Dank 2 Vorderrädern und einem Bremspedal darf der Piaggio MP3 310 von Autofahrern pilotiert werden. Und für den Stopp an der Ampel muss nicht einmal der Fuß den Boden erreichen.

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Für ein drittes Rad, wie es der Piaggio MP3 310 hat, sprechen schlagkräftige Argumente: Es soll für mehr Sicherheit und Stabilität sorgen und macht das Krad zudem für eine viel größere Zielgruppe zugänglich. Denn der Piaggio MP3 310 darf mit dem Autoführerschein bewegt werden. Und wie fährt der Piaggio MP3 310? Das klären wir im folgenden Test.

Video: Überblick: Dreirad-Roller

Unerschütterlicher Halt an der Front

Schon die ersten Kilometer auf den Bergstraßen entlang der Côte d‘Azur machen klar: Hier geht es um Sicherheit. Gerade bei diesem windigen Wetter und der verschmutzten, teils buckeligen Fahrbahn zeigt der Piaggio MP3 310 seine Stärken. Das patentierte Parallelogramm-Fahrwerk sorgt an der Front für gar unerschütterlichen Halt. Bereits nach kurzer Zeit vergisst man beinahe gänzlich, dass man nicht auf zwei, sondern auf drei Rädern unterwegs ist – so lässig biegt der Piaggio MP3 310 in die Kurve ein.

Aber natürlich sind den 13-Zoll-Vorderrädern engere Schräglagen-Grenzen gesetzt als einem Zweirad. Neigt sich der Piaggio MP3 310 seinem Limit zu, beginnt die Front erst subtil, dann sehr entschieden wegzustempeln. An der Grenze angekommen, ist im Notfall auch kein Nachdrücken mehr möglich. Was zunächst etwas gewöhnungsbedürftig ist. Auch mit der massigen Bugkonstruktion muss man sich erst vertraut machen, da die Rückmeldung eher bescheiden ausfällt. Was aber sehr positiv ausfällt, ist das aufkommende Sicherheitsgefühl: So scheint das jahrelang akribisch einstudierte "Abscannen" des Asphalts nach Geröll, Straßenschäden und sonstigen Gefahren fast schon überflüssig. Der Piaggio MP3 310 bügelt einfach jedes Schlagloch aus und nimmt dem Fahrer jegliche Sorge um ein mögliches Wegrutschen.

Piaggio MP3 310 kippt im Stand nicht um

Ein weiterer Vorzug der beiden Vorderräder ist ihre sogenannte "Roll Lock"-Sperrfunktion. An der rechten Lenkerarmatur bedient man einen Schalter, der den Roller senkrecht verriegelt. Der Piaggio MP3 310 steht dann sicher aufrecht und kann nicht mehr umkippen. Mit etwas Übung gelingt es sogar, die Sperrfunktion so rasch zu aktivieren, dass im Stand an der Ampel noch nicht einmal ein Fuß zum Stabilisieren auf den Boden gesetzt werden muss. Wird die Ampel wieder grün, genügt ein Dreh am Gas, und die Vorderräder entsperren sich automatisch. Die Sperrfunktion ersetzt den Seitenständer, ein Hauptständer ist weiterhin verbaut.

Feststellbremse und Bremspedal

Steht der Piaggio MP3 310 am Hang, sorgt die integrierte Feststellbremse für sicheren Halt. Damit sich Autofahrer vollends heimisch fühlen, ist am rechten Trittbrett sogar ein Bremspedal verbaut – auch wenn, wie bei Rollern üblich, meist mit den Bremshebeln am Lenker verzögert wird. Dieses Bremspedal ist – gemeinsam mit den beiden Vorderrädern – die Voraussetzung dafür, dass sogenannte Dreiradroller mit dem Autoführerschein pilotiert werden dürfen. Die Bremsanlage an sich erledigt ihren Job zuverlässig, wenngleich nicht besonders überdurchschnittlich. Selbstverständlich ist hier ein ABS mit von der Partie.

Der neu entwickelte Motor schiebt kraftvoll und vibrationsarm nach vorn, und kann am Ampelstart glänzen. Der Piaggio MP3 310 hat mehr Hubraum als sein Vorgänger mit 278 cm³, eine Messerspitze mehr Leistung und Drehmoment – und das bei jeweils bei 250/min niedrigerer Drehzahl. Mit 129 km/h Höchstgeschwindigkeit ist der Piaggio MP3 310 für Stadt wie Land gleichermaßen gerüstet. In Kombination mit verbesserter Aerodynamik durch neue Deflektoren an der Seitenverkleidung, einer modifizierten "Nase" zwischen beiden Vorderrädern und dem optimierten Windschild, soll sich der Verbrauch auf 3,1 Liter pro 100 Kilometer reduzieren. Ein randvolles 11-Liter-Spritfass sorgt so für eine Reichweite von rund 355 Kilometern.

