Der chinesische Elektronik-Gigant Xiaomi steigt ins E-Auto-Geschäft ein. Neben coolen Gimmicks, schicken Bildern und einem niedrigen Preisen gibt es auch erste Bilder von der Top-Version SU7 Max auf dem Nürburgring. Außerdem mehren sich die Pannenberichte zu dem Elektro-Auto.

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Nach nur drei Jahren Entwicklungszeit hat es Xiaomi geschafft, ein stattliches Auto auf die Räder zu stellen und im Haus zu produzieren. Das Erste von vier geplanten Xiaomi-Elektroautos ist die Limousine SU7, die unter dem Codenamen Modena entwickelt wurde. In Größe und Leistung ist sie gegen den Xpeng P7, Tesla Model 3 und anderen Business-Klasse-Modelle positioniert.

Xiaomi SU7: Die Daten

Angeboten wird der SU7 in zwei Antriebsvarianten. Das preisgünstigere Basismodell setzt auf eine 400-Volt-Plattform und einen 220 kW und 400 Nm starken Elektromotor an der Hinterachse. Für den Spurt von null auf 100 km/h nennen die Chinesen 5,28 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit wird abgeregelt bei 210 km/h erreicht. Eine 73,6 kWh große LFP-Batterie erlaubt Reichweiten von bis 668 Kilometer nach chinesischem CLTC-Standard. In der Pro-Variante verbaut Xiaomi einen NMC-Akku von CATL, der auf einen Energiegehalt von 94,3 kWh kommt und eine Reichweite von bis zu 830 Kilometer erlaubt.

In der Top-Version SU7 Max (siehe Fotoshow unter diesem Absatz) , die auf eine 800-Volt-Plattform setzt, arbeiten zwei E-Motoren, an jeder Achse einer, die es zusammen auf 495 kW und 838 Nm bringen. Der Allradler spurtet in 2,78 Sekunden auf 100 km/h, erreicht maximal 265 km/h und besitzt sogar einen Drift Mode per Knopfdruck. Hier zapfen die E-Maschinen aus einer 101 kWh großen Qilin-NMC-Batterie von CATL, die bis zu 800 Kilometer Reichweite ermöglicht. Ladeströme werden nicht genannt. Xiaomi verspricht aber, dass in nur 10 Minuten Strom für 390 Kilometer nachgeladen werden kann. 5 Minuten reichen für 220 Kilometer, 15 Minuten für 510 Kilometer.

Der Style des SU7

Der Xiaomi SU7 erinnert formal ein wenig an eine Mischung aus Tesla Model 3 und Porsche Taycan, zeigt sich mit einer gewölbten Fronthaube und flach stehender Windschutzscheibe. Die Limousine ist fast fünf Meter lang, 1,96 Meter breit und 1,46 Meter hoch. Der Radstand liegt bei drei Metern. Unter der vorderen Haube gibt es einen 105 Liter großen Frunk, im Heck können bis zu 517 Liter Gepäck verstaut werden.

Der Viertürer verfügt über Scheinwerfer mit LED-Streifen, die weit in die Front hineinragen. Die Überhänge sind kurz, der Dachverlauf neigt sich sanft nach hinten. An der vorderen und hinteren Dachkante sind LIDAR-Sensoren verbaut. Weitere Kamerasensoren sitzen seitlich an den Außenspiegeln. Die autonomen Fahrfunktionen setzten neben dem Lidar-System auf 3 weitere Radarsensoren, 11 Kameras und 12 Ultraschallsensoren. Ein Panoramadach lässt viel Licht in den Innenraum. Am Heck erkennt man einen kleinen ausfahrbaren Spoiler sowie schmale, fast durchgehende Leuchten. Die hinteren Kotflügel sind stark ausgestellt. In der windschlüpfigsten Karosserie-Spezifikation soll der Luftwiderstandsbeiwert cW bei 0,195 liegen.

