Ineos wollte 2026 einen E-Offroader bringen. Die Entwicklung war bereits weit vorangeschritten. Doch das Projekt wurde jetzt gestoppt. Für Entwicklungspartner Magna in Graz ist das ein weiterer Rückschlag. Hier alle Infos.

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Paukenschlag in der Steiermark: Das Projekt Ineos Fusilier wird vorerst beendet. Der Elektro-Geländewagen wird nicht wie geplant 2026 vorgestellt und ab 2027 in Serie vom Band bei Magna in Graz laufen. Das berichtete zunächst die Kleine Zeitung aus Österreich. In einem Statement seitens Ineos gegenüber auto motor und sport wurde dieser Schritt nun bestätigt.

Elektroauto nicht wirtschaftlich

Damit verliert Magna nach der Fisker-Pleite binnen kurzer Zeit einen weiteren großen Auftrag für die Fertigung eines Elektroautos. Wie bereits beim Ineos Grenadier hatten die Grazer die Entwicklung des Fusilier übernommen, diese soll bereits seit zwei Jahren laufen und entsprechend fortgeschritten sein.

Video: Im Video: Der Ineos Fusilier

Ineos begründet den folgenschweren Schritt einerseits mit den allgemein schwierigen Verkaufsprognosen für Elektroautos; Der Markt für BEV entwickelt sich in Europa aktuell nur schleppend. Außerdem stehe für den geplanten Range Extender im Fusilier in der aktuellen EU-Planung ab 2035 das Aus bevor.

Politische Gründe angeführt

Ineos wörtlich zu auto motor und sport: "Wir verzögern die Markteinführung des INEOS Fusilier aus zwei Gründen: der zögerlichen Akzeptanz von Elektrofahrzeugen durch die Verbraucher und der Unsicherheit der Branche in Bezug auf Zollabgaben, Zeitplänen und Besteuerung."

Und: "Wir sind entschlossen, ein Elektrofahrzeug auf den Markt zu bringen, nicht nur aufgrund der Gesetzgebung, sondern weil wir es wollen. Es ist das Richtige – aber als neuer Hersteller kleiner Stückzahlen können wir nur Fahrzeuge produzieren, die sich verkaufen. Der Fusilier ist ein Elektrofahrzeug, bietet aber auch die Option eines Range Extenders. Diese emissionsarme Lösung für längere Fahrten oder wenn kein Aufladen möglich ist, wäre sowohl in Europa als auch in Großbritannien im Jahr 2035 noch verboten, wenn nicht sogar früher in Großbritannien, sollte die Labour Partei aktuell in die Regierung gewählt werden."

Ob und wann das Projekt des Elektro-Geländewagens Fusilier fortgeführt wird, steht demnach aktuell in den Sternen. Bei Magna hätten nach ursprünglicher Planung ab 2027 bis zu 30.000 Fusilier im Jahr produziert werden sollen.

Das war der Plan

Rückblende: Schon früh hatte Ineos-Firmenchef Sir James Ratcliffe angekündigt, dass der Geländewagen Grenadier nicht das einzige Modell der Marke bleiben werde. "Ja", bestätigte er in einem von Ineos bereits 2022 veröffentlichten Video-Interview, es werde "eine kleinere Version mit Elektroantrieb" geben. Im Februar 2024 hat Ratcliffe geliefert und den neuen Ineos Fusilier im Londoner "Grenadier Pub" vorgestellt.

Wie der Grenadier wird auch der Fusilier nach einer Infanterie-Bezeichnung (Füsiliere) benannt. Der zunächst offiziell nur als Computer-Rendering gezeigte Geländewagen weist starke Ähnlichkeiten mit dem Grenadier auf, sollte aber kompakter als dieser ausfallen und beim Exterieur leichte SUV-Anleihen nehmen. Auf den gezeigten Bildern wirkt der Fusilier außerdem sichtbar schmaler als der Grenadier.

Schmaler als der Grenadier

Trotz der bereits frühzeitigen Ankündigung des neuen Modells hatte Ratcliffe bei der Pressevorstellung des neuen Modells im Februar 2024 eine Überraschung im Gepäck. Demnach soll es den Fusilier nicht, wie ursprünglich geplant, nur als reines Elektroauto geben. Geplant seien vielmehr zwei Antriebsversionen: Ein reines BEV und zudem ein serieller Hybrid, bei dem ein Range Extender als Stromversorgung dient, wenn die Antriebsbatterie entladen ist.

Bei dem Range Extender soll es sich um einen kleinen Benzinmotor handeln, laut Ratcliffe ein bereits auf dem Markt verfügbares Aggregat eines renommierten Herstellers. Nachdem Ineos bereits beim Grenadier BMW-Motorentechnik einsetzt, kann man spekulierenderweise durchaus bereits einmal die kleinsten Benziner der Müncher durchstöbern.

Variante mit Range Extender

Der Benzinmotor soll dabei als reiner Generator dienen und bei Bedarf in einem optimalen Leistungsfenster betrieben werden. Der Antrieb des Fusilier geschieht immer elektrisch. Das Modell mit Range Extender soll eine Batterie mit rund 70 Prozent Kapazität des reinen BEV bekommen. Beim BEV sprach Ratcliffe außerdem von einer Reichweite von ungefähr 400 Kilometer.

Ebenfalls neu war die Ankündigung, dass der Fusilier bei Magna in Graz gebaut werden solle, wo das Modell auch entwickelt wird. Magna war zwar auch beim Grenadier Entwicklungspartner und baute vor Ort die ersten Vorserienmodelle, die Serienproduktion startete aber in Hambach im neuen Ineos-Werk. Ursprünglich war spekuliert worden, das auch der neue Elektro-Geländewagen in Hambach entstehen wird.

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Zu jeglichen technischen Daten von den Abmessungen bis zu Batterie und Antriebsleistung gab es zunächst noch keinerlei Infos. Nähere Einzelheiten und den Zeitplan für die Markteinführung wollte Ineos im Herbst 2024 verkünden. Doch die vorzeitige Einstellung des Projekts im Juli 2024 kam dem zuvor.  © auto motor und sport

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