Nachdem Tesla-Chef Elon Musk den Bau einer geplanten Gigafactory in Mexiko abgesagt hat, setzt die mexikanische Regierung nun auf die eigene Entwicklung und Produktion von Elektroautos.

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Unter dem Projektnamen "Olinia" sollen Elektroautos entwickelt und ab 2026 zu einem günstigen Preis auf den Markt gebracht werden. Präsidentin Claudia Sheinbaum stellte das Vorhaben am 6. Januar 2025 auf einer Pressekonferenz vor und bezeichnete es als Schlüsselprojekt zur nachhaltigen Mobilität und technologischen Unabhängigkeit des Landes.

Das Olinia-Projekt sieht die Produktion von drei verschiedenen Fahrzeugmodellen vor, die jeweils auf spezifische Bedürfnisse zugeschnitten sind:

  1. Persönliche Mobilität: Zielgruppe sind Jugendliche, Eltern mit Kindern und Motorradfahrer, die eine sichere Alternative suchen.
  2. Nachbarschaftsmobilität: Diese Fahrzeuge sollen als Ersatz für Mototaxis dienen und eine sichere sowie komfortable Option für urbane Kurzstrecken bieten.
  3. Last-Mile-Logistik: Speziell für die Lieferung von Waren auf den letzten Kilometern konzipiert.

Die Fahrzeuge werden zwischen 90.000 und 150.000 Pesos (ca. 4.230 bis 7.200 Euro) kosten und sollen damit deutlich günstiger sein als die derzeit in Mexiko erhältlichen Elektroautos, die rund 350.000 Pesos (ca. 17.200 Euro) kosten. "Dieses kleine Elektroauto muss sicher sein, an jede Steckdose angeschlossen werden können und überwiegend aus mexikanischen Komponenten bestehen", erklärte Präsidentin Sheinbaum.

Produktion und Design: 100% Made in Mexiko

Die Fahrzeuge sollen komplett in Mexiko entwickelt und gefertigt werden. Das Design und die Technologie stammen von jungen mexikanischen Ingenieuren. Die Produktion wird in einer neu geplanten Fabrik im Bundesstaat Sonora stattfinden. Mit einer anfänglichen Investition von 25 Millionen Pesos (ca. 1,2 Millionen US-Dollar) soll das Projekt erste Ergebnisse liefern.

Das System basiert auf einer modularen Plattform, die Ressourcen und Kosten optimieren soll. Roberto Capuano Tripp, Projektleiter von Olinia, erklärte: "Wir entwickeln eine Plattform für alle drei Fahrzeugtypen, mit einem gemeinsamen Chassis, Motor, Antriebsstrang und Batterie. Auf dieser Grundlage können unterschiedliche Karosserien aufgesetzt werden."

Nachhaltigkeit und Alltagstauglichkeit

Die Fahrzeuge werden natürlich emissionsfrei sein und keine Treibhausgase ausstoßen sowie leise sein. Zusätzlich wird der Energieverbrauch deutlich geringer sein als bei herkömmlichen Benzinfahrzeugen. Ein weiterer Vorteil ist die einfache Handhabung: Die Batterien lassen sich an jeder Standardsteckdose aufladen, ohne dass eine spezielle Ladeinfrastruktur erforderlich ist. "Unser Ziel ist es, die Elektrofahrzeuge für Millionen Mexikaner zugänglich zu machen", so Capuano. "Die niedrigen Betriebskosten und die günstige Finanzierung machen dies möglich."

Die Entscheidung, eigene Elektrofahrzeuge zu entwickeln, fällt in eine Phase erhöhter Unsicherheiten im internationalen Automobilmarkt. Ursprünglich hatte Tesla eine Gigafactory in Nuevo León geplant. Dieses Vorhaben wurde jedoch aufgrund der von Donald Trump angekündigten Zölle auf unbestimmte Zeit verschoben. Musk, der inzwischen als Berater von Trump tätig ist, konzentriert sich derzeit auf andere Projekte.

Erste Modelle zur Fußballweltmeisterschaft

Mexikos Regierung sieht darin eine Chance: "Olinia ist ein wichtiger Schritt in Richtung technologischer Souveränität und Umweltschutz", betonte Rosaura Ruiz, Ministerin für Wissenschaft, Technologie und Innovation. Neben der Umweltfreundlichkeit der Fahrzeuge soll Olinia die nationale Automobilindustrie stärken und Arbeitsplätze schaffen.

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Die ersten Modelle sollen im Juni 2026 präsentiert werden, während der Eröffnung des Fußball-Weltmeisterschaftsspiels im Estadio Azteca in Mexiko-Stadt. "Dieses Projekt zeigt, dass wir bereit sind, eine aktive Rolle im Bereich der Elektromobilität zu übernehmen", resümierte Sheinbaum.  © auto motor und sport

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