Nach fünf intensiven Tagen von Tarifverhandlungen zwischen der Konzernführung und IG Metall gibt es bei Volkswagen nun einen Plan bis 2030. Es sollen keine Werke geschlossen werden – massiven Stellenabbau gibt es trotzdem.
Der Volkswagen-Vorstand hat zusammen mit Arbeitnehmervertretern und der größten Gewerkschaft IG Metall nach 70 Stunden intensiver Tarifverhandlungen in fünf Tagen einen Kompromiss gefunden. Werke (siehe Bildergalerie) werden demnach nicht geschlossen – dennoch werden die Produktions-Kapazitäten in den kommenden fünf Jahren massiv zurückgefahren.
734.000 Autos im Jahr weniger
VW-Marken-Chef Schäfer sprach davon, dass die Produktions-Kapazitäten bis 2030 um 734.000 Autos pro Jahr abgebaut werden. Zum Vergleich: Im größten VW-Werk Wolfsburg liefen 2024 knapp 500.000 Fahrzeuge vom Band. Ganze Werke wolle man aber nicht schließen. Ein besonderer Erfolg für die IG Metall: Die zuvor aufgekündigte Beschäftigungssicherung wird wieder eingeführt und bis 2030 verlängert. Betriebsbedingte Kündigungen wird es bis dahin also nicht geben. Im Gegenzug verzichten die VW-Angestellten in den kommenden Jahren auf Gehaltserhöhungen und Boni.
Dennoch spricht Volkswagen über den sozialverträglichen Abbau von 35.000 Stellen. An welchen Standorten und in welchen Bereichen Personal entlassen wird, ist noch nicht kommuniziert worden. Der IG-Metall-Chefverhandler Thorsten Gröger sagte in einer Pressekonferenz, dass der Kompromiss zwar "schmerzliche Beiträge der Beschäftigten beinhaltet, aber im gleichen Atemzug Perspektiven für die Belegschaften schafft".
Kernpunkte der Vereinbarung seien laut der IG Metall:
- Jobgarantie: Eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2030 wurde vereinbart.
- Stellenabbau: VW plant, mehr als 35.000 Stellen sozialverträglich abzubauen.
- Gehälter: Bis 2027 sind keine Entgelterhöhungen vorgesehen, das monatliche Grundgehalt bleibt jedoch unverändert.
- Urlaubsgeld: Das bisher gezahlte erhöhte Urlaubsgeld entfällt.
Das passiert mit den Werken in Deutschland
Veränderungen an VW-Standorten
- Wolfsburg: Produktion von ID.3 und Cupra Born; Verlagerung der Golf-Produktion nach Mexiko; Abbau von 4.000 Stellen in der technischen Entwicklung.
- Emden: Fortsetzung der Produktion von ID.7 und ID.4 Modellen.
- Osnabrück: T-Roc Cabrio-Fertigung bis Mitte 2027; Prüfung alternativer Nutzungsmöglichkeiten.
- Zwickau: Fokussierung auf eine Produktionslinie ab 2027; Erschließung neuer Geschäftsfelder.
- Dresden: Einstellung der Fahrzeugfertigung Ende 2025; Erarbeitung von Alternativoptionen.
"Gute Einigung"
VW-Markenchef Thomas Schäfer bezeichnete das Ergebnis als "gute Einigung": "Wir hatten bei den Verhandlungen drei Prioritäten: Überkapazitäten an den deutschen Standorten abbauen, Arbeitskosten senken und Entwicklungskosten auf wettbewerbsfähiges Niveau senken." Zusätzlich wurde ein Zukunfts-Tarifvertrag vereinbart, der eine Milliarde Euro Auszahlung an die Beschäftigten in der ersten Jahreshälfte 2031 vorsieht, falls keine Anschlussregelung zustande kommt.
Schäfer schrieb außerdem auf Linkedin, man könne so die Arbeitskosten um 1,5 Milliarden Euro senken. Mit dem jetzt beschlossenen Maßnahmenpaket sei man nun in der Lage, die Lücken im beschlossenen Performance-Programm zu schließen. Der gefundene Kompromiss bereite den Weg für VW, bis 2030 Technologieführer bei den Volumenherstellern zu werden, so Schäfer weiter. Er dankte zudem den Verhandlungsteams für ihre unermüdlichen Bemühungen und die harte Arbeit der letzten Wochen. © auto motor und sport
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