Heute startet in Berlin der Dieselgipfel. Damit Diesel sauberer werden, wollen die Autobauer die Motor-Software der Autos verbessern. Reicht nicht, sagen viele Politiker und Umweltschützer, sie müssten auch an die "Hardware" ran. Aber was heißt das eigentlich?
Eine SOFTWARE ist in alle neueren Autos integriert, seit über 20 Jahren. Der Computer an Bord, das Motorsteuergerät, steckt in einer Metallbox, etwa 15 x 15 x 5 Zentimeter groß. Er verarbeitet alle Informationen von den Sensoren, etwa Geschwindigkeit und Temperatur, und regelt verschiedene Funktionen und Bauteile - darunter auch die Abgasreinigung.
Die modernste ist der SCR-KATALYSATOR, das steht für selektive katalytische Reduktion. Zusammen mit der Harnstofflösung AdBlue, die in den Abgasstrom eingespritzt wird, werden am Katalysator die gesundheitsschädlichen Stickoxide reduziert und zurück in Stickstoff umgewandelt.
Nicht ganz so effektiv ist ein SPEICHERKATALYSATOR, der Stickoxide zwischenspeichert und durch geringe Mengen Kraftstoff - also einen anderen Stoff als beim SCR-Katalysator - zurück zu Stickstoff umwandelt.
Eine weitere Variante ist die sogenannte ABGASRÜCKFÜHRUNG, die es schon lange gibt. Dabei wird Abgas so der Frischluft zugeführt, dass weniger Stickoxide entstehen. Das reicht aber nicht aus, um die strengsten Abgasnormen zu erfüllen.
Das würde eine Software-Nachrüstung für Diesel bringen
Die Software in einem Auto regelt etwa, wie intensiv die Abgase wann gereinigt werden. Im Zuge der Abgasaffäre wurde bekannt, dass etwa bei hohen oder niedrigen Temperaturen in einigen Modellen nicht gereinigt wird. Die Autobauer erklären das mit dem Schutz des Motors. Hier könnten Hersteller mit einem Software-Update nachbessern.
Roland Baar von der Technischen Universität Berlin hat bis vor elf Jahren für VW in Wolfsburg Diesel-Motoren entwickelt. Heute ist er Professor im öffentlichen Dienst und war unter anderem Gutachter für den Untersuchungsausschuss des Bundestags zur Abgas-Affäre.
Software-Updates könnten bei der Abgasreinigung viel erreichen, sagt der Ingenieur - eine konkrete Prozentzahl für die Stickoxid-Minderung zu nennen, sei aber nicht möglich. Der "Motorschutz", mit dem viele Hersteller das Abschalten der Reinigung begründet haben, sei für moderne Motoren gar nicht mehr notwendig.
Kritischer sieht Baar Umrüstungen an der HARDWARE, also am Motor selbst: "Die Vorstellung, dass man SCR-Systeme einfach an einen Motor ranhängt, der bisher keines hatte, ist eine Utopie." Die Teile im Auto seien eng miteinander verzahnt und aufeinander abgestimmt.
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