Cockpit mit Gimmicks

Das Cockpit des Xiaomi SU7 wirkt aufgeräumt. Vor dem Dreispeichenlenkrad mit zahlreichen Bedienelementen, sitzt ein 7,1 Zoll großes digitales Kombiinstrument. Daneben auf der Armaturentafel ein 16,1 Zoll großer Touchscreen. Die Fondpassagiere interagieren mit zwei herausnehmbaren Tablets an den Lehnen der Vordersitze. Das hauseigene Betriebssystem hört auf den Namen Hyper OS und soll mit seinem Qualcomm Snapdragon 8295-Kern ultraschnell rechnen. Ergänzend kann das Navisystem seine Karten auf ein 56 Zoll großes Head-up-Display vor dem Fahrer projizieren.

Video: Im Video: Gimmicks Xiaomi SU7

Mittlerweile kursieren schon Xiaomi-Videos im Netz, die das Zubehör-Angebot für den Innenraum zeigen. Dabei handelt es sich beispielsweise um einfach anschließbare Zusatzanzeigen, eine haptische Bedienleiste mit echten Knöpfen oder zusätzliche LED-Ambiente-Lichter. All diese Plug-and-play-Extras bietet Xiaomi aus eigener Herstellung im Zubehör an. Und so fügen sie sich nahtlos in das stimmige Interieur-Konzept ein. In der traditionellen Auto-Hersteller-Welt haben wir so etwas noch nie gesehen.

Günstige Preise, hohe Nachfrage

Zum offiziellen Bestellstart des SU7 am 1. April 2024 verkündete Xiaomi-Chef Lei Jun die lange erwarteten Preise. Das Basismodell startet ab 215.900 Yuan oder umgerechnet etwa 27.600 Euro und bleibt damit spürbar unter dem Tesla Model 3 in China. Die Version SU7 Pro ist ab 245.900 Yuan (umgerechnet rund 31.475 Euro) und damit aktuell preisgleich mit dem Tesla Model 3 zu haben. Für das Top-Modell SU7 Max ruft Xiaomi 299.900 Yuan (umgerechnet rund 38.390 Euro) auf. Ausgeliefert werden die Versionen Max und das Basismodell ab Ende April in China, die Pro-Variante startet dann ab Mai. Noch vor den Serienmodellen schiebt Xiaomi eine sogenannte Founders-Edition auf den Markt. Die ist auf 5.000 Exemplare limitiert, aber zu den regulären Preisen zu haben. Hier sind die ersten Modelle bereits ab dem 3. April zum Kunden gerollt.

Xiaomi will später zwar irgendwann auch den Weltmarkt bedienen, hat aber bis jetzt noch keine Exportpläne konkretisiert. Der SU7 wurde allerdings bereits auf dem Mobile World Congress in Barcelona im Februar 2024 dem europäischen Publikum vorgeführt. In China ist der SU7 erfolgreich gestartet. Xiaomi verkündet nur 24 Stunden nach der Öffnung der Bestellbücher rund 90.000 fixe Vorbestellungen. Damit soll die Elektrolimousine für das Jahr 2024 bereits vollständig ausverkauft sein.

Erste Besitzer bleiben mit Panne liegen

Seit der Auslieferung der ersten Modelle des Xiaomi SU7 am 3. April 2024, häufen sich Erfahrungsberichte über Pannen und Unfälle mit dem Auto. Ein Youtube-Video soll sogar ein vermeintliches Bremsversagen auf einer Rennstrecke zeigen, bei dem das Auto in den Reifenstapel kracht und alle Airbags auslöst. Kurios klingt auch die Geschichte eines Besitzers, der seinen fabrikneuen Xiaomi SU7 am 4.Mai im Xiamen Xing'an Delivery Center in der Provinz Fujian entgegennahm.

Laut Car News China blieb das Auto bereits einen Tag später, mit nur 39 Kilometern auf dem Tacho auf dem Seitenstreifen einer Schnellstraße liegen und konnte nicht mehr reanimiert werden. Doch anstatt sein Geld zurückzuverlangen, bestehe der Kunde darauf, sein Auto repariert zu bekommen. Das gehe laut Xiaomi allerdings nicht. Ebenso wenig sei es möglich, ein neues Auto bereitzustellen. Denn jedes einzelne, das vom Band läuft, ist schon für einen der vielen Kunden bestimmt. Der Streitfall läuft nun wahrscheinlich auf eine Entschädigung seitens des Herstellers hinaus.

