Sie jetzt sagen, "Das bin ja ich", dann sind Sie hier genau richtig. Denn Sie sind ein potenzieller Blogger.
Und selbst wenn Sie jetzt erschrecken und denken, "Was soll ich sein?", sind Sie hier immer noch richtig. Denn Sie bekommen nicht nur erklärt, wie Sie ein Blogger werden, sondern auch, was ein Blogger überhaupt ist und was er macht.
Ein Blogger betreibt im Grunde genommen ein Internet-Tagebuch – ein "weblog". Daher der Name, denn "Blog" ist die verkürzte Form dieses Wortes. Alles begann Mitte der 90er Jahre, als mitteilungsbedürftige Menschen im Internet eine ideale Plattform für die Verbreitung ihrer Gedanken sahen und so den Trend des Bloggens begründeten. Mittlerweile geht das Bloggen weit über das bloße Verkünden privater Erlebnisse hinaus und hat sich zu einer nicht zu unterschätzenden Medienform entwickelt.
Welche Formen von Blogs gibt es?
Wer nicht nur oder überhaupt nicht mit Text arbeiten will, kann zu Photoblogs, auch Phlogs genannt, oder Videoblogs/Vlogs greifen. Hierbei macht das geschriebene Wort (audio)visuellen Ausdrucksformen Platz. Die bekannteste Plattform für Vlogs ist derzeit sicherlich YouTube.
Weniger privat geht es in Corporate oder Business Blogs zu, in denen Mitarbeiter eines Unternehmens zu PR-Zwecken schreiben.
Manche Blogs haben Ratgebercharakter, dazu gehören beispielsweise Blawgs zu juristischen Themen (die Bezeichnung ist eine Mischung aus "Blog" und "Law" (engl.: Recht)).
Watchblogs haben sich der kritischen Beobachtung von Online- und/oder Printmedien verschrieben. Der bekannteste deutschsprachige Watchblog dürfte Bildblog.de sein, bei dem es sich eine Gruppe von Journalisten zum Auftrag gemacht hat "fragwürdige Artikel der 'Bild'-Zeitung" nachzurecherchieren, "Fehler" aufzudecken, "kritische Berichte über 'Bild'" zusammenzutragen und festzuhalten, "was uns diskussionswürdig erscheint". Was uns direkt zum nächsten Aspekt bringt.
Wie werden Blogs eingesetzt?
Blogger verstehen sich in zunehmendem Maße als Vertreter eines so genannten "Graswurzel-Journalismus". Dies bedeutet, dass sie die Unmittelbarkeit, Geschwindigkeit und Verbreitung des Internets nutzen, um auf Missstände hinzuweisen. Das kann sinnvoll sein, wie im Falle des Bloggers Johnny Haeusler, der in seinem Blog "Spreeblick" auf das aus seiner Sicht (und der vieler anderer) unlautere Geschäftsgebaren des Klingelton-Händlers Jamba hinwies oder bei dem damaligen Mehrheitsführer im US-Senat Trent Lott, der aufgrund von rassistischen Äußerungen, die in Blogs eifrig verbreitet und diskutiert wurden, seinen Rücktritt erklären musste.
Auch die Omnipräsenz von Bloggern ist ein großer Vorteil im Zeitalter der vernetzten Welt. So waren es beispielsweise nicht Korrespondenten und Reporter, die nach den Terroranschlägen von London im Juli 2005 die ersten Bilder der Katastrophe lieferten, sondern Überlebende und Augenzeugen, die ihre Handyvideos ins Netz stellten. Blogger muss man nirgendwo hinschicken – sie sind schon da.
Zudem nutzen immer mehr Menschen in Ländern mit bedenklicher Menschenrechtslage die Möglichkeit, über Blogs mit der Außenwelt zu kommunizieren. So zum Beispiel wurde vor kurzem bekannt, dass China trotz der rigiden Zensur des Internets zur größten Blogger-Nation aufgestiegen ist.
Ein weiteres gutes Beispiel ist der iranische Regimekritiker Hossein Derakhshan, der mit seinem Blog aber nur der Pionier einer liberalen Opposition gegen Präsident Mahmoud Ahmadinedschad ist.
Was der Blogosphäre jedoch fehlt, ist die "ordnende Hand", die dafür sorgt, dass Blogger nicht über das Ziel hinausschießen. Überspitzungen von Gerüchten sind derzeit noch Tür und Tor geöffnet, denn auch eine Geschichte mit eher diskutablem Wahrheitsgehalt erhält eine gewisse Dynamik, wenn sie nur von genügend Stimmen erzählt wird.
Solange dieses Glaubwürdigkeitsdefizit weiter besteht, können die Blogger nicht in Konkurrenz zu den etablierten klassischen Medien treten. Allerdings können auch die von den Bloggern lernen, was eine möglichst effiziente Nutzung des Internets angeht. Und wer weiß: Vielleicht heißt es ja bald nicht mehr "der Blogger oder die klassischen Medien", sondern "der Blogger und die klassischen Medien".
Wie werde ich Blogger?
Nehmen wir also an, Sie haben sich nun entschieden, ein eigenes Blog (bevor Sie zum Duden laufen: es geht sowohl "das Blog" als auch "der Blog") ins Internet zu stellen. Als erstes müssen Sie sich für einen Anbieter entscheiden (eine Auswahl finden Sie am Ende des Artikels). Dort verfahren Sie dann im Großen und Ganzen nicht anders, als wenn Sie sich ein neues E-Mail-Konto anlegen: Login-Namen auswählen, Passwort festlegen – fertig. Nun sind Sie Blogger.
Wie funktioniert ein Blog?
Natürlich gibt es kleine Unterschiede zwischen den Blogs der verschiedenen Anbieter, doch im Wesentlichen funktionieren sie alle gleich und bestehen aus den gleichen technischen Elementen. Die wichtigsten im Überblick:
Eintrag/Post: Grundelement jedes Blogs. Die Einträge werden in umgekehrter chronologischer Reihenfolge aufgelistet, der aktuellste Beitrag steht also immer ganz oben.
Permalink: Jeder Eintrag in einem Blog ist mit einer eindeutigen und beständigen URL versehen, so dass man von anderen Webseiten mittels eines so genannten Permalinks direkt auf diesen verweisen kann.
Kommentar: Diese Funktion räumt den Lesern eines Blogs die Möglichkeit ein, ihre Meinung zu den einzelnen Einträgen abzugeben.
Trackback: Diese Funktion (sofern sie von der verwendeten Blog-Software angeboten wird) bietet dem Schreiber eines Blogs die Möglichkeit, seine eigenen Beiträge in einem anderen Blog zu "veröffentlichen". Das funktioniert folgendermaßen: Jemand liest in einem Blog einen Eintrag A zu einem Thema, zu dem er oder sie selbst schon einen eigenen Beitrag B verfasst hat und will auf diesen hinweisen. Zu diesem Zweck schickt er oder sie einen so genannten Ping vom eigenen Beitrag B an die in dem Eintrag A angegebene Trackback-URL. Der eigene Beitrag B erscheint dann bei den Kommentaren zu Eintrag A.
Blogroll: Hierbei handelt es sich um eine Liste von Links zu anderen Blogs.
Mit diesem Wissen sollten Sie in der Lage sein, Ihr eigenes Blog unfallfrei ins Netz zu bekommen. Viel Spaß.
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