Ein eigenes Auto? Das brauche ich nicht. Seitdem sich Carsharing in deutschen Großstädten zunehmend etabliert, vertreten immer mehr Menschen diese Einstellung. Das für einen kurzen Zeitraum gemietete Auto löst inzwischen das eigene Fahrzeug vielerorts ab. Teilen sich viele Menschen ein Auto, wird die Umwelt geschont - und der eigene Geldbeutel. Aber stimmt das tatsächlich?

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Für wen und wann lohnt sich Carsharing eigentlich? Dieser Frage ist auch die Zeitschrift "Finanztest" der Stiftung Warentest nachgegangen und hat verschiedene Modellrechnungen aufgestellt. Dabei zeigt sich: Nicht für jeden ist das geteilte Auto die rentabelste Möglichkeit der Fortbewegung. Wer sich für Carsharing entscheidet, hat zudem die Qual der Wahl zwischen immer mehr Anbietern am Markt. Im Folgenden haben wir eine Übersicht über die Kriterien erstellt, auf die es zu achten gilt.

Das sollten Sie bei der Auswahl des Anbieters berücksichtigen

Interessieren Sie sich für Carsharing, erkundigen Sie sich zunächst, welche Anbieter vor Ort vertreten sind. In deutschen Großstädten sollten Sie zum Beispiel DriveNow (von BMW und sixt), Flinkster (von der Deutschen Bahn), Stadtmobil, CiteeCar, Cambio oder Car2go (von Daimler und Europcar) vorfinden. Machen Sie sich mit den Konditionen der Automiete vertraut, vergleichen Sie Preise, die Größe der Fahrzeugflotte, Nutzungsbedingungen und sonstige Services. Achten Sie darauf, ob die Autos an einer Station abgeholt und abgegeben werden müssen oder ob sie überall im Stadtgebiet geparkt werden können.

Beispiel Car2go: Das kostet Carsharing mit Daimler und Europcar

Car2go ist aktuell beispielsweise in sieben deutschen Städten vertreten und bietet mehr als 3.000 Fahrzeuge an. Möchten Sie das Angebot nutzen, wird eine einmalige Registrierungsgebühr in Höhe von 19,90 Euro fällig. Per Internet oder Handy-App finden Sie das nächste verfügbare Auto und können dies für 0,29 Euro pro Minute, 14,90 Euro pro Stunde oder 59 Euro pro Tag mieten. 50 Kilometer sind dabei inklusive, darüber hinaus kostet jeder gefahrene Kilometer 29 Cent. Die Parkzeit schlägt mit 0,19 Euro pro Minute zu Buche. Tanken ist bei Car2go und vielen anderen Anbietern inklusive und muss nicht vom Fahrer erledigt werden (sofern nicht akut nötig).

Für einen kurzen Einkauf in der Stadt mit einer Fahrzeit von 20 Minuten und einer Parkdauer von 20 Minuten würde ein registriertes Car2go-Mitglied dementsprechend 9,60 bezahlen. Die Einzelfahrt mit dem eigenen Pkw ist sicherlich günstiger. Allerdings: Beim eigenen Auto kommen zunächst Kosten für die Anschaffung und später Kosten für Kraftstoff, Versicherung, Steuern, Inspektionen und Reparaturen hinzu.

Der eintägige Wochenendausflug zu den 70 Kilometer entfernt lebenden Verwandten schlägt dann allerdings schon mit 85,10 Euro zu Buche (Tagespauschale in Höhe von 59 Euro plus 26,10 Euro für die nicht in der Pauschale abgedeckten 90 Kilometer auf Hin- und Rückfahrt). Da kann es deutlich günstiger sein, einen regulären Mietwagen für einen Tag auszuleihen.

Fazit: Wann lohnt sich die Kurzzeitmiete?

Zwar handelt es sich bei Car2go nur um einen von vielen Carsharing-Anbietern. Die Tarife sind bei vielen Unternehmen jedoch vergleichbar. Das einfache Rechenbeispiel zeigt daher: Carsharing lohnt sich insbesondere für kurze Fahrten (sowohl zeitlich als auch hinsichtlich der zurückgelegten Strecke) innerhalb von Großstädten. Lange und weite Touren sind mit einem Mietwagen in der Regel kostengünstiger zu absolvieren. Wer einfache Fahrten (ohne Rückweg) unternimmt und das nur selten, sollte zudem prüfen, ob nicht sogar eine Fahrt mit dem Taxi günstiger sein kann.

Für wen kommt Carsharing also hauptsächlich infrage?

Carsharing ist für Großstädter, die nur ab und zu ein Auto benötigen, eine super Alternative zum eigenen Auto. Menschen, die zum Einkaufen drei- bis viermal die Woche ein Fahrzeug mieten wollen, um Getränkekisten nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln transportieren zu müssen, sind die idealen Carsharing-Kunden. Junge Menschen können zudem häufig von speziellen Rabatten für Studenten oder Azubis profitieren, um dann kostengünstig mal eben zu Ikea oder einem Baumarkt zu fahren.

Carsharing eignet sich hingegen weniger für Menschen, die im Umland von Großstädten wohnen, die jährlich mehr als 10.000 Kilometer zurücklegen oder Pendler, die hauptsächlich im Berufsverkehr unterwegs sind. Zu dieser Zeit können selbst kurze Fahrten lange dauern und dementsprechend teuer werden.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

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