Der Einfluss von Big Data auf unser aller Leben nimmt stetig zu. Wie viel geben wir als Menschen bereits heute durch unsere Daten preis und welche Entwicklungen kündigen sich an?

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Wir alle hinterlassen permanent digitale Spuren. Die Menschheit produziert über 2,5 Millionen Terabyte Daten. Täglich. Aus den Datensätzen von Millionen von Menschen entsteht Big Data.
Die über uns gesammelten Daten lassen präzise Rückschlüsse auf unser Leben zu.

Amazon weiß, für welche Produkte wir uns interessieren, Facebook kennt unser Sozialleben, Google kann aus unseren Daten ein Profil erstellen und dank Payback-Karte im Supermarkt werden auch unsere Essgewohnheiten transparent. Und das sind nur wenige Beispiele. Wie oft akzeptieren wir AGBs mit einem schnellen Klick, ohne zu wissen, was mit unseren Daten passiert?
"Wer liest, wird selbst gelesen, wer kauft, wird selbst zum Produkt". Mit diesem Zitat benannte der frühere FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher einst den Kern von Big Data.

Der Spion in der Hosentasche

Besonders das Smartphone könnte dabei immer mehr zum Spion werden. Via GPS-, WLAN- und Funkantennen wissen Hersteller bereits heute, an welchem Ort sich das Handy gerade befindet. Mit sogenannten Spionage-Apps lassen sich nahezu alle Daten auf dem Smartphone überwachen: Unterhaltungen in Chats, Nachrichten, Browserverläufe, Anruflisten.

Diese Apps laufen unsichtbar und vom User unentdeckt im Hintergrund und fallen deshalb kaum auf. So wird das Smartphone schnell zur Datenkrake.

Doch auch wer keine Spionage-App auf seinem Handy hat, macht sich transparent. Allein durch die Nutzung mancher Betriebssysteme gestattet man dem Anbieter, umfassende persönliche Informationen aufzuzeichnen.

Und die Entwicklung scheint erst am Anfang zu stehen. In jedem Smartphone stecken viele winzige Sensoren, die, als eine Art externes Sinnesorgan, unentwegt Daten über uns sammeln könnten. Diese Daten könnten konkrete Rückschlüsse auf unser aktuelles Befinden und unseren Alltag zulassen.

Das Smartphone könnte darauf mit entsprechenden Tipps reagieren. Fungiert das Handy in Zukunft als Lifecoach, der uns vermeintlich besser kennt, als wir uns selbst?

Die Möglichkeiten von Big Data sind schon heute enorm

Jüngst machte das Fotoprojekt "Your Face is Big Data" von sich reden. Der russische Fotograf Egor Tsvetkov hatte in St. Petersburg Menschen in der U-Bahn fotografiert. Mithilfe der russischen Gesichtserkennungs-App FindFace konnte er 70 Prozent der Menschen, die er fotografiert hatte, identifizieren und zu ihnen Kontakt aufnehmen.

Was geschieht mit unseren Daten?

Die zentrale Frage, die sich im Zusammenhang mit Big Data stellt ist, was mit unseren Daten geschieht. Ein Beispiel aus jüngerer Zeit, das belegt, wie die gewonnenen Daten gezielt eingesetzt werden, ist der US-Wahlkampf.

Firmen wie Cambridge Analytica sollen die Menschen durch so genanntes "Microtargeting" mit individuellen politischen Botschaften versorgt, heißt es. Diese seien speziell auf ihr durch Daten gewonnenes Profil zugeschnitten gewesen.

Die Daten, die Cambridge Analytica für das Microtargeting verwendet, stammen vor allem aus den Facebook-Profilen von Nutzern. Jeder Klick, jeder Like wird dafür ausgewertet. Viele der Online-Spiele, die man im sozialen Netzwerk spielen kann, speichern ebenfalls persönliche Daten die dann ausgewertet werden können.

"Wie Informationen analysiert und für uns aufbereitet werden, da spielt Künstliche Intelligenz schon heute eine sehr große Rolle", so Rolf Drechsler vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). "Wir werden in Zukunft noch eine signifikante Zunahme von Künstlicher Intelligenz und sehr cleveren Algorithmen um uns haben. Da befinden wir uns erst am Anfang einer neuen Entwicklung."

Die Rolle von Big Data in der Zukunft

Wohin wird diese Entwicklung führen? Im Gespräch mit ZDF heute.de sagte Daniel Domscheit-Berg, der ehemalige Sprecher von WikiLeaks, 2014 es sei nicht so sehr die Frage, was Geheimdienste und Unternehmen heute mit diesen Daten anstellen.

Die größere Frage sei, wie Datensammler morgen diese Informationen nutzen. "Dafür haben wir keinerlei Garantien und Zusagen." Er warnt: "Wir bewegen uns in eine Welt, in der ein totalitäres globales Überwachungssystem eine realistische Möglichkeit ist."

Rolf Drechsler prognostiziert, dass der einzelne Mensch immer gläserner werden wird und mahnt: "Hier muss man sich in Zukunft Gedanken darüber machen, wie man die Rechte des Individuums schützen kann."

Wie geschützt sind unsere Daten?

Wie sieht es aktuell in Sachen Datenschutz aus? Am 21. Dezember 2016 hat sich der Europäische Gerichtshof gegen eine anlasslose Vorratsdatenspeicherung in der EU ausgesprochen. Die massenhafte Speicherung von Daten lasse "sehr genaue Schlüsse auf das Privatleben" zu, heißt es im Schlussplädoyer.

Für die großen Internetkonzerne wie Facebook und Google im Silicon Valley gibt es eine derartige Einschränkung jedoch nicht.

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