Grober Schotter, schroffes Geröll und buckelige Feld-, Wald und Wiesenwege. Ein Anforderungsprofil, wie aus dem Bilderbuch für das Giant Revolt X Advanced Pro 2. Wir haben das Gravelbike mit Federgabel und Dropper Post genau über solche Wege gescheucht. Was der Komfort-Flitzer kann, sagen wir dir in unserem Test.

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Grobes Schottern und trotzdem dabei komfortabel unterwegs sein. Das soll mit dem neuen Giant Revolt X Advanced Pro 2 mit Federgabel möglich sein. Wir wollten uns von dem Konzept überzeugen und haben unseren Testfahrer gebeten, ordentlich Druck auf die Pedale zu geben. Das ließ er sich nicht zweimal sagen und hat das Gravelbike der seit 1972 existierenden Marke Giant, auf den rauen, staubigen und sonnigen Schotterpisten am Conca-Fluss in Italien und den rumpeligen Pfaden links und rechts an der heimischen Ruhr gebügelt.

Die Bügelmaschine Giant Revolt X Advanced Pro 2

Im Vordergrund bei dieser Gravelbike-Version von Giant stand die Dämpfung und der Fahrkomfort. So wurde bei der Konstruktion des Carbon-Rahmens ganz genau auf diesen Aspekt geachtet. Deutlich zu erkennen sind tiefer angesetzte Sitzstreben, die für mehr Komfort im Sattel sorgen sollen. Ebenso ist der Rahmen extra für die Aufnahme einer Federgabel ausgelegt. Zum Einsatz kommt hier die Rock Shox Rudy XPLR mit 40 mm Federweg, bei der sich der Luftfederdruck mit einer Hochdruck-Dämpferpumpe am Luftventil anpassen lässt.

Zudem ist es möglich, je nach persönlichen Befinden, den Radstand durch einen Flip-Ship am Ausfallende zu ändern. Wer es beim längeren Radstand belässt, kann bis zu 53 mm breite Reifen montieren, die einen noch höheren Fahrkomfort bieten können. Des Weiteren soll der 46 cm breite Giant Contact XR D-Fuse-Lenker zu einem angenehmen Dämpfungsgefühl in den Armen beitragen. Und: Die Dropper Post mit 30 mm Federung soll den Fahrer sanft über Stock und Stein gleiten lassen.

Die weitere Ausstattung

Giant montiert am Giant Revolt X Advanced Pro 2 Teile der elektronischen Sram Apex eTap AXS-Schaltgruppe, d h. Bremsen, sowie Brems-/ Schalthebel. Als Schaltwerk kommt Srams 12-fach-X1 Eagle AXS zum Zuge. Die Übersetzung beläuft sich dabei auf 40 × 11–50. Die Maxxis Rambler-Pneus mit 45 mm Reifenbreite werden auf den hauseigenen Giant CXR X1 Disc Carbon-Laufrädern aufgezogen. Weitere Specs: ein Chainglider verhindert ein Abrutschen der Kette auf dem Kettenblatt, zahlreiche Montageösen wie an Ober-, Unter- und Sitzrohr bieten Möglichkeiten für Taschen & Co.

Wie das Giant die Wege glättet

So komfortabel sich die Ausstattung zunächst anhört, so bequem sitzt man im Sattel. Der Stack to Reach* hat einen Wert von 1,48 (Rahmengröße M), was beim Revolt X Advanced Pro 2 eine gemäßigt sportliche, mit Wohlfühlcharakter versehene Sitzposition bedeutet. Der Griff an den breiten Lenker zeigt: hier hat der Fahrer in jeder Fahrsituation alles unter Kontrolle. Bei Testläufen auf leicht abschüssigen Trails machte das einen ausgezeichneten Eindruck.

Auf mit grobem Schotter und Kies versehenen Pfaden am Conca-Fluss in Italien wollten wir's dann wissen. Was gibt die Federung unter Vollgas her, wie reagiert das Gravelbike auf solch einem unruhigen, rauen Untergrund? Die Erkenntnis kommt rasch. Obwohl der Federweg von 40 mm nicht mit dem von ausgewachsenen Mountainbikes zu vergleichen ist, bügelt das Giant das Geläuf unter sich deutlich glatter als gedacht, was den Fahrkomfort und die Geschwindigkeit augenfällig erhöht. Zick-Zack-Kurs auf schmalen Wegen? Kein Problem. Sicheres Handling ist stets gewährleistet.