Keyless Go und Voll-LED-Scheinwerfer

Nicht nur in technischer Hinsicht hat sich der Dreiradroller weiterentwickelt, auch optisch und funktional macht er einiges her. Das frische Design rückt den Piaggio MP3 310 näher an seine großen Brüder MP3 400 und 530 Exclusive. Der 310er setzt im neuen Modelljahr erwachsene Akzente wie Keyless Go und Voll-LED-Scheinwerfer. In der Sport-Variante kommt Piaggios MIA Connectivity gleich ab Werk hinzu, zusammen mit optischen Details, wie Alu-Trittbrettern und Felgenaufklebern, die das Erscheinungsbild zusätzlich aufwerten sollen.

Video: Fahrbericht: Piaggio MP3 400 hpe und 530 hpe

Piaggio MP3 310 mit viel Stauraum

Im Cockpit jedoch bleibt es bei einem klassischen LC-Display, das im Vergleich zu modernen TFT-Bildschirmen etwas altmodisch wirkt. Immerhin gibt es oberhalb des Displays ein praktisches, verstecktes Fach für Handy und Schlüssel, welches zusätzlich mit einer USB-Buchse ausgestattet ist. Unter dem großzügig gepolsterten Sitz bietet der Piaggio MP3 310 mehr als genug Stauraum. Eine Helmhalterung und die Topcase-Brücke sind bereits serienmäßig an Bord.

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Um den Piaggio MP3 310 an individuelle Bedürfnisse anzupassen, bietet Piaggio eine Vielzahl an Zubehör. Für zusätzlichen Komfort und Funktionalität gibt es etwa ein Topcase mit 32 Liter Fassungsvermögen oder ein breiteres Windschild für besseren Schutz bei Wind und Wetter. Wer es besonders gemütlich möchte, kann auf beheizbare Griffe und eine Beinabdeckung setzen. Der Piaggio MP3 310 soll noch im Herbst 2024 in Europa auf den Markt kommen. In der Basis-Ausführung kostet der Piaggio MP3 310 8.099 Euro, für 200 Euro Aufpreis ist die Sport-Variante zu haben.

Piaggio MP3 310 [Sport]

  • Motor: Wassergekühlter Einzylinder-Viertakt-Motor, eine obenliegende, kettengetriebene Nockenwelle, vier Ventile, Kipphebel, Nasssumpfschmierung, Einspritzung, geregelter Katalysator, Fliehkraftkupplung, Stufenlose Riemen-Automatik, Zahnriemen.
  • Bohrung: x Hub75,0 x 70,1 mm
  • Hubraum: 310 cm³
  • Nennleistung: 19,4 kW (26 PS) bei 7.500/min
  • Max. Drehmoment: 27 Nm bei 6.000/min
  • Fahrwerk: Doppelschleifenrahmen aus Stahl, Parallelogramm-Vorderradführung mit zwei hydraulischen Federbeinen, Triebsatzschwinge zwei Federbeine, verstellbare Federbasis, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 258 mm, Scheibenbremse hinten, Ø 240 mm, Traktionskontrolle, ABS.
  • Alu-Gussräder: 3.00 x 13; 3.75 x 14
  • Reifen: 110/70 13; 140/60 14
  • Maße + Gewichte: Radstand: 1.455 mm, Lenkkopfwinkel/Nachlauf k.A., Federweg vorn/hinten 95/122 mm, Sitzhöhe 780 mm, Leergewicht 225 kg, zulässiges Gesamtgewicht 420 kg, Tankinhalt 11,0 Liter.
  • Garantie: zwei Jahre
  • Farben: Grau, Weiß; [Blau, Hellgrau, Schwarz]
  • Preis: 8099 [8299] Euro

Fazit

Der neue Piaggio MP3 310 zeigt, dass sein drittes Rad mehr als nur eine kuriose Anomalie ist. Es garantiert ein großes Plus an Sicherheit und Stabilität, während der knackige neue Motor sowohl in der Stadt als auch über Land glänzt. Kurz: Der Piaggio MP3 310 überzeugt durch seine Vielseitigkeit und Zugänglichkeit und ist eine durchaus eine interessante Option für alle urbanen Pendler mit und ohne Motorradführerschein.  © Motorrad-Online

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