Der neue Audi-Chef Gernot Döllner will die Entwicklung verschlanken und beschleunigen. Die Restrukturierungsmaßnahme betrifft etwa 10.000 Mitarbeiter.
Vor gut einem Jahr erst hat Gernot Döllner den Vorstandsvorsitz der Audi AG übernommen. Seither krempelt er den Ingolstädter Autobauer kräftig um. Los ging es im Vorstand, den im März 2024 Entwicklungs-Chef Oliver Hoffmann verlassen musste. Dessen Nachfolge trat Döllner selbst an. In seiner Funktion als Audi-Chef und -Entwicklungsvorstand setzt er nun eine grundlegende Reform in der Fahrzeugentwicklung um: Wie Audi offiziell bestätigt, führt die VW-Tochter Anfang des kommenden Jahres das sogenannte Baureihenprinzip ein und wendet dabei die Prinzipien der Matrix-Organisation an.
Video: Audi-Chef Gernot Döllner im Interview
Insgesamt wirkt sich die Restrukturierung auf etwa 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. Sie bekommen entweder andere Aufgaben oder neue Posten. Das Konzept stammt ausgerechnet von Porsche, als weitere und stets profitable Premiummarke Audis größter Rivale innerhalb des Volkswagen-Konzerns. Döllner hat es während seiner Zeit in Stuttgart kennengelernt, bevor er nach einer Station im VW-Management nach Ingolstadt wechselte. Bei Porsche wird das Baureihenprinzip in der Entwicklung bereits seit der Jahrtausendwende erfolgreich praktiziert. Die Konzern-Kernmarke Volkswagen adaptierte es ebenfalls und dem "Handelsblatt" zufolge soll es auch BMW anwenden.
Mehr Verantwortung für die Baureihenleiter
Hinter dem Prinzip steckt die Idee, dass die jeweiligen Entwicklungsleiter eine Baureihe von der Idee bis zum fertigen Produkt betreuen und verantworten. Sie erhalten neben der Budget- und Einkaufsverantwortung auch mehr Zugriff auf das Personal der technischen Entwicklung. Die Themen Strategie, Steuerung und Umsetzung sollen von der Fahrzeugentwicklung dagegen abgetrennt werden. Dafür gibt es künftig eine eigene Organisationseinheit, die direkt an Gernot Döllner berichtet.
Zudem sollen einzelne Baureihen, die sich in Entwicklung und Produktion stark ähneln, in Modellklassen zusammengeführt werden. Bei Audi könnten so die eher kompakten Modelle wie A3, A4 und A5 eine Klasse bilden, während sich darüber eine Oberklasse-Gruppe bestehend aus A6, A7 und A8 ansiedelt. Diese Produktgruppen sollen künftig als "Unternehmen im Unternehmen" geführt werden.
"Effizienter, wettbewerbsfähiger, resilienter"
Die Revolution in der Audi-Entwicklung soll die Prozesse beschleunigen, da ganze Hierarchieebenen künftig wegfallen. Dem "Handelsblatt" zufolge sollen 70 Führungsposten gestrichen werden. Gleichzeitig soll das Baureihenprinzip jenen Technologiefokus stärken, den der bekannte Marken-Slogan symbolisiert. "Vorsprung durch Technik und Innovationskraft sind zwei elementare Säulen unseres Produktversprechens", sagt Döllner. "Um unserem Anspruch auch weiterhin gerecht zu werden, müssen wir Audi wieder fit für die Zukunft machen.” Der CEO will den Autobauer "effizienter, wettbewerbsfähiger und resilienter für die Zukunft aufstellen".
Zuletzt schien Audi der "Vorsprung durch Technik" abhandengekommen zu sein. Vor allem die teils jahrelangen Verzögerungen – insbesondere beim Elektro-SUV-Imageträger Q6 E-Tron -, die vorrangig von Problemen bei der Software-Entwicklung herrührten, legten die Probleme bei Audi offen. Damit derartige Schwierigkeiten künftig der Vergangenheit angehören, kündigte der Vorstand die Reorganisation weiterer Geschäftsbereiche an.
Hinweis: In der Fotoshow zeigen wir Ihnen den A6 E-tron, Audis neue Elektro-Baureihe in der Oberen Mittelklasse. © auto motor und sport
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