Der hohe Krankenstand im Tesla-Werk Grünheide ist der Geschäftsführung ein Dorn im Auge. Daher entschied sich die oberste Führungsriege für eine ungewöhnliche Maßnahme.

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Stellen Sie sich vor, Sie liegen krank im Bett und ganz unerwartet klingelt ihr Chef an der Tür. Wie würden Sie reagieren? Würden Sie den Chef auf einen Kaffee hereinbitten oder gar die Polizei rufen? Klingt absurd – ist aber beides tatsächlich so passiert, und zwar bei Tesla. André Thierig und Erik Demmler, Geschäftsführer sowie Personalchef des Werks Grünheide, führten Kontrollbesuche bei krankgeschriebenen Tesla-Mitarbeitern durch, berichtet das "Handelsblatt". Der Krankenstand im Werk lag im August demnach zwischen 15 und 17 Prozent, Anfang September noch zwischen zehn und elf Prozent. Das ist deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Dem Statistischen Bundesamt zufolge meldeten sich 2023 durchschnittlich 6,1 Prozent der Arbeitnehmer krank.

Daraus zog die Geschäftsführung die Maßnahme, Kontrollbesuche bei 30 ausgewählten Mitarbeitern mit teils auffälligem Krankenstand durchzuführen. Allerdings waren viele Angestellte davon nicht begeistert. "Das hat man einfach gemerkt an der Aggressivität", sagte Demmler auf einer Betriebsversammlung am 19. September 2024. "Indem man die Tür zugeschlagen bekommt. Indem mit der Polizei gedroht wird. Indem man gefragt wird, ob man nicht vorher einen Termin machen muss.”

Schon im vergangenen Jahr gab es viele kranke Mitarbeiter

Bereits im Juli 2023 hatte Werksleiter Thierig auf einer Betriebsversammlung das Thema angeschnitten und unterstellte der Belegschaft laut "Handelsblatt" zu große Faulheit. Tesla würde es nicht dulden, dass manche "den Buckel krumm” arbeiten, während andere "keinen Bock” haben. Ab Juli 2024 versuchte die Leitung in Grünheide mit einer Geldprämie für Mitarbeiter, die besonders selten krank sind, gegenzusteuern. Da das offenbar nicht richtig funktioniert hat, wie die Statistik zeigt, ging die Geschäftsleitung einen Schritt weiter und führte besagte Besuche durch.

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Arbeitsrechtsanwalt Till Heimann erklärt dem "Handelsblatt", dass solche Besuche nicht grundsätzlich verboten seien. "Jedenfalls dann, wenn der Arbeitgeber den Verdacht hat, dass mit der Krankmeldung etwas nicht stimmt", sagt Heimann. Sogar der Betriebsrat unterstützt dieses Vorgehen. Das Unternehmen möchte künftig noch härter durchgreifen, wobei eine Kündigung aber nur das letzte Mittel sein dürfe, so Demmler.

In der Fotoshow zeigen wir Ihnen, was Tesla-Mitarbeiter in Grünheide verdienen.   © auto motor und sport

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