Was modisch ist, ist teuer – das galt zumindest über lange Zeit für gebrauchte SUV diesseits der wertverlustigen Cayenne-Klasse. Diese Faustregel stimmt umso mehr, wenn die entsprechenden Fahrzeuge auch noch ungemein praktisch sind. Bestseller wie der VW Tiguan nebst seinen Plattformbrüdern ähneln in Preis, Nützlichkeit und Fangemeinde diesen sündhaft teuren vollautomatischen Dampfrührgeräten für die Küche – Sie wissen schon, Datteldip. Doch gibt es da nicht auch überaus taugliche Alternativprodukte zum günstigeren Preis? Ja, und die kommen nun ins durchaus bezahlbare Gebrauchtalter.
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Der Hyundai Tucson (3. Generation, Typ TL, 2015-2020) im Detail
Der Tucson ist ein gern gesehener Gast im Gebraucht-Ressort. Nicht ohne Grund, denn der in der Slowakei gebaute Koreaner ist ein wahrer Musterschüler. Zu Neuzeiten fuhr er solide Testergebnisse ein und als Gebrauchter schlägt er sich auch nach Jahren mit einem makellosen Ruf. Typische Second-Hand-Floskeln wie "darauf muss man achten" entfallen weitgehend, da Hyundai mögliche Fehlerquellen im Rahmen der fünfjährigen Werksgarantie ausbadete, noch bevor sie zum Unmut der Besitzer reifen können. Und charakterlich? Es wäre falsch, ihn einfach mit unzerstörbaren Toyota-Beispielen aus der Vergangenheit zu vergleichen. Denn wo einst Solidität mit einer gewissen Langeweile zu erkaufen war, gefällt der Tucson. Er sieht auch nach Erscheinen seines futuristischen Nachfolgers noch frisch aus, verwöhnt im Cockpit nicht nur mit Komfortfeatures, sondern auch mit hübschen Materialien und zeitgemäßer Technik und ist obendrein im Fahrverhalten ganz wohlfeil abgestimmt. Hier gibt er nicht die Sportskanone, sondern den auf Komfort bedachten Reisebegleiter. Gut so.
Die Stärken des Tucson
Schieben wir doch erst mal die Quartett-Trümpfe vom Tisch, die den Tucson für Auto-Enthusiasten reizvoll machen. Ist das Auto Teil eines Haushalts, zählt vor allem Platz. Der ist beim Tucson vorhanden – und zwar nicht nur als krümelige Sandkiste für Kindersitze und deren Insassen, sondern im Besonderen auch für vier großgewachsene Personen, die sich auf langen Strecken wohlfühlen möchten. Gleiches gilt für die 513 bis 1.503 Liter, die Sie als Stückgut im Kofferraum unterbringen können. Haken dran. Einsteigen. Vorn gibt's ebenso kommode Platzverhältnisse und zudem einen hohen Komfort durch sehr gute Sitze und eine narrensichere Bedienung.
Viele mögen argwöhnen, dass wir pingeligen Autotester oft an der Bedienung herummäkeln, obwohl diese im echten Leben meist spätestens nach 1 bis 2 Wochen Privatbesitzes zu erlernen ist, selbst wenn es mal kompliziert wird. Stimmt schon, nur arrangiert Hyundai Lenkradtasten, Touchscreen, und gute alte physische Tasten so logisch, dass jedes Einprägen überflüssig wäre. Muss es mal schnell gehen, kann das sicherheitsrelevant werden.
