Kia hat sich von etwa einem Viertel seiner Händler getrennt. Nicht nur deren Verband ist verärgert, sondern allmählich auch die Kundschaft.

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Wenn ein Unternehmen von einer "Umstrukturierung" spricht, ist das für so manchen Beteiligten meist mit Schmerzen, Ärger oder zumindest Nachteilen verbunden. Diese Erfahrung machen aktuell auch Kia sowie die Händler und Kundschaft des koreanischen Autoherstellers. Während Kia sein Händlernetz "umfassend umstrukturiert", wie es eine Sprecherin nennt, empfinden viele der betroffenen Betriebe sowie einige Kundinnen und Kunden Ärger wegen der Situation.

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Der Hintergrund: Seit dem 1. Mai 2024 gelten neue Händlerverträge, mit denen einem Bericht der "Automobilwoche" zufolge viele Vertragshändler unzufrieden sind. Vor Gericht streiten sich Kia Deutschland und der eigene Händlerverband um zahlreiche Punkte und "etliche Klauseln". Unter anderem beim Thema Direktvertrieb, bei dem die Händler zum Jahresende 2023 mit einem Urteil zu ihren Gunsten einen Erfolg verbuchen konnten. Auch die Umstellung auf eine neue "Corporate Identity" (CI) sei vielen – vor allem kleineren – Händlern ein Dorn im Auge. Die Anpassungen auf das modernisierte Erscheinungsbild werde vielerorts als zu teuer wahrgenommen.

Ein Viertel weniger Vertragshändler

Das führte dazu, dass viele ehemalige Kia-Vertragshändler von sich aus nicht in den neuen Vertrag wechseln wollten. So mancher Betrieb erhielt dagegen vom Hersteller keine Verlängerung der Partnerschaft mehr. Der Importeur habe Standorte aus dem Händlernetz genommen, die sich in Gebieten befunden hätten, in denen aus seiner Sicht nicht genügend Potenzial für einen nachhaltigen Business-Case gegeben war oder die doppelt besetzt gewesen seien.

Rein zahlenmäßig zeigt sich das Problem auf den ersten Blick. 2022 verfügte Kia noch über etwa 295 Vertriebspartner. Rund um den Jahreswechsel 2023/24 zählte der Hersteller bereits nur noch 270 Vertragshändler, die etwa 390 Autohäuser betrieben. Eigenen Prognosen zufolge werden es zum Jahresende 2024 nur noch 204 Vertriebspartner und 318 Autohäuser sein. Der Schwund beträgt also etwa ein Viertel.

Kundenzufriedenheit "von Tag zu Tag schlechter"

Das führt nicht nur bei den ehemaligen und aktuellen Kia-Händlern zu Frust und Ärger, sondern auch bei der Kundschaft. Wer das Pech hatte, den nächstgelegenen Betrieb zu verlieren, muss nun deutlich weitere Anfahrten als bisher in Kauf nehmen – teils 50 bis 60 Kilometer. Und bei den übrig gebliebenen Handels- und Servicepartnern verlängern sich die Warteschlangen und -listen. "Wartezeiten bis zu drei Monaten bis zur Instandsetzung der Kundenfahrzeuge sind inzwischen Standard geworden", sagt ein Händler der "Automobilwoche". Darunter leide die Kundenzufriedenheit, die "von Tag zu Tag schlechter" werde.

Kia ist durchaus bewusst, dass die aktuelle Situation unbefriedigend ist. "Wir sind in einer Übergangsphase, das geht nicht ohne Folgen vonstatten", sagt eine Sprecherin. Speziell in Metropolregionen gebe es "Open Points", die möglichst schnell gefüllt werden sollen. Hier führe der Hersteller vielversprechende Gespräche mit potenziellen neuen Händlern.

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Garantieansprüche bleiben erhalten

Anders als teilweise in den Medien dargestellt müsse jedoch kein Kunde um seine Garantie fürchten, weil beispielsweise ein Inspektionstermin nicht rechtzeitig wahrgenommen werden könne. Nach einem BGH-Urteil vom September 2013 bleibt ein möglicher Anspruch selbst dann erhalten, wenn Inspektionen in Werkstätten durchgeführt werden, die nicht zum Vertragsnetz des jeweiligen Herstellers gehören, zum Beispiel von freien Betrieben. Einzige Voraussetzung ist, dass sich die Werkstatt an den Kia-Wartungsplan hält. "Das ist aktuelles EU-Recht und gilt für alle Automarken", sagt die Sprecherin.

Hinweis: In der Fotoshow stellen wir Ihnen den neuen Elektro-SUV Kia EV3 vor.  © auto motor und sport

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