Zweites Xiaomi-Modell folgt 2025

Für 2025 ist ein zweites Xiaomi-Modell unter dem Codenamen Le Mans avisiert, das dann über eine dreimotorigen Antrieb verfügt. Bei der Vorstellung seiner Elektroautopläne 2021 hatte Xiaomi-Chef Lei Jun noch kleine Limousinen und SUV-Modelle angekündigt, die in einem Preisrahmen von 100.000 bis 300.000 Yuan (umgerechnet zwischen 12.500 und 37.000 Euro) angeboten werden sollten.

Die Massenproduktion von E-Autos soll im ersten Halbjahr 2024 starten. Das bestätigte das Unternehmen auf einer Investorenkonferenz. Unterstützung bei der Entwicklung soll Xiaomi von Shanghai HVST Automobile Design erhalten, die auch für das WM Motor Concept Maven verantwortlich zeichnen. Gerüchte, dass der Elektronik-Gigant aus China ins Auto-Business einsteigen wird, gab es schon lange. Anfang April 2021 kündigte Lei Jun im Rahmen eines großen Events schließlich die Gründung eines Tochterunternehmens an, das "smarte Elektroautos" bauen soll. In das Autoprojekt sollen in den kommenden zehn Jahren rund zehn Milliarden Dollar investiert werden. Konzernchef Lei Jun, der das Unternehmen vor elf Jahren gründete, will die neue Auto-Tochter selbst führen. Es werde das "letzte große Projekt seines Lebens sein", sagte er während einer Präsentation.

Xiaomi mit eigener Produktion

Der Entscheidung gingen zahlreiche Treffen mit Branchenexperten voraus. Zudem sieht Jun sein Unternehmen für das Thema Elektroauto gut gerüstet. Intelligente Elektrofahrzeuge haben das Geschäftsmodell der traditionellen Automobilindustrie grundlegend verändert, und Xiaomi verfügt über umfangreiche Expertise für Hardware-basierte Internetdienste sowie umfassende Erfahrung in der Software- und Hardware-Integration und ein tiefgreifendes Fertigungs-Know-how in der Internet-Branche. Zusätzlich hat Xiaomi die Firma DeepMotion gekauft, welche sich auf KI gesteuertes Fahren von Fahrzeugen und ähnliches spezialisiert hat. Auch lassen sich zahlreiche Xiaomi-Kerntechnologien auf das Geschäft mit intelligenten Elektrofahrzeugen anwenden. Und nicht zuletzt verfüge Xiaomi über ausreichend finanzielle Mittel, um so ein Projekt erfolgreich stemmen zu können.

Gefertigt werden die Xiaomi E-Autos in der Xiaomi EV Factory bei Peking. Dort sollen jährlich bis zu 150.000 Fahrzeuge produziert werden. Ab 2025 soll die Produktion nach einem weiteren Ausbau auf 300.000 Autos im Jahr wachsen. Geplant ist auch dort die Bereiche Forschung und Entwicklung anzusiedeln.

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Zuvor wurde schon spekuliert, ob Xiaomi die komplexe Auto-Produktion selber übernehmen oder ob diese ausgelagert wird. Chinesische Medien hatten in diesem Zusammenhang auch über eine Übernahme des chinesischen Autobauers Borgward spekuliert. Der kämpft seit geraumer Zeit um sein Überleben und hat im April 2022 Insolvenz angemeldet. Borgward-Eigentümer Foton Motor hatte zwar im März 2019 bereits 67 Prozent der Anteile von Borgward an den Mobilitätsdienstleister Ucar verkauft. Der hat den vereinbarten Kaufpreis aber nicht bezahlt. Entsprechend stehen in der Borgward-Fabrik in Peking seit langer Zeit die Bänder still. Hier hätten für Xiaomi Produktionskapazitäten von 180.000 Autos jährlich bereitgestanden.  © auto motor und sport

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