Zuerst an maßgeschneiderten Custom-Gravelbikes und XXL-MTBs in den USA gesichtet, lassen nun Reifen-Prototypen von Maxxis und Gerüchte von Fahrtests um XC-Megastar Nino-Schurter die Diskussion aufflammen: Es scheint, als bereite sich die Fahrradbranche auf die nächste Laufradgrößen-Innovation vor. Doch braucht es das überhaupt?

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Laufradgrößen sind ein heißes Thema beim Mountainbiken. Lang vorbei sind die Tage, an denen 26-Zoll-Laufräder die einzige Option waren. Die meisten Fahrerinnen und Fahrer kennen heute vermutlich zwei Laufradgrößen: 27,5 Zoll und 29 Zoll oder den Mix aus beiden beim Mullet-Setup.

Nun wurden auf der Taipeh Cycling World die ersten Maxxis-XC-Reifen mit 32 Zoll Durchmesser gesichtet. Kommt jetzt ein neuer Trend?

Speziell als Lösung für besonders groß gewachsene Menschen bietet die US-Marke Dirtysixer bereits Gravelbikes mit 32-Zoll-Laufrädern an. Erste Prototypen hat Gründer David Folch bereits vor acht Jahren entwickelt. "Doch erst mit eigenen Felgen und Reifen ist jetzt die Zeit für den Marktstart gekommen", erklärt David und spricht von Vorteilen wie besserem Rollverhalten, höherem Momentum oder größerer Aufstandsfläche.

Doch nicht alle sind von den Vorteilen überzeugt. Reifenhersteller Schwalbe etwa will erst Tests durchführen, um Vor- und Nachteile bewerten zu können.

Die Reaktionen auf den sozialen Medien sind gespalten, manch groß gewachsener freut sich über eine ausgewogenere Geometrie an seinem Bike. Andere witzeln, dass sie noch nicht einmal auf den 29-Zoll-Trend aufgesprungen sind. Und: kommt dann noch ein 30,5-Laufrad für das Mullet-Setup?

Auch als Gary Fisher 1999 die ersten 29"-Bikes entwickelte, lief das Thema in den folgenden Jahren schleppend voran. Damals waren 26-Zoll noch Standardgröße, 29-Zoll-Laufräder wurden von vielen als zu groß und schwerfällig abgetan. Doch mit zunehmender Weiterentwicklung der Technologie und des Designs setzten sich 29-Zoll-Räder immer mehr durch und sind heute Goldstandard.

Ob es den 32-Zoll-Laufrad-Trend braucht, haben wir auch in der Redaktion diskutiert:

Mein Motto lautet: Hinterfrage immer den Status quo. Genau das passiert gerade wieder in Sachen Laufradgrößen, nachdem auf der Messe in Taipeh nun die ersten 32-Zoll Reifen gezeigt wurden. Nino Schurter soll angeblich bereits Testfahrten machen – das klingt für mich wie ein logischer Schritt.

Man muss es zumindest einmal versuchen. Für die schnellen XC-Kurse, auf denen es im Schlusssprint um Hundertstel geht, kann eine höhere Rotationsmasse von Vorteil sein. Und dass größere Laufräder im Gelände besser über Hindernisse abrollen, muss man ja mittlerweile nicht mehr erklären.

Dass diese Bikes dann schnell für Endkunden verfügbar sind, liegt an der Geschwindigkeit der Branche, in der es kurze Wege gibt und viele Tüftler neue Trends rasch umsetzen, um sie am Markt zu testen. Für großgewachsene gibt es 32-Zoll-Modelle ja ohnehin schon länger. Es wird also wieder spannend – bleibt nur zu hoffen, dass die UCI mitzieht und nicht, wie jahrelang im Rennradbereich, zum Hemmschuh wird. Ich jedenfalls habe große Lust, den neuen Trend zu testen, zu bewerten und darüber zu diskutieren

Bitte nicht schon wieder! Dieser Gedanke schoss mir durch den Kopf, als ich von den ersten 32-Zoll-Sichtungen hörte. Nachdem sich nach langem Hin und Her nun überwiegend 29-Zoll-Laufräder in vielen Kategorien und auch in meiner persönlichen Radgarage durchgesetzt haben, war nahezu Ruhe in das MTB-Standardwirrwar mit Laufrädern, Reifen und anderen Parts eingekehrt.

Um jetzt mein Sammelsurium aus persönlichen Lieblingsreifen oder den für mich als Racer so wichtigen Wechsellaufrädern wieder komplett auf einen neuen Standard zu hieven, fehlt mir neben den Nerven auch das Geld. Doch das ist genau, was die Radindustrie jetzt will: Durch neue Innovationen die Kaufimpulse ankurbeln.

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Per se funktioniert der Markt so. Nur ob man für sein Hobby in Zeiten von geopolitischen und wirtschaftlichen Krisen drei Zoll Reifengröße am MTB mehr braucht? Fraglich! Dass bei diesen "Riesenrädern" vor allem größer gewachsene Fahrer profitieren sollen, lassen meine 176 cm messende Frohnatur hoffen, dass der große 32-ZollTrend an uns vorbeizieht, wie so manch andere, "großartige Innovation".  © Bike-X