Kove macht seit Ende 2022 Schlagzeilen. Unter anderem mit dem Dakar-Einsatz der 450 Rally. MOTORRAD fuhr die Enduro mit straßenzugelassenen 42 PS.
Auf der EICMA trat Kove als Marke zum ersten Mal mit großem Fuß in Europa auf. Neben Enduro mit Twin stand dort die 450 Rally. Mit dem Viertakter trat Kove 2023 bei der Dakar an – und kam an. In Italien und der Schweiz ist die Kove 450 Rally zu haben. In der Schweiz für umgerechnete 9.500 Euro. Und mit straßenzugelassenen 42 PS. Das hat sonst keine.
Video: Im Video: Kove 450 Rally
So fährt die Kove 450 Rally
Die Kove 450 Rally ist endlich ein Straßen-legales Rallybike mit echten 40 PS und offiziell nur 14 Liter Tankinhalt. Wer das komplette Volumen von circa 32 Liter ausschöpfen möchte, bewegt sich zwar außerhalb der StVZO, kann allerdings locker 500 km am Stück Pisten schottern.
Über den Motor der Kove 450 Rally
Der Motor der Kove 450 Rally rappelt und vibriert spürbar, alles unter 4.000/min ist seine Sache nicht. Eigenschaften, die dem Konzept-immanenten Fast-forward-Modus keine Rolle spielen. Das Ansprechverhalten des 450er der Kove ist untenherum hart und von Lastwechseln geprägt, recht geringe Schwungmasse in Kombination mit einer etwas zu spitz greifenden Kupplung sorgen für gelegentliches Abschnappen beim Anfahren. Laufruhe "naja". Der 450er läuft so in der Fantic Caballero 500, allerdings dort als Ein-Nocker und in der Kove als Doppelnockenwellenmotor. Spritzigkeit und Drehmoment gehen wie das Fahrgeräusch noch durch als in Ordnung.
Video: Im Video: KTM 450 Rally Replica (2025)
Fahrwerk für den harten Einsatz
Für das Endurowandern taugt das Fahrwerk der Kove 450 Rally nicht. Positiv ausgedrückt: Es bietet reichlich Reserven und funktioniert umso besser, je höher das Tempo ist. Die Gesamtabstimmung ist sehr straff und das Ansprechverhalten der Gabel in Werkseinstellung nicht gut. Erst bei voll geöffneter Druckstufe stellt sich so etwas wie "Arbeitswilligkeit" im normalen Tempobereich ein. Schlecht gelöst: Die Ventile der Druckstufe liegen unten im Gabelfuß ungeschützt vor Dreck und Staub und drehen sich bereits bei einem 1.000 km alten Motorrad nicht mehr sauber. Das Federbein spricht etwas besser an und arbeitet ebenfalls nach dem Motto: je schneller, desto besser. Heftig: Die Kove hat auf der Straße mit den OE-Reifen (CST) ab 120 km/h gar keinen Geradeauslauf mehr und beginnt heftig zu pendeln.
Die Rally als Reisefahrzeug
Wer mit der Kove 450 Rally lange unterwegs sein möchte, sollte direkt das Fahrwerk überarbeiten lassen. Dann kann es losgehen auf die große Tour. Sitzkomfort, Windschutz, Handlichkeit passen, die Bremsen und ABS ebenso. Die Ergonomie passt fürs Fahren im Stehen. Verarbeitung und Wertanmutung sind durchaus ok, schade nur das sich die Aufkleber schon beim ersten Dampfstrahlen in großen Placken verabschiedeten.
Fazit zur Kove 450 Rally nach der ersten Fahrt
Gar nicht übel für einen Erstaufschlag. Die Kove ist leicht, sportlich abgestimmt und nimmt das Rally-Thema am ernstesten. Ihr Fahrwerk bietet genug Reserven, dürfte aber feiner ansprechen. Mit besseren Manieren für den rauen Eintopf, ausgewogenerer Ergonomie und weniger grobschlächtiger Verarbeitung wäre die Kove ein No-Brainer. Im Ist-Zustand kann man sie immerhin als vergleichsweise preiswertes Nischenprodukt für kompromissbereite Rally-Einsteiger empfehlen.
Kove 450 Rally mit 42 PS
Ganz klar: Offen sind die meisten 450er-Viertakter stärker als die Kove 450 Rally. KTM selbst gibt 57 PS, Honda, Yamaha, GasGas und Husqvarna sind kaum schwächer. Der große Unterschied scheint zu sein: Die Kove darf ihre 42 PS bei 8.500 Touren und 35 Nm bei 6.500 Umdrehungen mit auf die Straße nehmen. Die übrigen 450er-Enduros bieten mit Nummernschild nur um die 20 PS. Und für 9.200 Euro im dünnen deutschen Händler und voller Leistung ein echter Schnapper, denn bisher sind 450er-Rally-Modelle als Repliken der Dakar-Maschinen aus Österreich mit 36.000 Euro mehr als 3x so teuer. Allerdings: Für diesen Preis muss die Kove noch fertig montiert werden, sie kommt in der Kiste, wohl direkt vom Schiff aus China.
Einfach und leicht gebaut
Den günstigen Preis von 9.200 Euro holt die Kove 450 Rally aus den Komponenten raus. Wo die Repliken nur das Top-Material aus dem obersten Regal auffahren, dämpft, federt und bremst die Kove mit einfacher Kost. Die Federelemente stammen von einer unbekannten China-Marke und bieten je nach Version zwischen 260 und 305 Millimetern Federweg vorn und 250 bis 300 Millimetern hinten. Die Bremsen stammen von Tasko, das ABS liefert Bosch und die Bereifung CST. Kove selbst wirbt mit einem kleinen 14-Liter-Tank für die Rally. Das wäre allerdings nur weniger als die Hälfte der Verbrennungsenergie, wie die KTM Rally mit ihrem 33-Liter-Tank. Optional und ohne Zulassung erweitert Kove das Volumen auf 32 Liter, wahlweise dient der Tank unter dem Sitz als Trinkwasserspeicher. Trotzdem: 145 Kilo trocken gibt Kove an. Die Homologationsdaten aus der Schweiz weisen 155 Kilo fahrfertig aus.
Fazit
Ein Kracher: Die Kove 450 Rally bringt legale 42 PS auf die Straße und kostet nur 9.200 Euro kostet, allerdings zur Selbstmontage. Kontext: Die übrigen 450er-Viertakter leisten mit Zulassung nur 20 PS und kosten gut das 3-fache. Vielleicht ein Pro und ein Contra zugleich: Im Vergleich von MOTORRAD funktioniert die Kove nur, wenn sie richtig hart durch das Gelände geprügelt wird. Bummelkurs und Straße sind kein empfehlenswertes Terrain für die Rally. © Motorrad-Online
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.