Trotz des Mehrgewichts der Federgabel gilt es dabei einen weiteren, wesentlichen Punkt zu beachten: die benötigte Wattleistung. Eine steife Gabel gibt mehr Stöße und Vibrationen über den Lenker an den Fahrer ab. Das geht zulasten von Geschwindigkeit, aufzubringender Leistung und dem Komfort. Kurz: das kostet Körner. Mit einer Federgabel sieht dies dagegen ganz anders aus. Nicht nur, dass der Fahrkomfort spürbar höher ist, sondern auch die benötigte Wattleistung ist wesentlich geringer bei gleichzeitig höherer Geschwindigkeit.

Ebenso bringt die gefederte Dropper Post mit ihren 30 mm Federweg ein weiteres Plus an Komfort mit sich. Auf längeren Touren über grobes Terrain ist das für den Allerwertesten sehr angenehm. Hinzu kommen beim Giant die abgeflachten, tief ansetzenden Sitzstreben, die ihren Teil zum verbesserten Fahrkomfort beitragen. Die 45 mm breiten Maxxis Rambler-Reifen tun ihr Übriges, bieten im Gelände ausreichend Grip und auf Asphalt ausreichenden Vorwärtsdrang.

Das können die Komponenten

Das Giant Revolt X Advanced Pro 2 hat nicht nur bei der Federung Anleihen aus dem MTB-Bereich. Auch am Schaltwerk steckt ein Hauch von Mountainbiking drin. Mit dem Sram X1 Eagle AXS 12-fach-Schaltwerk und einer 11-50er-Kassette lässt sich es bequem an Anstiegen hochkurbeln, während vorn ein 40er-Kettenblatt an der Sram Apex-Kurbel mit 170 mm Länge gedreht wird. Die Schaltvorgänge sind präzise und knackig. Schön: auf gerader Strecke lässt die Übersetzung trotzdem noch genug Speed zu. Größere Fahrer könnten jedoch zu einer etwas längeren Kurbel greifen wollen.

Dank der unterschiedlich breiten Spacer lässt sich der Vorbau samt Lenker auf die persönliche bevorzugte Höhe einstellen. Integrierte Kabelzüge gibt es (auch wegen der Federgabel) nicht. Die 160 mm-Bremsscheiben der Sram Apex eTap AXS packen zwar gut und zuverlässig zu, ein wenig mehr Biss dürften sie aber zeigen.

Fazit

Aufsitzen und Spaß haben. Wer den Fokus auf einen komfortablen Schotter-Flitzer mit moderat-sportlicher Sitzgeometrie legt, wird viel Freude mit dem Giant Revolt X Advanced Pro 2 haben. Dazu kommt das ausgewogene Fahrverhalten und dank des breiten Lenkers und der griffigen Pneus das sichere Handling auf so ziemlich jedem Untergrund. Trotz des "zusätzlichen" Gewichts der Federgabel wirkt das rund 10 kg schwere Bike wendig und agil. Dass ein kleines Stück DNA aus dem Mountainbike-Bereich in der Rahmengeometrie und bei den Komponenten zu finden ist, bildet die Grundlage für den ganz eigenen, sympathisch-flotten Charakter dieses Gravelbikes. Wer noch etwas beim Gewicht einsparen möchte: Tuning-Potenzial besteht bei den rund 1400 g wiegenden, aber äußerst robusten Laufrädern. Ansonsten heißt's: Let's ride!

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*Den STR errechnest du, indem du die Höhe des Rahmens (Stack) in Millimetern durch die Länge (Reach) in Millimetern dividierst. Bei einem Wert ab 1,55 hast du eine entspannte Sitzposition, mit 1,45 – 1,55 eine sportlich-moderat geneigte Position und bei einem Wert darunter hast du eine gebeugte, recht sportliche Sitzposition. Anhand dieser Werte erhält man eine erste Einschätzung.  © Bike-X

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