Die Schwächen des Tucson
Echte Achillesfersen hat der Tucson nicht. Entsprechend gibt es bis auf einen pfleglichen Vorbesitz auch keine unbedingten Konditionen, die beim Gebrauchtkauf vorliegen müssen. Es gab noch während der Neuwagenzeit des Tucson ein paar Fehler, die über einen Einzelfall hinausgingen. Die wurden jedoch im Rahmen der Garantie, sowie letztlich als Überarbeitung in der Produktion beseitigt. Gemeint sind frühe Diesel-Exemplare mit fehlerhaften Injektoren, sowie eine gelegentlich auftretende Undichtigkeit im Hauptsicherungskasten, die für sporadischen Elektro-Kokolores sorgen konnte. Während ersteres bei praktisch allen in Frage kommenden Exemplaren behoben sein muss, findet sich selten auch heute noch ein Fahrzeug mit Feuchtigkeitsspuren im Sicherungskasten – das können Sie leicht selbst nachsehen, außerdem kennt es jede Hyundai-Werkstatt. Gleiches gilt für Schmutz, der in die Mechanismen der Türgriffe eindringen kann, und diese schwergängig werden lässt, oder gar für Klemmen sorgt. Reinigen und schmieren hilft. Letzter möglicher Makel: Rost um die hinteren Türeinstiege. Keine Bange, der Tucson ist prinzipiell gut vor Korrosion geschützt, doch wenn hier dauerhaft sandiger Dreck zwischen den doppelt ausgeführten Türgummis und dem lackierten Blech reibt, hilft der beste Rostschutz nicht. Prüfen und sauber halten.
Der Opel Grandland/Grandland X (1. Generation/Typ A, seit 2017) im Detail
Der Grandland – bis zu seinem Facelift 2017 trug er noch ein verwegenes X als Suffix – hatte es zu Beginn schwer. Direkt nach dem kleinen Bruder Crossland X (kleiner Crossover mit SUV- und Minivan-Anleihen) wurde er 2017 als erster großer Opel unter der Ägide des französischen PSA-Konzerns, heute Stellantis, präsentiert. Auf der gleichen Plattform wie Peugeot 3008/5008 oder Citroën C5 Aircross galt es, einen waschechten Opel zu entwickeln, der sich so fährt und anfühlt, wie es markentreue Käufer gewohnt waren. Und das hat in den meisten Belangen funktioniert. Licht, Sitzkomfort und eine saubere Fahrwerksabstimmung, drei wichtige und typische Opel-Auszeichnungen kann der Grandland schon mal für sich verzeichnen. Wer sich vor französischen Bedienungs-Verschrobenheiten im Innenraum fürchtet, kann ebenfalls aufatmen. Hier ist alles so nüchtern wie eh und je, dabei aber erfreulich fein verarbeitet.
Die Stärken des Grandland
Die erwähnte Herausforderung, gleich nach der PSA-Übernahme einen Hit zu landen, mag für besondere Sorgfalt beim Setup der Technik gesorgt haben. Das Fahrwerk ist ähnlich komfortabel wie das des Tucson, gibt sich dabei aber agiler und feinfühliger. Das ist im Familien-SUV kein Muss, zeugt aber von Entwicklerstolz. Die Antriebe geben sich ebenso tadellos. Gerade mit der gelungenen Wandlerautomatik ergibt sich eine Mischung aus Sparsamkeit, treffsicherer Kraftübertragung und auffallend wirtschaftlichen Übersetzungen. Der Grandland ist ein Eckchen sparsamer als der Tucson. Wie im Tucson gibt's für stärkere Versionen einen gut gemachten Allradantrieb, und anders als beim Tucson (das kann erst dessen Nachfolger) steht sogar eine Plug-In-Hybridversion zur Wahl, die auf dem Gebrauchtmarkt zwar zu den teureren Grandland-Versionen gehört, aber dafür immerhin gut 50 Kilometer Elektro-Reichweite ermöglicht. Beraubt kein Hybridakku den Kofferraum um rund 100 Liter, bietet der Grandland sogar um Haaresbreite ein kleines Plus an Stauraum.
