In New York City dürfen Fußgänger nun straffrei Straßen abseits von Zebrastreifen oder Ampeln überqueren.
Diese Gesetzesänderung, die am Wochenende (26./27.10.2024) in Kraft trat, beendet die seit 1958 geltenden Bußgelder für sogenanntes "Jaywalking", das Überqueren einer Straße ohne Einhaltung der offiziellen Verkehrswege. Bislang konnten Strafen von bis zu 250 Dollar (ca. 230 Euro) verhängt werden, wenn jemand abseits der vorgesehenen Überwege die Fahrbahn betrat.
Der Begriff "Jaywalking" stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert und hat seine Wurzeln im Slang des Mittleren Westens, wo "Jay" als abwertender Ausdruck für einen Landei oder Tölpel verwendet wurde.
Normales Verhalten sollte nicht bestraft werden
Die Gesetzesvorlage geht auf eine Initiative der Stadträtin Mercedes Narcisse zurück. Die Demokratin aus Brooklyn setzte sich für eine Anpassung der Regelungen ein. Narcisse verweist darauf, dass es in einer Stadt wie New York, in der schnelles Vorankommen zum Alltag gehört, unrealistisch sei, Fußgängern das Überqueren abseits von Ampeln zu untersagen. "Seien wir ehrlich, jeder New Yorker geht bei Rot über die Straße", so Narcisse weiter in einer Erklärung.
Ein weiterer Beweggrund der Gesetzesänderung war die ungleiche Durchsetzung der Vorschriften. Untersuchungen zufolge wurden neun von zehn Strafzetteln wegen Jaywalking im vergangenen Jahr an Schwarze oder hispanischstämmige Bewohner ausgestellt. "Gesetze, die gewöhnliche Verhaltensweisen für die alltägliche Fortbewegung bestrafen, sollten nicht existieren, vor allem, wenn sie ungerechte Auswirkungen auf farbige Gemeinschaften haben", erklärte Narcisse weiter. Zudem stammt diese Regelungen aus einer Zeit, als die Autolobby in den USA maßgeblichen Einfluss auf die Verkehrspolitik nahm.
Kein Freibrief für Fußgänger
Durch diese neue Regelung folgt New York einem Trend in den Vereinigten Staaten: Städte wie Denver, Kansas City oder Bundesstaaten wie Kalifornien und Virginia haben in den letzten Jahren ebenfalls das Jaywalking entkriminalisiert.
Die Änderung bedeutet jedoch nicht, dass Fußgänger in "Big Apple" Vorfahrt haben, wenn sie abseits der offiziellen Überwege die Straße überqueren. Sie müssen darauf achten, anderen Verkehrsteilnehmern den Vorrang zu lassen, wenn dies geboten ist. Der New Yorker Stadtrat erwartet, dass sich durch die Gesetzesänderung auch die Prioritäten der Polizeiarbeit verschieben. © auto motor und sport
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