Ein Rolls-Royce in der Wüste – eine Idee, die zuerst absurd klingt, aber 1981 tatsächlich die Rallye Paris-Dakar eroberte. Der Rolls-Royce Prototyp "Jules", ein einmaliges Meisterwerk aus Luxus und Offroad-Technik, steht nun zum Verkauf.

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Das Auktionshaus Aguttes on Wheels versteigert auf der jährlichen Herbstauktion vom 29. November bis 1. Dezember 2024 ein besonderes Stück Rallye-Dakar-Geschichte. Der Rolls-Royce Prototyp Jules ist eine wahre Motorsport-Ikone. 1981 eroberte dieses Unikat die Rallye Paris-Dakar – eine Bühne, die normalerweise abenteuerlustigen Offroadern vorbehalten ist.

Die Idee klingt absurd: Ein Rolls-Royce, das Symbol britischen Luxus, soll die härteste Rallye der Welt überstehen. Genau das machte den Jules-Prototyp legendär. Hinter dem Projekt steckte Thierry de Montcorgé, ein französischer Playboy, Abenteurer und ein Marketing-Genie. 1980, an einem Sommerabend, entstand die verrückte Idee. Warum nicht einen Rolls-Royce Corniche in die Wüste schicken? Christian Dior, der seinen neuen Herrenduft Jules promoten wollte, unterstützte das Vorhaben. Rolls-Royce selbst war nicht begeistert von der Idee, doch Dior setzte sich durch.

Beeindruckende Technik

Hinter der klassischen Corniche-Silhouette verbirgt sich ein technisches Meisterwerk. Thierry de Montcorgé baute zusammen mit Michel Mockrycki, einem Experten für Offroad-Prototypen, ein völlig neues Fahrzeug. Die Modifikationen:

  • Chassis und Fahrwerk: Basierend auf dem Toyota Land Cruiser BJ 45, einem der robustesten Offroader seiner Zeit.
  • Motor: Ein 5,7-Liter-V8 aus einer Chevrolet Corvette, der mehr Zuverlässigkeit bot als der britische V8 mit 6,7-Liter Hubraum und 200 PS.
  • Karosserie: Eine täuschend echte Nachbildung der Rolls-Royce Corniche aus leichtem Polyester.
  • Tank: Ein speziell angefertigter 332-Liter-Kraftstofftank, der die Reichweite in der Wüste sicherstellte.

Die Illusion war perfekt. Optisch ein Rolls-Royce, technisch ein echter Offroader – und genau das war der Schlüssel zum Erfolg.

Die Rallye Paris-Dakar 1981

Die Rallye Paris-Dakar war schon 1981 ein Abenteuer und ein Härtetest für Mensch und Maschine. Die 3.000 Kilometer lange Strecke führte quer durch Afrika. Der Jules-Prototyp startete inmitten einer bunten Karawane aus professionellen Fahrern, Abenteurern und exotischen Fahrzeugen. Auch wenn Thierry de Montcorgé und sein Team die Rallye nicht bis Dakar schafften, war der mediale Erfolg gigantisch. Bilder des Rolls-Royce in der sandigen Wüste Afrikas gingen um die Welt. Paris-Match und Le Figaro beschrieben Jules als "Rolls-Royce des Sandes" – ein Titel, der bis heute nachhallt.

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Die Rückkehr einer Ikone

Nach Jahrzehnten im Schatten kehrte der Jules-Prototyp 2021 ins Rampenlicht zurück. Aufwendig restauriert, ist er heute nicht nur ein Stück Motorsportgeschichte, sondern könnte auch ein begehrtes Sammlerauto werden. Der geschätzte Wert für die Auktion liegt zwischen 400.000 und 800.000 Euro. Im Augenblick ist Jules noch auf ein französisches Kennzeichen zugelassen. Seine Fahrgestellnummer lautet CRX9234. Dank seiner originalgetreuen Wiederherstellung ist der Prototyp bereit für die Teilnahme an der Dakar Classic.  © auto motor und sport

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