Die Schwächen des Grandland
Die Herkunft des Teilebaukastens fällt höchstens beim kleinen Basisbenziner negativ auf, speziell, wenn das Schaltgetriebe verbaut ist. Hier konnte sich Opel noch so bemühen, die etwas unpräzise Rührigkeit konnte man der französischen Schaltbox einfach nicht austreiben. Zusammen mit der sehr spitzen Leistungskurve des kleinen 1,2-Liter-Turbo-Dreizylinders ergibt sich ein etwas unhomogener Ritt auf der Drehmomentwelle, der sich nicht ganz souverän mit dem Konzept eines mittelgroßen SUV verbinden mag. Schlimmer wiegt, dass dieser Motor tatsächlich eine Achillesferse hat: Der Zahnriemen läuft im Ölbad und reagiert im wahrsten Sinne allergisch darauf, wenn er mit Motoröl, welches nicht genau der Spezifikation PSA B71 2312 in Berührung kommt. Dann werden Gummipartikel wie Abrieb gelöst und verstopfen mittelfristig die Ansaugung der Ölpumpe, woraufhin das Aggregat irgendwann den Tod durch Schmierungsmangel stirbt. Wer doch einen haben möchte, sollte nicht nur die Automatikversion wählen, sondern auch peinlichst genau auf die adäquate Wartungshistorie achten, und sogar zum Nachfüllen kleiner Ölmengen ausschließlich das richtige Produkt verwenden.
Und sonst? Nun, im Alter fallen hier und da Kleinigkeiten auf, die mit einer nicht ganz makellosen Verarbeitung zu tun haben. Klappergeräusche im Innenraum oder winzige Roststellen, wo Karosserieteile nicht sauber eingestellt in Kontakt kommen (speziell um die Kanten der Stoßfänger). Beides kommt jedoch selten vor und stellt keinen wirtschaftlichen Beinbruch dar. Etwas nerviger: Hin und wieder stürzen die Infotainmentsysteme ab, die in ihrer Bedienung zwar nicht übel sind, jedoch nicht an die Hyundai-Systeme heranreichen.
Kaufvergleich: welchen nehmen?
Was darf's denn sein? Die Frage, ob Benziner oder Diesel sollte in erster Linie ihr Fahrprofil beantworten. Wir stehen mit dem Rat zur Seite, dass es wahrlich nicht immer eine Allradversion sein muss. Die Geländekompetenz der beiden Familienautos ist vernachlässigbar, und beim normalen Fahren genügt die Traktion der Frontantriebsversionen vollauf. Das spart bei Kaufpreis und Verbrauch. Apropos Preis: Im Netz finden sich aktuell gut 5.000 Grandland – eine große Auswahl. Die beginnen in gutem Zustand und mit unter 100.000 Kilometern bei rund 13.500 Euro. Dann ist meist der sparsame und ausreichend kräftige 1,5-Liter-Diesel mit 130 PS an Bord, sowie der nicht vollumfänglich empfehlenswerte 1.2 Turbo. Nur gut 1.700 Exemplare finden sich beim Tucson. Dort liegen die Gut-und-Günstig-Angebote bei etwa 15.000 Euro und tragen den sehr zuverlässigen, aber etwas öden 1,6er-Benziner mit 132 PS.
Kurz: Der gut gemachte und praktische Opel ist einen Hauch günstiger, besitzt jedoch hier und da kleinere Schwächen, die einem langen Autoleben aber kaum im Wege stehen. Der Hyundai ist rarer, begehrter, teurer und unterm Strich eine Idee hochwertiger, was aber auch bezahlt werden möchte. Fügen wir ein wenig Leistung und Ausstattung hinzu, skaliert sich derselbe Effekt nach oben.
Wer doch noch ein Zünglein an der Waage benötigt, findet beim Tucson in der Regel eine etwas üppigere Ausstattung. Sitzheizung hinten ist hier keine Seltenheit und auch Ledersitze und Panoramadächer scheinen häufiger von Hyundai-Erstbesitzern angekreuzt worden zu sein. Sollte das Ziehen von Anhängern zu Ihrem Leben gehören, könnten beide ein wenig ernüchternd sein: Beim Tucson ist bei mageren 1.400 Kilo Anhängelast Schluss, der Opel schwingt sich als 180-PS-Benziner immerhin auf 1.600 Kilogramm auf. © auto motor und sport
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